Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
genüsslich daran gesaugt hatte wie seine Zunge um ihre rosige Spitze kreiste und ihrer Kehle die süßesten Laute der Lust entstiegen waren. Verwirrt schüttelte Drew den Kopf. War diese Erinnerung echt oder spielte sein fiebriger Verstand ihm einen Streich? Er wusste nur, wie jede Faser seines Körpers nach ihr verlangt hatte. Nach ihr - der blonden Schmugglerbraut.
Sogleich spürte er seine Erregung wachsen und er verfluchte im Stillen dieses Weib, das ihm solche Unannehmlichkeiten bereitete. Sicher würde sie versuchen die Küste zu erreichen. Daher würde er sich ebenfalls dorthin begeben und sollte sie ihm tatsächlich noch einmal in die Hände fallen, so schwor er sich, würde sie teuer dafür bezahlen, dass sie ihn bestohlen hatte.
Julia war noch nicht lange unterwegs, schon sandte die Sonne ihre ersten warmen Strahlen zur Erde und vertrieb damit die Kälte der Nacht aus ihren Gliedern. Sie war nur langsam vorangekommen, denn der Hengst, den sie Drew entwendet hatte, war mindestens ebenso störrisch und unberechenbar, wie sein Herr.
Immerhin hatte sie es geschafft, in der Dunkelheit die Berge hinter sich zu lassen. Ihr Falke hatte sie gelotst, da er ohne Schwierigkeiten den Weg nach Hause fand. Einige Meilen weiter kannte sich Julia wieder aus. Sie wusste, dass westlich von ihr die Graslandschaft in Dünen überging. Würde sie diesen Weg einschlagen, könnte sie die dichten Wälder vor ihr umgehen. Außerdem standen dort ihre Chancen besser, unbemerkt bis Stonehaven voranzukommen.
Sie war der Küste schon so nahe, dass sie das Meer bereits riechen konnte. Die salzige Brise weckte ihre Lebensgeister und Julia wünschte sich nichts sehnlicher, als sich in die eisigen Wellen zu stürzen. Bevor sie weiter ritt, wollte sie hier ein Bad nehmen. Vielleicht konnte das kalte Nass die Erinnerung an Drews Hände auf ihrem Körper hinfort spülen. Seit sie die Höhle verlassen hatte, war keine Minute vergangen, in der sie nicht daran dachte, was sie beide miteinander getan hatten. Wie wunderbar seine Küsse geschmeckt hatten. Verträumt fuhr sie sich mit dem Finger über die Lippen. Seine smaragdfarbenen Augen hatten sie verzaubert, ehe er sie mit solcher Leidenschaft geküsst hatte, dass Julia gar nicht mehr anders konnte, als sich ihm hinzugeben.
Allein die Erinnerung trieb ihr das Blut in die Wangen. Schnell stieg sie ab, band das Pferd an und blickte sich um. Sie war allein. Also konnte sie es wagen, sich hier ungestört zu waschen. Eilig entledigte sie sich ihrer Kleider und watete in die Wellen. Eisig schwappte das Wasser gegen ihre Beine, doch sie ging unbeirrt weiter. Erst als sie bis zur Hüfte im Meer stand, hielt sie an und wusch sich. Das Blut ihrer Jungfräulichkeit wurde davongespült und Julia fragte sich, was Gregory wohl dazu sagen würde, wenn er in der Hochzeitsnacht keine jungfräuliche Braut in seinem Bett vorfand. Plötzlich überkam sie die Angst. So kühn sie sich Drew hingegeben hatte, so groß war nun ihre Furcht. Was wenn sie schwanger geworden war? Was, wenn Gregory es herausfand? Sogar ihr eigener Vater würde sie für diese Sache bestrafen, dessen war sich Julia sicher.
„Was habe ich mir nur dabei gedacht?“
Das eisige Wasser stach wie tausend Nadeln in ihr Fleisch. Mit einem Keuchen tauchte sie unter und spülte auch ihr Haar aus. Am ganzen Leib zitternd watete sie schließlich zum Ufer zurück. Aber dieses Bad war nötig gewesen. Sie hatte den Eindruck gehabt, jeder hätte sonst sofort bemerkt, dass sie leidenschaftliche Erfüllung in Drews Armen gefunden hatte. Nun, sauber und frisch, ohne seinen Duft an sich, konnte sie ihrem Verlobten gegenübertreten. Der laute Ruf des Falken wurde vom Wind zu ihr getragen und sie stieß einen Pfiff aus. Er landete elegant auf dem ihm dargebotenen Arm. Sie konnte kaum glauben, dass der Vogel selbst nach so vielen Jahren noch immer zu ihr zurückkam. Zärtlich strich sie über das seidige Gefieder und kraulte seinen ausgestreckten Hals. Julia war siebzehn gewesen, als sie den verwundeten Vogel gefunden hatte. Liebevoll hatte sie den gebrochenen Flügel gerichtet und sich um seine Genesung gekümmert. Dies war auch der Beginn ihrer Freundschaft zu Fanny Boyle gewesen. Schüchtern hatte Julia sich damals, den verletzten Vogel in ihr Halstuch gewickelt, auf den Weg zu Fanny bemacht. Die rätselhafte Kräuterfrau war ihr als Einzige geeignet erschienen, ihr zu helfen. Auch das warnende Knurren des Hundes hatte sie nicht davon abgehalten, an
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