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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ich.«
    »Keine Sorge, ich übernehme die Verantwortung.«
    »Jetzt legt sie das Telefonbuch beiseite.«
    Flemming war fest entschlossen, Karens Gespräch mit Arne mitzuhören. Notfalls muss ich diesen verschlafenen Postfritzen mit vorgehaltener Waffe zum Spuren bringen, dachte er und sagte: »Ich bestehe darauf.«
    »Wir haben hier bestimmte Vorschriften.«
    »Trotzdem.«
    »Da!«, japste der Beamte. »Sie hat das Telefonbuch zurückgelegt, geht aber nicht zum Schalter.« Seine Miene verriet Erleichterung. »Sie geht hinaus!«
    Flemming stieß einen Fluch aus, und rannte zum Ausgang.
    Er sah, wie Karen die Straße überquerte, und wartete ab, bis Tilde auftauchte und ihr nachging. Dann setzte auch er die Verfolgung fort.
    Trotz seiner Enttäuschung gab er sich noch nicht geschlagen. Karen kannte jemanden mit Namen, der sich mit Arne in Verbindung setzen konnte. Diesen Namen hatte sie offenbar im Telefonbuch nachgeschlagen. Warum, zum Teufel, hat sie den Kerl nicht angerufen, dachte Flemming. Aber vielleicht fürchtet sie ja – und das zu Recht -, das Gespräch könne von der Polizei oder im Rahmen der routinemäßigen Telefonüberwachung sogar von den deutschen Sicherheitsbehörden abgehört werden.
    Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit: Vielleicht hatte Karen Duchwitz gar keine Telefonnummer nachgeschlagen, sondern eine Adresse. Und wenn Flemming Glück hatte, würde sie Tilde und ihn jetzt zu dieser Adresse führen.
    Er ließ Karens Vorsprung größer werden, bis er sie aus den Augen verlor, und hielt sich stattdessen an Tilde. Hinter ihr herzugehen war immer ein Vergnügen. Und wenn man eine plausible Ausrede dafür hatte, ihr rundes Hinterteil bewundern zu dürfen, umso besser. Ob sie wusste, dass er sie anstarrte? Ob sie den Schwung ihrer Hüften absichtlich betonte? Er hatte keine Ahnung. Wer konnte schon sagen, was im Kopf einer Frau vorging?
    Sie überquerten die kleine Insel Christiansborg und gingen nun am Wasser entlang, den Hafen zur Rechten und die alten Gebäude der Regierungsinsel zur Linken. Hier wurde die sonnenwarme Stadtluft von einer Brise aufgefrischt, die aus der Ostsee herüber wehte. Der breite Hafenkanal war gesäumt von Frachtern, Fischerbooten, Fähren und Schiffen der dänischen und der deutschen Marine. Zwei junge Seeleute tauchten in Tildes Kielwasser auf und versuchten, mit ihr anzubandeln. Tilde gab ihnen unmissverständlich zu verstehen, dass mit ihr nichts lief, und die beiden trollten sich gleich wieder.
    Erst am Schloss Amalienborg verließ Karen wieder die Hafengegend. Auf Tildes Spuren überquerte Flemming den weiten Platz, den die vier Rokoko-Herrenhäuser der königlichen Familie umschlossen. Jetzt kamen sie nach Nyboder, ein Stadtviertel, das aus lauter kleinen Häuschen bestand, die ursprünglich als billige Seemannsunterkünfte errichtet worden waren.
    Schließlich bogen sie in die St.-Pauls-Gade ein. Flemming sah von weitem zu, wie Karen eine Reihe gelber Häuser mit roten Dächern musterte, offenbar auf der Suche nach einer bestimmten Hausnummer. Er hatte das Gefühl, seinem Ziel nun sehr nahe zu sein, und konnte seine Erregung kaum noch unterdrücken.
    Karen blieb stehen und sah sich nach allen Richtungen um, als wolle sie sich vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurde. Dazu war es längst zu spät, aber sie war ja nur eine Amateurin. Jedenfalls schien sie Tilde nicht zu bemerken, und Flemming selbst war zu weit entfernt, als dass sie ihn hätte erkennen können.
    Sie klopfte an eine Tür.
    Während Flemming zu Tilde aufschloss, ging die Tür auf. Er konnte nicht erkennen, wer geöffnet hatte. Karen sagte ein paar Worte, dann trat sie ein, und die Tür wurde hinter ihr geschlossen. Haus Nummer 53, registrierte Flemming.
    »Glaubst du, dass Arne da drin ist?«, fragte Tilde.
    »Entweder er selber oder jemand, der weiß, wo er ist.«
    »Was willst du nun tun?«
    »Abwarten.« Flemming musterte die Straße gründlich. Auf der anderen Seite an der Ecke befand sich ein Laden. »Da drüben.« Sie gingen über die Straße und stellten sich vors Schaufenster. Flemming zündete sich eine Zigarette an.
    »In dem Laden gibt es sicher ein Telefon«, sagte Tilde. »Sollten wir nicht besser in der Zentrale anrufen? Ich denke, wir könnten Verstärkung gebrauchen. Schließlich wissen wir nicht, wie viele Spione da drin sind.«
    Flemming dachte kurz über den Vorschlag nach, dann sagte er: »Jetzt noch nicht. Wir wissen ja noch nicht, wie‘s weitergeht. Lass uns lieber

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