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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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Byrger.
    »Nein, aber ich muss gestehen ich bin beeindruckt.« Seinem Gesicht war es zwar nicht anzusehen, aber Sophia kannte Byrger gut genug, um zu erkennen, dass hinter seiner Stirn ein Feuerwerk des Entzückens abgeschossen wurde. Kurz glaubte sie sogar die Feinmechanik mit Zahnrad und Hebel hören zu können, die seinen Denkapparat in Bewegung setzten. Dabei war dies noch nicht mal so abwegig. Allerdings war es nicht Byrgers Kopf der surrte und das Geräusch von Mechanik produzierte.
    An der Decke, dort wo die Münze saß, öffnete sich eine Falltür. Sophia hätte erwartet auf die Glocken eine Etage über ihnen zu blicken, doch es klaffte nur ein schwarzes Loch in der Decke. Irgendwo versteckt fingen weitere Zahnräder an zu kreisen, brachten ein Gegengewicht dazu sich zu heben. Aus dem Nichts der Falltür schwebte ein Gestell hinunter. Sachte setzte es auf den Boden auf. Ein Stuhl. Kunstvoll geschnitzt und mit edlem Rotleder bezogenen Sitzpolster und ganz und gar nicht verstaubt. Ein sitztechnisches Meisterwerk in voller Vollendung. Alle hielten sich zurück. Niemand traute der pompösen Sitzgelegenheit.
    »Das habe ich da oben aber nicht gesehen«, sagte Abaris verblüfft.
    »Wäre mir auch neu, dass wir im Glockenturm so etwas stehen hätten«, sprach Eleonora mit großen Augen.
    »Wir sind ganz nah dran«, sagte Sophia. Ihr Herz pulsierte in ihrer Brust, wollte hinaus hüpfen, um selbst den Grund zu sehen warum man es zu solcher Leistung anspornte.
    Völlig angstfrei setzte sich Maria auf den Stuhl.
    »Komm da lieber runter, wir wissen nicht was es damit auf sich hat«, sagte Byrger streng.
    »Das ist ein Stuhl«, sagte Maria plump. Sie umfasste die Armlehnen und lehnte sich zurück. »Sogar sehr bequem.«
    In dem leeren Loch der Falltür begann es zu wabern. Farben bildeten sich, wurden klarer und verdrängten an einigen Stellen das Schwarz, bis deutlich ein Spiegel aus Dunst über ihnen schwebte.
    Zwar sah Sophia ihr eigenes Spiegelbild, das der anderen und das des Stuhls, jedoch nicht das ihrer Umgebung, dem Dachboden. Ihre Abbilder wandelten durch ein schwarzes Nichts schlingernden Nebels.
    Maria kreischte ängstlich auf. Verzweifelt versuchte sie ihre Arme von den Lehnen zu bekommen. Ihr Fleisch verschmolz mit dem poliertem Holz des Stuhls. Rückartig zog sich ihr Rücken an die Lehne. Das Polster begann das Mädchen in sich aufzusaugen. Sophia versuchte an Maria ran zu gelangen, sie vom Mobiliar runterzuziehen, doch bevor ihre Hände sie erreichten, verschwand der letzte Zipfel ihres Kleids in einer Ritze des Polsters.
    Ungestüm tastete Sophia den Stuhl ab. Ihr Herz zog sich schlagartig in ihre Brust zurück, rollte sich zusammen und versteckte sich in der entlegensten Ecke.
    »Maria?« Ihre Augen huschten wild hin und her in der Erwartung, dies wäre nur ein Streich und ihre Tochter würde jeden Augenblick wieder erscheinen. Doch dies geschah nicht. Entsetzen.
    »Ach du meine Güte!« Eleonoras Finger kamen mit dem Bekreuzigen gar nicht hinterher so schnell wollte sie die Bewegung ausführen, gleich mehrere Male hintereinander. »Ich hole besser Mutter Oberin.«
    »Das ist nicht nötig«, sprach Byrger und erhob die Hand, »Es ist ein Versetzungszauber.« Er richtete den Finger nach oben. Über ihnen im Spiegel streckte Maria ihre Arme zu ihnen aus, schrie stumme Worte, die nicht zu ihnen durch drangen.
    »Aber wer ist der Zauberer?«, fragte Abaris berechtigt.
    »Finden wir es heraus«, sagte Byrger. Auch er setzte sich und entschwand im Sog des verschlingenden Sitzes.
    Niemals zuvor hatte Sophia ihn so impulsiv erlebt. Grade dieser Impuls lies Sophia nicht weiter zögern. Sie nahm Platz. Ruckartig überkam sie eisige Kälte. Als tauche man erst ihre Füße, dann ihre Beine und schließlich auch den Rest ihres Körpers in Eiswasser, erstarrte sie und bliebt völlig bewegungslos. Steif gefroren sackte Sophia zurück in den Sessel. Sie taute auf. Sofort fiel Maria um sie.
    »Mach so was bitte nicht wieder«, sagte Sophia und umarmte erleichtert ihr Kind, »Ich hatte ganz schön Angst um dich.«
    »War doch nur ein Stuhl«, verteidigte sie sich.
    Byrger griff Sophia unter die Arme. »Beiseite, bevor Herr Abaris kommt«, sagte er. Kaum ausgesprochen erschien auch Abaris hinter den Spiegeln.
    Der Versetzungszauber brachte sie in einen kleinen viereckigen Raum komplett aus Stein. Es gab keine sichtbare Lichtquelle, dennoch herrschte eine schummrige Helligkeit. In der Mitte trennte ein Wasserbecken den

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