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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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machen müssen. Davon abgesehen, habe ich hier noch niemanden gesehen, der auch nur annähernd wie ein Magier aussieht. Hier gibt es nur Seeleute, Fischer und Bauern.«
    Auf einmal rückte ein junger Mann vom Nebentisch mit seinem Stuhl an sie heran. Die Lehne des Stuhls hatte er voran gestellt und ließ seine Arme locker darüber baumeln. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht redete er los: »Verzeiht, wenn ich einfach so dazwischen platze, aber ich kam nicht drum herum eure Unterhaltung mit anzuhören. Ihr wollt nach Ulm, stimmt's? Ich kann euch hinbringen. Ich hab eine Kutsche. Ich habe Pferde und ich kenne den Weg.«
    Das Gesicht des Mannes war so glattrasiert, dass Sophia glaubte sich darin spiegeln zu sehen. Allein der dünne Oberlippen- und der kleine Spitzbart am Kinn waren das einzige Anzeichen von vorhandenem Haarwuchs. Sein kurzes, braunes Haar hingegen wirkte dick und füllig. Der Unbekannte nahm einen Schluck aus seinem Krug und legte wieder die Arme über die Lehne.
    »Und wer seid Ihr?«, fragte Byrger trocken.
    »Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Odilo. Aber die meisten nennen mich einfach Odi. Und das hier ist meine treue Gefährtin Emma.« Auf seinem Tisch saß eine schwarze Katze. Odilo kraulte sie hinter dem Ohr, worauf Emma mit samtigen Sohlen über seinen Arm tänzelte, um auf seiner Schulter platz zu nehmen. Sie schmiegte sich an sein Gesicht und begann zufrieden zu schnurren.
    Emma war eine ganz besondere Katze. Nicht nur weil sie der sehr seltenen Rasse der Russisch Blau entsprang oder ihr kurzes Fell silbrig blau schimmerte, sondern weil ihre Augen von einem türkis strahlten, dass jeder der es wagte in sie zu schauen sich in ihrer Tiefe verlor. Sogar den verbittertsten Katzenhasser auf Erden hätten ihre Türkies-Edelsteine dazu bewegt sich das Herz erweichen zu lassen und dieses pelzige Geschöpf darin einzuschließen.
    »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«, wollte Odilo wissen.
    Byrger ergriff das Wort und stellte die Runde vor. Als Abaris' Name fiel dröhnte eine raue Stimme von einem Nebentisch.
    »Der Luftwanderer?« Ein alter und sehr betrunkener Mann drehte sich zu ihnen um. »Ich hab von dir gehört Bursche! Hast im Süden ein paar Leben gerettet, stimmt's?«, lallte der Alte.
    »Das ist wahr. Ich habe in der Gegend Halt gemacht«, sagte Abaris mit leicht verlegenem Ton.
    »Ein richtiger Wunderheiler, der Knabe! Einmal mit seinem Stock und zack – und dann fliegt er davon – wie ein Engel! Guter Mann, guter Mann...« Der Alte klopfte Abaris ein paar mal auf die Schulter und drehte sich wieder um.
    »So, dann haben wir Prominenz am Tisch«, scherzte Odilo unentwegt lächelnd.
    »Warum willst du nach Ulm?«, fragte Sophia.
    »Ich hab da unten Familie. Ich will sie rausholen, bloß weg von diesem Krieg.«
    »Ein waghalsiges Unternehmen für einen einzelnen Mann. Wenn Ihr in ein Gefecht des Regimes geratet wird Eure Reise schneller enden, als Euch lieb ist«, bemerkte Byrger sachlich kühl.
    »Keine Sorge, die meisten Federmäntel sind im Norden an der Front. Ich kenne viele kleine Wege abseits der Hauptstraße, so kann man gut die großen Wachposten umgehen und von den größeren Städten halt ich mich eh ganz fern.« Odilo nahm einen großzügigen Schluck aus seinem Krug. »Außerdem werd ich nur nachts fahren. Ich will sicher nicht riskieren mich am helllichten Tage vom Regime schnappen zu lassen, nein, bin doch nicht verrückt«, sagte Odilo grinsend und zwinkerte Sophia zu.
    »Wann gedenkt Ihr loszufahren?«, fragte Byrger.
    »Wenn ihr wollt gleich morgen Abend. Ihr scheint es ja recht eilig zu haben. Was gibt es denn so Wichtiges in Ulm?«
    »Der Grund unserer Reise soll nicht Eure Sorge sein«, sagte Byrger rasch, »Was verlangt Ihr dafür uns mitzunehmen?«
    »Wenn ihr mir bei der Versorgung der Pferde helft, wär' ich mehr als dankbar.«
    Byrger überlegte kurz. Doch ihm musste klar sein, dass es keinen anderen Weg gab und dass Odilos Angebot ihre einzige Möglichkeit war Ulm schnellstmöglich näher zu kommen.
    »Einverstanden«, willigte Byrger schließlich ein, »Wir werden für die Verpflegung der Tiere aufkommen. Um die Eure müsst Ihr Euch selber kümmern.«
    Odilo und Byrger besiegelten die Abmachung mit einem Handschlag.
    »Fein! Dann fahren wir morgen Abend los.«, grinste Odilo in die Runde und hob seinen Krug.
    Byrger war auffällig streng und direkt gewesen. Zwar kannte Sophia ihn so, aber beim Gespräch mit Odilo hatte er seine kühle Art mit Menschen zu

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