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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Glasmalereien aufmerksam und auf ein paar Schmuckelemente, die auf die normannische Kultur hindeuteten.
    »Die Zackenbänder im Querschiff sind ebenso einmalig wie die Marienkapelle. Dort ist vor dem Altarvorsatz eine legendäre Schlacht dargestellt. Außerdem die Heiligsprechung eines norwegischen Königs.« Er zuckte leicht mit den Schultern. »Frag mich aber nicht nach seinem Namen. Als Fremdenführer bin ich nicht besonders gut.«
    »Wenn du was nicht weißt, frage ich einfach meinen gedruckten Reiseführer.« Andrea lächelte und zog das schmale Buch hervor, in dem sie zuvor schon etliches über die altehrwürdige Kathedrale gelesen hatte.
    »Womit soll ich nur bei dir Eindruck schinden, wenn du schon alles weißt?«
    »Da fällt mir einiges ein.« Andrea hauchte einen Kuss in die Luft.
    Viel zu schnell verging die Zeit, das Postschiff fuhr gegen Abend weiter in Richtung Südnorwegen.
    Andrea ging an Bord, obwohl Magnus sie inständig bat, bei ihm zu bleiben. »Du kannst bei mir wohnen und dich von dort aus um einen neuen Job kümmern. Bei uns hier im Norden werden dringend Ärzte gesucht. Und du bist hochqualifiziert, man wird sich in jeder Klinik um dich reißen.«
    Es war ein verlockender Gedanke, und für einen schwachen Moment war Andrea bereit, zu bleiben, auch dann, wenn es keine positive Antwort aus Oslo gab. Die Klinikleitung dort hatte um ein paar Wochen Aufschub in ihrer Entscheidung gebeten, man wollte sich telefonisch mit Andrea in Verbindung setzen. So gesehen, war es also möglich, bei Magnus zu bleiben. Sie könnten Tag und Nacht zusammen sein, den Alltag erleben. Sie könnte es besser machen als mit Jonas, den sie zu kennen geglaubt hatte – und der sie so sehr enttäuscht hatte.
    Nein, sie würde diesen Fehler nicht noch einmal machen! Sie würde ihr Herz nicht noch einmal an einen Mann hängen, von dem sie nur wusste, dass er gut küssen konnte und als Liebhaber unschlagbar war.
    Für ein gemeinsames Leben war das zu wenig.
    Magnus presste sie fast schmerzhaft fest an sich, als sie vor der Finnmarken standen, die schon zum Auslaufen bereit war. »Melde dich. Ruf mich an. Jeden Tag.«
    »Versprochen.«
    Ein letzter Kuss. Ein letztes Streicheln. Ein letzter zärtlicher Blick.
    Andrea sah nicht zurück, als sie die Gangway hinauf zum Schiff ging. Erst oben an der Reling drehte sie sich zu Magnus um – und erstarrte.
    Neben ihm stand Kim und winkte ihr ebenso zu wie Magnus.

22
    M it leicht schmerzenden Gliedern stand Magnus Hallström auf und strich sich müde über die Augen. Er sicherte die Daten der Forschungsunterlagen, die er gerade auf den neuesten Stand gebracht hatte, ehe er sich in der kleinen, schlauchähnlichen Küche ein Glas Rotwein eingoss. Ihm war es schwergefallen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, immer wieder wanderten die Gedanken zu Andrea. Für eine Weile wurde für ihn die Population der Königskrabbe ebenso uninteressant wie der Bestand der verschiedenen Walarten im Nordmeer und das sich immer mehr reduzierende Dorschvorkommen.
    In einigen Wochen sollte er vor ausgewählten Wissenschaftlern einen Vortrag zum Thema »Verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen des Meeres« halten. Als man ihn zu dieser Tagung einlud, hatte er sich sehr geehrt gefühlt. Doch jetzt war sein Interesse an der Reise nach Oslo nur noch gering. Wichtig war allein Andrea.
    Was machte sie wohl gerade? Dachte sie genauso intensiv an ihn wie er an sie?
    Sie war die Frau, die er sich für immer an seiner Seite vorstellen konnte.
    Er lächelte, als er sich ihre erste Begegnung ins Gedächtnis zurückrief. Sie hatten sich einen verbalen Schlagabtausch vom Feinsten geliefert – und doch war er gleich beim ersten Blick von ihr fasziniert gewesen. Nie zuvor hatte er so empfunden.
    Mit dem Glas in der Hand ging er hinüber zum Wohnzimmer, das einen kleinen Balkon zur Straßenseite hin hatte. Magnus wohnte im zweiten Stock – wenn er sich ein wenig reckte und nach links schaute, konnte er bis zum Hafen schauen. Die hohen Kräne waren zwischen den Bäumen hindurch gut auszumachen.
    Seine Nachbarin, eine siebzigjährige pensionierte Lehrerin, hatte ihren Balkon mit Geranien, Petunien und duftendem Jasmin bepflanzt. Für ihn, der oft unterwegs war, lohnte diese Mühe nicht. Auf seinem Balkon standen nur ein altersschwacher Holzstuhl und ein ebenso betagter runder Tisch.
    Mit der Linken wischte Magnus ein paar Blätter fort. Er trug alte Jeans, dazu ein kariertes Baumwollhemd, das auch schon bessere Tage

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