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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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vorgestellt hatte.«
    »Gefällt mir, der Look ohne Bluse. Könnte ich mich daran gewöhnen.«
    Im Flur zog ich mich aus, und Morelli stopfte meine Kleider gleich in die Waschmaschine. Als er zurückkam, stand ich noch immer da, mit nichts am Leib außer den Stöckelschuhen und Schlammspritzern.
    »Ich würde gerne duschen«, sagte ich zu ihm, »aber wenn ich keine Schlammspuren auf deiner Treppe hinterlassen soll, dann schütte doch lieber im Garten einen Eimer Wasser über mich.«
    »Ich weiß, es ist irgendwie pervers«, sagte Morelli, »aber ich kriege einen Ständer.«
     
    Morelli wohnt in einem Reihenhaus in der Slater Street, nicht weit entfernt von Burg. Er hat es von seiner Tante Rose geerbt und daraus ein gemütliches Heim geschaffen. Wer hätte das gedacht. Die Welt steckt voller Rätsel. Das Haus ähnelt in vielem dem Haus meiner Eltern, es ist eng und
bietet nur spärlichen Luxus, aber es ist angefüllt mit vertrauten Gerüchen und Erinnerungen. Bei Morelli setzten sich die Gerüche zusammen aus Pizza, frischer Farbe und Hund. Morelli renovierte Stück für Stück die Fensterrahmen.
    Wir saßen um seinen Küchentisch, ich, Morelli und Bob. Morelli aß eine Scheibe Rosinenzimttoast und trank Kaffee, Bob und ich machten uns über den restlichen Inhalt des Kühlschranks her. Nach einem Abend aufreibender Schlammwrestlingkämpfe geht doch nichts über ein üppiges Frühstück.
    Ich trug ein T-Shirt von Morelli, eine geliehene Trainingshose, und ich lief barfuß, weil meine Schuhe immer noch feucht waren, wahrscheinlich würden die Dinger sowieso im Müll landen.
    Morelli trug die üblichen Klamotten für seine Arbeit als Zivilpolizist.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich zu ihm. »Dieser Kerl fährt in einem weißen Cadillac herum, und die Polizei nimmt ihn nicht fest. Wie kommt das?«
    »Vermutlich fährt er nicht so häufig. Er wurde einige Male gesehen, aber immer waren die Kollegen gerade nicht in der Lage, die Verfolgung aufzunehmen. Einmal war es Mickey Greene auf einer Fahrradstreife. Ein andermal stand der Polizeiwagen im Stau. Außerdem genießt die Sache keine Priorität. Wir haben niemanden, der nur dazu abkommandiert ist, ihn aufzustöbern.«
    »Der Mann ist ein Mörder. Hat das keine Priorität?«
    »Er wird nicht unbedingt wegen Mordes gesucht. Loretta Ricci ist an Herzversagen gestorben. Im Moment wird er nur gesucht, weil wir ihn vernehmen wollen.«
    »Ich glaube, er hat einen Schmorbraten aus Dougies Tiefkühlfach gestohlen.«

    »Das erhöht den Einsatz natürlich. Das bringt ihn sicher ganz nach oben auf die Prioritätenliste.«
    »Findest du das nicht auch seltsam, dass so einer einen Schmorbraten klaut?«
    »Wenn man so lange als Polizist gearbeitet hat wie ich, kommt einem gar nichts mehr seltsam vor.«
    Morelli trank seinen Kaffee, wusch die Tasse aus und stellte sie in die Spülmaschine. »Ich muss los. Willst du noch hier bleiben?«
    »Nein. Du kannst mich nach Hause bringen. Die Arbeit ruft. Termine, Termine!« Und ich brauchte ein Paar Schuhe.
    Morelli setzte mich vor meiner Haustür ab. Ich ging barfuß nach oben, Morellis Kleidung am Leib, meine eigene unterm Arm. In der Eingangshalle traf ich auf Mr. Morganstern.
    »Das muss ja eine Nacht gewesen sein«, sagte er. »Sie kriegen zehn Dollar, wenn Sie mir die Einzelheiten verraten.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Dafür sind Sie viel zu jung.«
    »Und wenn ich mein Angebot auf zwanzig erhöhe? Nur müssten Sie dann bis zum Ersten des nächsten Monats warten, dann kriege ich meine Sozialhilfe.«
    Zehn Minuten später war ich umgezogen und wieder zur Tür hinaus. Erst wollte ich noch bei Melvin Baylor vorbeifahren, bevor er zur Arbeit ging. Zu Ehren meiner Harley zog ich mir Boots, Jeans, T-Shirt und die Lederjacke von Schotts an. Ich röhrte vom Parkplatz und erwischte Melvin noch, der gerade sein Auto aufschließen wollte. Das Türschloss war verrostet, und der Schlüssel ließ sich kaum umdrehen. Warum Melvin die Mühle überhaupt abgeschlossen hatte, war nicht nachvollziehbar. An so einem Auto hätte sich niemand vergriffen. Melvin trug Anzug und Krawatte,
und mit Ausnahme der schwarzen Ringe unter den Augen sah er schon viel manierlicher aus.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte ich, »aber Sie müssen zum Gericht und einen neuen Termin vereinbaren.«
    »Und meine Arbeit? Ich muss jetzt zur Arbeit.«
    Melvin Baylor war eigentlich ein liebenswerter Trottel. Woher er den Schneid genommen hatte, auf den Hochzeitskuchen zu

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