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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Radau?«
    »Ich wollte zu Eddie.«
    Sie musterte mich aus der Nähe, und ihre Miene erhellte sich, als sie mich erkannte. »Stephanie Plum. Meine Güte, Sie habe ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich habe gehört, dieser Polizist von der Sitte hätte Sie geschwängert. Wie heißt er doch gleich? Joe Morelli.«
    »Ein böses Gerücht.«
    »Was ist nun mit DeChooch?«, fragte Lula. »Hat er sich mal blicken lassen in letzter Zeit?«
    »Der ist nebenan, zu Hause«, sagte Angela. »Aber er geht kaum noch raus. Hat Depressionen. Will mit keinem reden und so.«
    »Er geht nicht an die Tür.«
    »Er geht nicht mal ans Telefon. Sie können ruhig ins Haus gehen. Er lässt die Tür immer unverschlossen. Er sagt, er wartet darauf, dass jemand kommt und ihn erschießt und ihn von seinem Leid erlöst.«
    »Ganz bestimmt nicht wir«, sagte Lula. »Obwohl - wenn er ein bisschen was springen lässt, wüsste ich da jemanden, der …«
    Vorsichtig drückte ich Eddies Haustür auf und trat in den Flur. »Mr. DeChooch?«
    »Hauen Sie ab.«
    Die Stimme kam aus dem Wohnzimmer rechts von mir.
Die Rollos waren heruntergezogen, und der Raum war dunkel. Ich blinzelte mit den Augen in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    »Ich bin’s, Mr. DeChooch. Stephanie Plum. Sie haben Ihren Gerichtstermin verpasst. Vinnie macht sich schon Sorgen um Sie.«
    »Ich gehe nicht zum Gericht«, sagte DeChooch. »Nirgendwo gehe ich hin.«
    Ich trat weiter ins Zimmer und sah ihn jetzt in einer Ecke auf einem Stuhl sitzen. DeChooch war ein drahtiger kleiner Mann mit weißen zerzausten Haaren. Er trug nur Unterhemd und Boxershorts am Leib, an den Füßen schwarze Socken und schwarze Schuhe.
    »Was sollen denn die Schuhe?«, fragte Lula.
    DeChooch sah hinab. »Ich friere an den Füßen.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie ziehen sich fertig an, und wir bringen Sie zum Gericht, damit Sie einen neuen Termin vereinbaren können«, sagte ich.
    »Hören Sie schlecht? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nirgendwohin gehe. Gucken Sie mich doch an. Ich bin depressiv.«
    »Sie haben keine Hose an. Vielleicht kommen daher Ihre Depressionen«, sagte Lula. »Ich jedenfalls wäre beruhigter, wenn ich nicht befürchten müsste, jeden Moment Ihren Piepmatz aus den Boxershorts baumeln zu sehen.«
    »Sie haben ja keine Ahnung«, sagte DeChooch. »Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, alt zu sein und nichts mehr auf die Reihe zu kriegen.«
    »Ja, ja, woher sollte ich auch?«, sagte Lula.
    Lula und ich hatten nur Ahnung, was es bedeutet, jung zu sein und nichts mehr auf die Reihe zu kriegen. Lula und ich kriegen nie was auf die Reihe.

    »Was tragen Sie da eigentlich?«, fragte mich DeChooch. »Ist das etwa eine kugelsichere Weste? Scheiße. Sehen Sie, was ich meine? Das ist einfach entwürdigend für mich. Das ist so, als würden Sie mich für zu blöd halten, Ihren Kopf zu treffen.«
    »Sie hat sich nur gedacht, ein bisschen Vorsicht wäre ratsam, weil Sie damals doch das Bügelbrett umgenietet haben«, erklärte Lula.
    »Das Bügelbrett! Das Bügelbrett! Was anderes kriege ich nicht mehr zu hören! Da macht man einen einzigen Fehler, und die Welt spricht nur noch darüber.« Er machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. »Ach, Mist, warum soll ich Ihnen etwas vormachen. Ich zähle doch längst zum alten Eisen. Wissen Sie, weswegen man mich verhaftet hat? Ich wurde verhaftet, weil ich Zigaretten aus Virginia geschmuggelt habe. Ich kann nicht mal mehr richtig Zigaretten schmuggeln.« Er ließ den Kopf hängen. »Ich bin eine Niete. Eine Scheißniete. Da kann ich mich auch gleich erschießen.«
    »Vielleicht haben Sie nur gerade eine Pechsträhne«, sagte Lula. »Wetten? Wenn Sie das nächste Mal wieder was schmuggeln, klappt es ganz bestimmt.«
    »Meine Prostata ist hinüber«, sagte DeChooch. »Ich habe unterwegs angehalten, weil ich pissen musste. Dabei haben sie mich geschnappt, auf der Toilette der Raststätte.«
    »Das ist wirklich ungerecht«, sagte Lula.
    »Das ganze Leben ist eine Ungerechtigkeit. Im Leben geht es nie gerecht zu. Ich habe hart gearbeitet, und ich habe mir alles Mögliche - angeschafft. Und jetzt bin ich alt, und was passiert? Ich lasse mich beim Pinkeln verhaften. Oberpeinlich.«
    Das Haus war in keinem besonderen Stil eingerichtet,
vermutlich hatten sich die Möbel im Laufe der Jahre einfach so angesammelt. Eine Mrs. DeChooch gab es nicht. Sie war vor Jahren gestorben. Und DeChooch-Ableger gab es, soweit mir bekannt war, auch

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