Mitten ins Herz - Roman
DeChooch«, sagte ich. »Er ist unterwegs hierher.«
Sophia sah mich misstrauisch an. »Ronald DeChooch.« Sie spuckte auf den Küchenboden. »Jetzt wissen Sie, was ich von Ronald DeChooch halte. Dass er Louies Herz hat, glaube ich erst, wenn ich mich mit eigenen Augen davon überzeugt habe.«
Offenbar hatte man ihr meine Beteiligung an der Sache verschwiegen.
»Meine Schwester müssen Sie losbinden«, bat Christina. »Sie sehen doch, dass es ihr nicht gut geht.«
»Hast du Handschellen dabei?«, fragte Ranger mich.
Ich kramte in meiner Tasche und holte die Handschellen heraus.
»Fessel sie an den Kühlschrank«, sagte Ranger, »und dann guck nach, ob du irgendwo einen Erste-Hilfe-Kasten findest.«
Wir hatten beide Erfahrung mit Schusswunden, deswegen beherrschten wir die Kunst des Verbindens routiniert. Im oberen Badezimmer entdeckte ich Verbandszeug, legte eine sterile Kompresse auf Rangers Arm und befestigte sie mit einem Mullverband und Klebestreifen.
Danach versuchte Ranger, die verschlossene Tür neben der Küche zu öffnen.
»Wo ist der Schlüssel?«, fragte er.
»Von mir aus können Sie in der Hölle schmoren«, sagte Sophia und giftete uns aus ihren Schlangenaugen an.
Ranger stemmte einmal den Fuß gegen die Tür, und diese sprang krachend auf. Vor uns lag ein Treppenabsatz, dahinter Stufen, die zum Keller führten. Es war pechschwarz. Ranger schaltete das Licht ein und stieg mit gezogener Waffe die Treppe hinunter. Es war kein vollständiges Untergeschoss, und es fanden sich die üblichen Ansammlungen von Kisten und Werkzeug sowie Gegenständen, die zu gut erhalten waren, um weggeschmissen zu werden, aber keinerlei praktischen Nutzen hatten; einige Terrassenmöbel, teilweise mit zerschlissenen Laken bedeckt. Eine Ecke des Kellers war der Heizung, die andere schmutziger Wäsche vorbehalten, und eine dritte war vom Boden bis zur Decke mit Schlackensteinen abgetrennt und bildete einen in sich geschlossenen Raum, etwa drei mal drei Meter. Die Tür war aus Metall und hatte ein Vorhängeschloss.
Ich sah Ranger an. »Luftschutzbunker? Kartoffelkeller? Vorratskeller?«
»Scheiß drauf«, sagte Ranger. Er bedeutete mir zurückzutreten und zertrümmerte mit zwei Schüssen das Schloss.
Wir zogen die Tür auf und taumelten zurück, von dem Gestank nach Angst und Exkrementen schier erschlagen. Der kleine Raum war unbeleuchtet, aber aus der gegenüberliegenden
Ecke schauten uns zwei Augenpaare an. Mooner und Dougie hockten aneinander gekauert auf der Erde. Sie waren nackt und schmutzig, die Haare verfilzt, die Arme übersät mit offenen Entzündungen. Die beiden waren mit Handschellen an einen Metalltisch gekettet, der fest an der Wand montiert war, auf dem Boden lagen verstreut Wasserflaschen aus Plastik und leere Brottüten.
»Ej, Mann, ej«, sagte Mooner.
Ich spürte, wie meine Beine nachgaben und ich in die Knie ging.
Ranger zog mich mit einem Griff unter die Achsel wieder hoch. »Heb dir das für später auf«, sagte er. »Hol die Laken von den Terrassenmöbeln.«
Noch ein paar Schüsse, und Ranger hatte sie von den Fesseln befreit.
Mooner war in einer besseren Verfassung als Dougie. Dougie war länger eingesperrt gewesen. Er hatte an Gewicht verloren, und seine Arme trugen die Narben von Brandwunden.
»Ich dachte schon, ich müsste hier sterben«, sagte Dougie.
Ranger und ich sahen uns nur an. Wenn wir nicht eingegriffen hätten, wäre es sicher so weit gekommen. Sophia hätte die beiden nach der Entführung und der Folter nicht einfach so laufen lassen.
Wir hängten ihnen die Laken um und brachten sie nach oben. Ich ging in die Küche, um die Polizei zu benachrichtigen, und traute meinen Augen nicht: Am Türgriff des Kühlschranks baumelte ein Paar Handschellen. Die Tür war blutverschmiert. Die beiden Frauen waren verschwunden.
Ranger stand hinter mir. »Die muss sich die Hand abgebissen haben«, sagte er.
Ich wählte die Notrufnummer, und zehn Minuten später
fuhr ein Streifenwagen vor, gefolgt von einem zweiten Wagen und dem Notarzt.
Erst am frühen Abend konnten wir Richmond wieder verlassen. Mooner und Dougie wurden mit Flüssigkeit und Antibiotika voll gepumpt, Rangers Wunde am Arm genäht und verbunden. Viel Zeit ging uns durch die Polizei verloren. Einige Teile der Geschichte waren nicht einfach zu vermitteln. Dass ein Schweineherz von Trenton nach Richmond unterwegs war, verschwiegen wir lieber. Und Grandmas Entführung zu erwähnen hätte die Dinge nur noch verworrener
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