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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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seinen Plänen abgebracht hatte, nicht leugnen konnte.
    Richard straffte seinen Körper und kam durch den Raum auf sie zu.
    »Dann gute Nacht«, sagte er energisch, bevor er mit gespitzten Lippen die Stelle auf ihrer Wange berührte, auf der er vor einer knappen Stunde seinen Willkommenskuss platziert hatte.
    Scheinbar verschlimmerte die Bewegung oder die Tatsache, dass er seinen Kopf gebeugt hatte, um sie zu küssen, seine Symptome aufs Neue. Er verzog das Gesicht.
    »Frühstück um halb acht?«, erkundigte Melissa sich.
    »Natürlich. Wie immer«, erwiderte er mit jener leichten Ungeduld in der Stimme, mit der er auf Fragen zu reagieren pflegte, die er für überflüssig hielt.
    »Hast du eigentlich inzwischen die Sache mit dem Kerl in unserem Gartenhaus geklärt?«, fiel ihm plötzlich ein, als wollte er ihr und sich selbst beweisen, dass er , Unwohlsein hin oder her, immer noch den Überblick behielt.
    Melissa zog die Schultern hoch. »Ich hatte mich schon bei der Gebäudeverwaltung erkundigt, bevor ich den Vertrag unterschrieb. Angeblich ist da nichts zu machen. Und als ich gestern noch einmal anrief, hatte sich daran nichts geändert.«
    »Du wusstest schon vor Vertragsabschluss, dass ein Fremder in unserem Gartenhaus wohnt?« In Richards Stimme lag so großes Entsetzen, als hätte sie zugestimmt, die neue Behausung mit einer Horde verlauster Affen zu teilen.
    »Ich dachte, ich könnte die Sache mit den Eigentümer persönlich regeln, aber als ich nach der Adresse unseres Vermieters fragte, sagte mir der zuständige Mitarbeiter der Grundstücksverwaltung, der Eigentümer möchte mit Angelegenheiten, die das Haus betreffen, nicht belästigt werden, und ohnehin gebe es absolut keine Chance, dass Herr Burg auszöge, da sei er ganz sicher.«
    »So, so, der Eigentümer möchte nicht belästigt werden! Und was ist, wenn ich nicht von wildfremden, unverschämten Männern belästigt werden möchte?«
    »Seit wir hier eingezogen sind, habe ich ihn nur ein einziges Mal gesehen. Das war am ersten Tag, als er herkam, um seine Hilfe anzubieten. Wahrscheinlich werden wir nicht viel davon merken, dass er am anderen Ende des Parks lebt.«
    Falls es nicht zu Alexander Burgs geheimen Vorlieben gehört, nachts durch anderer Leute Häuser zu schleichen, in die Schlafzimmer von Frauen einzudringen und ihnen Angst zu machen. Diesen Gedanken behielt Melissa aber lieber für sich.
    »Es reicht mir, zu wissen, dass er auf unserem Grundstück herumwandert, wie es ihm gerade gefällt. Wer sagt dir denn, dass er nicht abends ums Haus schleicht und in unsere Fenster guckt? Ich werde mich auf jeden Fall bei der Rechtsabteilung erkundigen, was man in so einem Fall unternehmen kann, wenn du es nicht schaffst, diese lächerliche Sache zu klären.«
    Bevor Melissa noch etwas erwidern konnte, war Richard mit energisch über die Fliesen klickenden Absätzen in die Halle entschwunden.
    Sie zuckte mit den Achseln und pustete die Kerze aus, bevor sie das Geschirr in die Küche trug. Nachdem sie die schmutzigen Teller in die Spülmaschine geräumt hatte, goss sie den Rest aus der Weinflasche in ihr Glas. Sie würde es vor dem Kamin leeren. Zwar lohnte es sich für sie allein nicht, ein Feuer anzuzünden, doch manchmal, wenn sie in den letzten Tagen vor dem Kamin gesessen hatte, hatte sie auch ohne reales Feuer gemeint, das Knacken des Holzes zu hören und das Zucken der Flammen zu sehen.
    Das war eine der seltsamen Erscheinungen, die sie an sich beobachtete, seit sie hier eingezogen war: Ihre Fantasie schien in diesem alten Haus zu erblühen wie eine Pflanze nach einem langen, tiefen Winterschlaf. Sie wusste nicht recht, ob sie die lebhaften nächtlichen Träume und die bildhaften Vorstellungen, die sie manchmal tagsüber aus dem Nichts überfielen, als angenehm oder als lästig empfinden sollte. Wenn es ihr aber möglich war, sozusagen mentale Kaminfeuer zu entzünden, warum sollte sie diese einfache und praktische Methode nicht nutzen?
    Mit ihrem Weinglas in der Hand durchquerte Melissa auf dem Weg in die Halle noch einmal das Esszimmer. Die Kerze auf dem Tisch brannte ruhig und klar. Sie musste vergessen haben, sie zu löschen.
    Im Vorübergehen blies sie die Flamme aus und ging weiter zum Kamin, wo sie sich in einen der tiefen Sessel kuschelte und die Wärme genoss, die von den hellen Holzscheiten auszugehen schien.
    Als sie neben sich ein leises Schnaufen hörte, beugte sie sich gedankenverloren hinunter, um Bonzo den Kopf zu kraulen. Ihre Hand

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