Mitternachtslöwe (German Edition)
ihren neuen Schmuck. »Die ist wunderschön«, lächelte sie, »Was für'n Vogel hat denn solche Federn?«
»Das weiß ich leider auch nicht.« Sie freute sich mit solchen Kleinigkeiten Maria so zum Strahlen zu bringen. Einen Moment dachte sie daran, wie schön es doch wäre, wenn sie immer so jung bliebe. Zusammen könnten sie noch hundert solcher wundervollen Augenblicke erleben, Mutter und Tochter. Sie sah in ihr unschuldiges Gesicht, so rein und voller Frieden. Der Verlust ihrer leiblichen Eltern verband die beiden auf einzigartige Weise. Keiner von beiden musste dies aussprechen. Wenn sie sich tief in die Augen schauten, sah Sophia dieses Glimmen tief in ihnen, welches ihr verriet ›Du verstehst mich, du weißt wie ich fühle und bei dir finde ich Trost, denn wir sind aneinander gleich.‹ Um so mehr tat ihr der Gedanke weh sie zu ihrem eigenen Wohl hier lassen zu müssen.
Diese unschöne Überlegung verflog sofort, als Maria schon zur nächsten Heiterkeit überging. »Spielen wir eine Runde?«, sagte sie und hielt Sophia die Knochenwürfel vor die Nase.
»Vielleicht nachher. Jetzt müssen wir erstmal den Schatz finden.«
»Darf ich die dann mitnehmen?« Maria lies einen Würfel nach dem anderen von der einen Hand in die andere plumpsen.
»Frag lieber Eleonora, wir können nicht einfach alles mitnehmen was wir hier finden.«
Maria hopste los, wobei ihr neuer Federschmuck elegant hinter ihr her wippte.
Sophia packte das Gerümpel aus dem Schränkchen wieder zurück, da fiel ihr Blick auf den Handspiegel. Reichlich verziert und aus echtem Silber weckte eher das, was er widerspiegelte, Sophias Interesse. Sie verdrehte ein wenig den Kopf, um besser erkennen zu können, was ihr dort ins Auge stach. Sie blickte auf zur Decke. Da war es. Unscheinbar und dennoch dort. Sophia stellte sich direkt darunter und stierte hoch. »Ich glaube ich habe hier etwas«, sagte sie. Sophia wurde zum Zuckerstückchen um das sich die Ameisen sammelten.
Auch Abaris streckte die Fühler durch die Luke. »Habt ihr was gefunden?«
»Ich denke ja.« Sie zeigte an die Decke.
»Ist das etwas Ungewöhnliches?«, wollte Maria wissen.
»Das sehen wir gleich«, sprach Abaris. Er tippelte die Treppe runter und zog im Gehen einen Stuhl aus dem Gerümpel. Als er jedoch auf die Sitzfläche trat, landete sein Bein auch sogleich auf dem Boden. Eleonora konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen.
»Nimm mich Huckepack«, sagte Maria.
»Nicht jetzt«, sprach Abaris der versuchte sein Bein vom widerspenstigem Mobiliar zu befreien.
»Doch«, sagte Sophia, »Dann kommt sie oben ran.«
Vom Angriff des Beinfresser-Stuhls etwas genervt, warf Abaris die Reste beiseite. Das Mädchen kletterte auf seine Schulter, Abaris hielt sie an den Beinen fest.
»Kannst du es bewegen? Vielleicht rausziehen oder drücken?«, fragte Sophia.
Alle schauten gespannt zur Decke. Mit ihren kleinen Fingern versuchte Maria das Teil herauszubekommen, umzustülpen oder auszuhebeln. Ein Klacken und Maria hielt es in der Hand. Abaris holte sie zurück auf den Boden.
Sie scharrten sich um das Mädchen. In ihrer Hand hielt sie etwas, das wie eine zu groß geratene Münze aussah, ein rundes Stück Metall mit Prägung.
»Komisch, das ist mir noch nie zuvor aufgefallen«, sagte Eleonora, die einen genauen Blick auf das Stück warf.
»Ist das der Schatz?«, fragte Maria gespannt.
»Ich bin mir nicht sicher. Irgendwie hatte ich etwas Anderes erwartet«, gestand Sophia.
»Was soll das darstellen?«, fragte Abaris, »Ein großes „I“?«
»Idher«, sagte Byrger schlicht. Seine Hand streifte konzentriert durch seinen Bart.
»Das denke ich auch.« Sophia nahm die Scheibe an sich. »Der Stab der Reue, die Rune der Scham oder Blöße. Jener der göttliche Erleuchtung erlangen will, muss seine Fehler erkennen, sie sich eingestehen und vor allem bereuen.«
»Und wie hilft uns das jetzt weiter?«, fragte Abaris.
»Was mich doch wundert«, sagte Byrger steif, »dass auch dieses Artefakt keinerlei magischen Bezug hat. Es scheint einfach das zu sein was es ist: ein Metallstück.«
Jedoch sollte Byrger nicht recht behalten. Erst glomm die Münze nur ein wenig, sammelte dann aber ihre Kräfte, um schließlich grell leuchtend den kleinen Dachboden zu erhellen. Doch so schnell und unerwartet die Münze aufstrahlte, erlosch sie sogleich auch wieder.
»Du große Güte!«, stotterte Eleonora. Hastig bekreuzigte sie.
»Tut sich jetzt etwas Magisches in Euch«, witzelte Abaris mit
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