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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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keine.
    »Ziehen Sie sich lieber was an«, sagte ich. »Wir müssen Sie wirklich dringend zum Gericht bringen.«
    »Na schön«, sagte DeChooch. »Ist schließlich egal, wo ich rumhänge. Da kann ich auch im Gericht meine Zeit vertun.« Er stand auf, stieß einen mutlosen Seufzer aus und schlurfte mit hängenden Schultern zur Treppe. Dort drehte er sich um und sah uns an. »Ich brauche nur eine Minute.«
    Das Haus ähnelte dem Haus meiner Eltern. Nach vorne raus lag das Wohnzimmer, in der Mitte das Esszimmer und nach hinten raus, zu einem schmalen Garten hin, die Küche. Oben befanden sich drei kleine Schlafzimmer und das Badezimmer.
    Lula und ich saßen in der Dunkelheit und der Stille und lauschten den Schritten von DeChooch im Schlafzimmer über uns.
    »Der hätte lieber die kleinen Muntermacher Prozac schmuggeln und sich gleich selbst ein paar einwerfen sollen«, sagte Lula.
    »Ich finde, er sollte mal seine Augen untersuchen lassen«, sagte ich. »Meine Tante Rosa wurde auch am grauen Star operiert, und jetzt kann sie wieder sehen.«
    »Ja, ja, mit gesunden Augen würde er sicher noch mehr Menschen töten. Das würde ihn ganz bestimmt aufmuntern.«
    Also gut, sollte er sich seine Augen lieber doch nicht operieren lassen.
    Lula sah hinüber zur Treppe. »Was macht er da bloß? Eine Hose anzuziehen kann doch nicht so lange dauern.«

    »Vielleicht findet er sie nicht.«
    »Glaubst du, dass er blind ist?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich höre ihn auch gar nicht mehr in seinem Zimmer rumoren«, sagte Lula. »Vielleicht ist er eingeschlafen. Das soll bei alten Leuten vorkommen.«
    Ich ging zum Fuß der Treppe und rief nach oben. »Mr. DeChooch? Alles in Ordnung?«
    Keine Antwort.
    Ich rief noch mal.
    »O Mann«, sagte Lula.
    Ich lief die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal nehmend. Die Tür zu DeChoochs Schlafzimmer war geschlossen, ich schlug mit der Faust dagegen. »Mr. DeChooch?«
    Immer noch keine Antwort.
    Ich machte die Tür auf und schaute ins Zimmer. Es war leer. Das Badezimmer war auch leer, ebenso die beiden anderen Schlafzimmer. Von DeChooch keine Spur.
    Scheiße.
    »Was ist los?«, rief Lula von unten herauf.
    »DeChooch ist weg.«
    »Wie bitte?«
    Lula und ich durchsuchten das ganze Haus. Wir sahen unter den Betten nach und in Kleiderschränken. Wir sahen im Keller nach und in der Garage. In DeChoochs Kleiderschrank hingen seine Klamotten, im Badezimmer lag noch seine Zahnbürste, und in der Garage stand friedlich sein Auto.
    »Da brat mir doch einer einen Storch«, sagte Lula. »Wie ist der Mann bloß an uns vorbeigekommen? Wir haben die ganze Zeit vorne im Wohnzimmer gesessen. Wir hätten ihn doch an uns vorbeischleichen sehen müssen.«

    Wir standen im Garten, und ich warf einen Blick hoch zum ersten Stock. Das Badezimmerfenster befand sich direkt über dem kleinen Vordach, das den Hinterausgang von der Küche zum Garten vor Regen schützte. Genau wie bei meinen Eltern. Als ich noch zur Schule ging, bin ich spätnachts auch immer aus dem Fenster geklettert, um mich mit meinen Freunden zu treffen. Meine Schwester Valerie, das Musterkind, hat so was natürlich nie gemacht.
    »Möglicherweise ist er aus dem Fenster gestiegen«, sagte ich. »Und tief springen brauchte er auch nicht, dafür sind die beiden Mülltonnen ganz dicht an die Hauswand gerückt.«
    »Der hat vielleicht Nerven. Erst macht er einen auf alt und schwach und depressiv, und dann, kaum hat man ihm den Rücken zugedreht, klettert er aus dem Fenster. Ich sag’s ja, heutzutage kann man keinem Menschen mehr trauen.«
    »Er hat uns reingelegt.«
    »Aber hallo.«
    Ich ging zurück ins Haus, durchsuchte die Küche und fand mit wenig Aufwand einen Schlüsselbund. Einen der Schlüssel probierte ich an der Haustür. Er passte. Ich schloss ab und steckte die Schlüssel in die Tasche. Meiner Erfahrung nach kehrt jeder Mensch früher oder später nach Hause zurück. Und wenn DeChooch nach Hause käme , könnte er auf die Idee kommen, die Tür zu verriegeln.
    Ich klopfte an Angelas Tür und fragte sie, ob sie zufällig Eddie DeChooch bei sich versteckt hätte. Sie behauptete, ihn den ganzen Tag nicht gesehen zu haben; ich gab ihr daher meine Visitenkarte und wies sie an, mich zu benachrichtigen, falls DeChooch wieder auftauchte.
    Lula und ich stiegen in mein neues Auto, und ich ließ den Motor an. Im selben Moment sah ich DeChoochs Schlüssel noch einmal vor meinem inneren Auge. Hausschlüssel.
Autoschlüssel, und da war noch ein dritter

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