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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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auf.«
    »Jede Wette, dass er sich in seinem Freizeitklub aufhält«, sagte Vinnie.
    Vereine hatte es früher viele in Burg gegeben, und sie verfügten über Macht. Sie waren deswegen so mächtig, weil von dort aus das Nummernspiel betrieben wurde, eine Art Bingo. Dann trat der Staat Jersey auf den Plan und legalisierte das Glücksspiel, und die örtlichen Bingobetriebe gingen
den Bach runter. Heute gibt es nur noch wenige Freizeitklubs, und ihre Mitglieder sitzen rum und blättern in alten Ausgaben von Modern Maturity , dem Blättchen für jung gebliebene Rentner, oder tauschen sich über die Vorzüge ihrer Herzschrittmacher aus.
    »Ich glaube nicht, dass sich DeChooch in seinem Verein aufhält«, sagte ich zu Vinnie. »Wir haben nämlich Loretta Ricci in seinem Geräteschuppen gefunden, mausetot. Ich glaube, DeChooch hat sich längst nach Rio abgesetzt.«
     
    Weil ich nichts Besseres zu tun hatte, fuhr ich nach Hause zu meiner Wohnung. Der Himmel war wolkenverhangen, Nieselregen hatte eingesetzt. Es war früher Nachmittag, und der grauenvolle Anblick von Loretta Ricci hatte mich fertig gemacht. Ich stellte den Wagen auf dem Mieterparkplatz ab, stieß die Schwingtür aus Glas auf, die zur Eingangshalle führte, und fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock.
    Nachdem ich die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, ging ich schnurstracks zum Anrufbeantworter, dessen rotes Lämpchen aufgeregt blinkte.
    Die erste Nachricht war von Joe Morelli. »Ruf an.« Es klang nicht sehr freundlich.
    Die zweite Nachricht war von meinem speziellen Freund MoonMan. »Ej, Mann, ej«, sagte er. »Hier ist MoonMan.« Mehr nicht, das war alles.
    Die dritte Nachricht war von meiner Mutter. »Womit habe ich das verdient?«, fragte sie. »Wieso muss meineTochter ständig Tote finden? Was habe ich falsch gemacht? Emily Beebers Tochter findet nie Tote. Joanne Malinoskis Tochter findet nie Tote. Nur meine Tochter. Womit habe ich das verdient?«
    In Burg sprechen sich Neuigkeiten schnell herum.
    Auch die vierte und letzte Nachricht war von meiner Mutter.
»Ich koche heute zum Abendessen ein Hühnchen, und zum Nachtisch gibt es gestürzten Ananaskuchen. Ich decke für dich mit. Könnte ja sein, dass du nichts anderes vorhast.«
    Meine Mutter ging ganz schön ran mit ihrem Kuchen.
    Hamster Rex schlummerte in der Suppendose in seinem Käfig auf dem Küchentresen. Ich klopfte an die Seitenwand und sagte Guten Tag, aber Rex rührte sich nicht. Nach einer anstrengenden Nacht in seinem Laufrad galt es, Schlaf nachzuholen.
    Ich überlegte, ob ich Morelli gleich zurückrufen sollte, entschied mich aber dann dagegen. Bei unserem letzten Gespräch hatten wir uns zum Schluss laut angebrüllt. Die Mittagsstunden in Gesellschaft von Mrs. Ricci hatten mir jegliche Kraft geraubt, mich noch mit Morelli zu streiten.
    Ich trottete ins Schlafzimmer, ließ mich aufs Bett fallen und dachte nach. Nachdenken ist fast das Gleiche wie ein Nickerchen machen, lediglich die Intention ist eine andere. Ich war gerade mit intensivem Nachdenken beschäftigt, da klingelte das Telefon. Als ich es endlich geschafft hatte, mich von meinem Zustand loszusagen, war niemand mehr in der Leitung, nur eine weitere Nachricht von Mooner auf dem Anrufbeantworter.
    »Reinfall«, sagte Mooner. Sonst nichts. Das war alles.
    MoonMan war bekannt für seine Selbstexperimente mit Medikamenten, und meistens redete er unzusammenhängendes Zeug. Für gewöhnlich war es das Beste, man ignorierte ihn einfach.
    Ich guckte in meinen Kühlschrank und fand: ein Glas Oliven, einen matschigen, angebräunten Salatkopf, eine Apfelsine mit blauen Schimmelflecken und eine Flasche Bier. Keinen gestürzten Ananaskuchen.
    Einige Kilometer weiter, im Haus meiner Eltern, gab es
gestürzten Ananaskuchen. Ich überprüfte den Hosenbund von meiner Jeans. Da gab es keinen Platz mehr. Wahrscheinlich brauchte ich den Kuchen gar nicht.
    Ich trank das Bier und aß einige Oliven. Sie schmeckten nicht schlecht, aber es war kein Kuchen. Resigniert seufzte ich. Ich würde einknicken. Ich wollte Kuchen essen, unbedingt.
     
    Meine Mutter und meine Oma standen schon in der Tür, als ich vor unserem Haus vorfuhr. Kurz nachdem Grandpa mit seinem Eimer voller Kleingeld zum ewigen Glücksspieler in den Himmel aufgestiegen war, hatte Grandma Mazur ihre Zelte bei meinen Eltern aufgeschlagen. Vergangenen Monat hatte sie endlich ihre Fahrprüfung bestanden und sich eine rote Corvette zugelegt. Es dauerte genau fünf Tage, und sie hatte genügend

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