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Mitternachtskinder: Roman (German Edition)

Mitternachtskinder: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtskinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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sie daran, dass ich den Tod meiner armen Parvati, die keines natürlichen Todes gestorben ist, schon erwähnt habe ... Langsam entspannt sich Padma, während ich fortfahre: «Frauen haben mich gemacht, und Frauen haben mich zerstört. Von der Ehrwürdigen Mutter bis zur Witwe und darüber hinaus war ich auf Gedeih und Verderb dem meiner Ansicht nach fälschlicherweise so genannten schwachen Geschlecht preisgegeben. Vielleicht ist auch das eine Frage der Verknüpfung: Betrachtet man nicht auch Mutter Indien, Bharat-Mata, im Allgemeinen als ein weibliches Wesen? Und wie du weißt, kann man ihr nicht entrinnen.»
    In dieser Geschichte hat es zweiunddreißig Jahre vor meiner Geburt gegeben, bald vollende ich vielleicht selbst mein einunddreißigstes Jahr. Dreiundsechzig Jahre lang, vor und nach Mitternacht, haben Frauen ihr Bestes und auch, muss ich sagen, ihr Schlechtestes gegeben.
    Im Haus eines blinden Grundbesitzers am Ufer eines kaschmirischen Sees verurteilte Naseem Aziz mich zu den unumgänglichen Laken mit dem Loch, und im Wasser desselben Sees flog Ilse Lubin in die Geschichte, und ich habe ihren Todeswunsch nicht vergessen.
    Noch bevor sich Nadir Khan in seiner Unterwelt versteckte, war
meine Großmutter dadurch, dass sie Ehrwürdige Mutter wurde, die erste einer Reihe von Frauen geworden, die ihre Namen änderten, eine Reihe, die heute noch fortdauert – und die sogar in Nadir einging, der Qasim wurde und mit tanzenden Händen im Café Pionier saß; und nach Nadirs Weggang wurde meine Mutter Mumtaz Aziz zu Amina Sinai.
    Und Alia mit der Bitterkeit von Ewigkeiten, die mich in Babysachen, durchtränkt mit ihrer Altjungfernwut, kleidete, und Emerald, die einen Tisch deckte, auf dem ich Pfefferstreuer marschieren ließ.
    Da war die Rani von Cooch Naheen, deren Geld, einem summenden Mann zur Verfügung gestellt, die Optimismuskrankheit entstehen ließ, die seitdem in regelmäßigen Abständen wiederkehrt; und da war im moslemischen Viertel in Alt-Delhi eine entfernte Verwandte namens Zohra, deren kokette Annäherungsversuche die spätere Schwäche meines Vaters für Fernandas und Florys begründeten.
    Weiter nach Bombay, wo Winkies Vanita dem Mittelscheitel William Methwolds nicht widerstehen konnte und Nussie-die-Ente ein Babywettrennen verlor, während Mary Pereira um der Liebe willen die Namensschildchen der Geschichte vertauschte und mir eine zweite Mutter wurde ...
    Frauen und Frauen und noch einmal Frauen: Toxy Catrack, die eine Tür aufstieß, durch die später die Mitternachtskinder hereinkommen sollten; die Schreckensherrschaft ihrer Pflegerin Bi-Appah; die wetteifernde Liebe von Amina und Mary und was meine Mutter mir zeigte, als ich in einer Wäschetruhe verborgen lag: ja, die schwarze Mango, die mich zum Niesen brachte und etwas freisetzte, was alles andere als ein Erzengel war! ... Und Evelyn Lilith Burns, Verursacherin eines Fahrradunfalls, die mich ein zweigeschossiges Hügelchen hinunter mitten in die Geschichte stieß.
    Und das Äffchen. Ich darf das Äffchen nicht vergessen.
    Und dann gab es noch Masha Miovic, die mich so reizte, dass
ich meinen Finger verlor, und meine Tante Pia, die mein Herz mit Rachedurst erfüllte, und Lila Sabarmatis, deren verfängliche Akte meine schreckliche, manipulierende, aus der Zeitung ausgeschnittene Rache ermöglichten.
    Und Frau Dubash, die den Superman-Comic fand, den ich verschenkt hatte, und ihn mithilfe ihres Sohnes zu Herrn Khusro Khusrovand ausbaute.
    Und Mary, die ein Gespenst sah.
    In Pakistan, dem Land der Unterwerfung, der Stätte der Reinheit, beobachtete ich die Verwandlung von Äffchen-zu-Sängerin und holte Brot und verliebte mich; eine Frau, Tai Bibi, erzählte mir die Wahrheit über mich selbst. Und im Herzen meiner inneren Finsternis wandte ich mich Puffias zu und wurde mit knapper Not vor einer Braut mit goldenem Gebiss gerettet.
    Bei meinem Neuanfang als Buddha wohnte ich einer Latrinenreinigerin bei, und das hatte zur Folge, dass ich einem unter Strom gesetzten Pissoir ausgesetzt wurde; im Osten führte mich eine Bauersfrau in Versuchung, und die Folge war, dass die Zeit ermordet wurde; und in einem Tempel waren Huris, und wir entkamen gerade noch rechtzeitig.
    Im Schatten einer Moschee stieß Resham Bibi eine Warnung aus. Und ich heiratete Parvati-die-Hexe.
    «Uff, Herr!», ruft Padma aus. «Das sind zu viele Frauen!»
    Ich widerspreche nicht, denn ich habe sie selbst noch nicht einmal eingeschlossen, deren Träume von Heirat und Kaschmir

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