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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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haben mir überhaupt keine Schmerztabletten gegeben, du Idiot. Sie haben mir nur welche mit nach Hause gegeben, für den Fall, dass ich sie brauche, aber ich habe keine genommen.“
    „Warum hast du dann im Auto so tief geschlafen?“
    Dieser Mann stellte sich zu blöde an, und sie hatte keine Lust mehr, vorsichtige Hinweise zu geben. „Weil ich erschöpft war. Seit Tagen schlafe ich nicht mehr richtig, und das liegt überwiegend an dir, danke schön. Davon abgesehen hatte ich erwartet, dass du mich ins Bett bringst und dann die Situation ausnutzt. Schließlich hast du das versucht, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, und ich lag da, absolut wehrlos. Aber was tust du? Gibst mir einen keuschen Kuss und verschwindest.“ Ihre Stimme triefte geradezu vor Abscheu.
    „Du glaubst wirklich, dass ich so ein Schwein bin, oder?“
    „Ja. Nein. Ich bin mir nicht sicher“, gab sie ehrlich zurück.
    „Wenn du so über mich denkst, warum um Gottes willen willst du dann mit mir schlafen?“ Er kam näher und betrachtete sie mit einer Mischung aus Irritation und Interesse.
    „Weil du boshaft und egoistisch und schlecht bis auf die Knochen bist. Und ich habe keine Lust mehr, so edel und gut zu sein. Also – ich biete dir meinen Körper an.“ Sie versuchte absolut vernünftig zu klingen. Wenn man bedachte, dass er in dem halbdunklen Zimmer vor ihr aufragte und sie die unangenehme Angewohnheit hatte, auf ihn zu reagieren wie eine Halbwüchsige auf ein Teenie-Idol, dann machte sie ihre Sache gar nicht schlecht. Seinetwegen begann ihr Herz jetzt heftig zu schlagen, ihr Magen krampfte sich zusammen, ein Schmerz durchfuhr ihre Brust, und ihre Haut prickelte, und das alles, ohne dass er sie auch nur anrührte.
    „Das hast du charmant gesagt. Und was, wenn meine Motive absolut böse sind? Was, wenn ich aus ganz niederträchtigen Gründen heraus versucht habe, dich ins Bett zu bekommen, aus Gründen, die gar nichts mit dir zu tun haben?“
    Sie blinzelte. „Ich gehe davon aus, dass es so ist. Ich weiß, dass ich bei Männern nicht gerade die wildesten Leidenschaften entfache. Du musst also einen Hintergedanken haben.“
    „Und du willst trotzdem mit mir schlafen?“ Jetzt war er beim Bett angekommen, und sie bedachte ihn mit einem langen, ruhigen Blick. Allerdings zitterten ihre Lippen, als sie versuchte zu lächeln, sie runzelte sogar ein wenig die Stirn. Er trug nicht mehr dieselben Sachen wie in der Nacht, als er sie nach Hause gebracht hatte. Sie sah ihn zum ersten Mal in Jeans und T-Shirt, das war sonst nicht sein Stil. Er sah viel unzivilisierter aus, wenn er nicht in Armani gekleidet war. Noch gefährlicher. Und noch begehrenswerter.
    „Eis ist auch nicht gut, es macht dick, erhöht den Cholesterinspiegel und verstopft die Arterien. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Leute es nicht essen.“ Sie hörte ihre eigenen nüchternen Worten wie aus weiter Ferne. Gerade so, als ob sie selbst ein Geist wäre, lauschend, beobachtend und von allem ganz weit entfernt.
    „Also willst du, dass ich mit dir schlafe. Obwohl du weißt, dass ich Los Angeles verlassen werde, willst du einen netten, altmodischen One-Night-Stand? Das ist nicht dein Stil, Jilly. Warum?“
    „Ich bin gerade dabei, meinen Stil zu ändern.“ Plötzlich kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Vielleicht wollte er sie ja überhaupt nicht? Vielleicht waren all seine Blicke, seine Worte, seine Küsse und Berührungen nur Teil eines Spieles gewesen? Vielleicht hatte er jetzt, wo er beschlossen hatte zu verschwinden, überhaupt kein Interesse mehr an ihr? Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt vor Scham, am liebsten wäre sie weggerannt. „Vielleicht ist das keine gute Idee“, stotterte sie und schob sich ans andere Ende des Betts. „Vergiss es einfach.“
    Er bewegte sich sehr schnell, kniete sich auf das Bett, packte ihre Handgelenke und zog sie zurück. „Oh nein, ich finde, es ist eine exzellente Idee“, sagte er. „Und ich werde nicht zulassen, dass du deine Meinung änderst.“ Er warf den Koffer vom Bett, der mit einem lauten Knall auf den Marmorboden fiel.
    Roofus sprang erschrocken auf und versteckte sich in der entferntesten Ecke. Dort hob er kurz seinen riesigen Kopf, bellte einmal leise und schlief wieder ein.
    Auf einmal fühlte sich alles sehr viel realer an. Er war sehr stark, das musste er sein, wenn er eine Frau ihrer Größe einfach so die Treppe hochtragen konnte, und einen kurzen Augenblick lang hatte Jilly Angst. „Und wenn ich

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