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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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gesehen hatte. Viel Wert hatte er noch nie auf Kleidung gelegt, und daheim machte er sich erst recht nicht die Mühe, sich gut anzuziehen. Vorsichtig setzte er sich, was das Holz mit leichtem Quietschen quittierte, und blickte zum hellen Himmel hinauf. Kleine weiße Wolken zogen in Richtung Osten, frischer Wind kam vom Meer, trug den Geruch nach Salz, Tang und Fisch mit sich.
    Auf der Straße ging es lebhaft zu, Autos hupten, ein paar Nachbarinnen tratschten auf der gegenüberliegenden Straßenseite so laut miteinander, dass er fast jedes Wort verstehen konnte. Es ging um die Kinder, die teuren Lebensmittel, ein bevorstehendes Familienfest.
    Aus der Ferne hörte er eine Schiffssirene, und sofort waren die Gedanken wieder bei Andrea. Wenn er sie doch hätte festhalten können!
    Auf der Straße hielt ein Taxi, eine blonde Frau in einem weißen Hosenanzug stieg aus und sah am Haus hoch.
    Fast wäre Magnus das Glas aus der Hand gefallen. Lilian … er hatte seit Tagen, nein, im Grunde schon seit Wochen nicht mehr an sie gedacht. Sie kannten sich seit fast einem Jahr, und er hatte die schöne Stewardess bezaubernd gefunden. Doch dann war er Andrea begegnet und wusste seit diesem Augenblick, was wahre Liebe war.
    Mit einem kleinen Seufzer erhob er sich und ging zur Tür. Noch bevor die Besucherin läuten konnte, drückte er den Öffner.
    Und dann stand sie vor ihm. Strahlend schön. Braun gebrannt. Mit leuchtenden Augen.
    »Endlich!« Die hellbraune Reisetasche aus weichem Kalbsleder fiel zu Boden, Lilian umarmte und küsste Magnus. »Du hast mir so gefehlt.«
    »Du hast lange nichts von dir hören lassen.«
    Lachend ging sie ihm voran in die Wohnung und überließ es ihm, die Tasche aufzuheben. »Du weißt hoffentlich, dass es von Tonga aus nicht ganz einfach ist zu telefonieren. Das hatten wir doch besprochen. Außerdem warst du für Tage auf deinem alten Kahn unterwegs, und da kann man dich sowieso nicht erreichen.«
    »Dieser Kahn ist ein Forschungsschiff.«
    »Schon gut, reg dich nicht auf.« Sie drehte sich zu ihm um und hob die Arme. »Lass dich endlich mal richtig küssen. – Hey, du humpelst ja! Hast du dich verletzt?«
    »Eine Lappalie, ist schon fast wieder in Ordnung«, winkte er ab und legte ihr fast widerwillig die Arme um die Taille. Sein Kuss war kurz und leidenschaftslos.
    Lilian machte sich ruckartig von ihm los. »Was ist mit dir? Freust du dich gar nicht, dass ich wieder da bin?«
    Magnus presste kurz die Lippen zusammen. »Magst du auch einen Schluck Rotwein?« Er ging in die Küche und holte die Flasche.
    »Was ist es denn?« Lilian prüfte das Etikett und runzelte leicht die Stirn. »Du weißt doch, dass ich den trockenen Roten nicht so gern mag. Hast du Champagner da? Ich finde, damit sollten wir unser Wiedersehen feiern.«
    Sie zog die Jacke aus und warf sie lässig über einen Sessel. Magnus las das Label. Natürlich – Armani! Lilian bevorzugte Designermode. In ihrem Beruf als Stewardess musste sie zwar die aparte Uniform tragen, doch sobald sie privat war, bevorzugte sie Armani, Dior und all die anderen angesagten Designer. Ihr Vater war einer der reichsten Männer des Landes. Er besaß einen Verlag, hatte allerdings den Hauptteil des Vermögens damit gemacht, indem er in erneuerbare Energien investierte. Lilian war seine einzige Tochter, der kein Wunsch verwehrt wurde. So hatte sie auch ihren Wunsch, Stewardess zu werden, ohne weiteres durchgesetzt. Dabei war ihr von vornherein klar, dass sie von einem Tag auf den anderen aufhören würde, wenn der Spaß vorbei war. Doch noch genoss sie es, durch die Welt zu jetten, unkontrolliert vom Papa, der sie am liebsten mit einem seiner Mitbewerber aus Schweden verheiratet hätte, um das Imperium auf ganz Skandinavien auszuweiten.
    »Was ist mit dem Champagner? Hast du keine Flasche kühl stehen?«
    Sie schmiegte sich an Magnus, er roch den Veilchenduft ihres Parfüms, ihr Haar kitzelte seine Nase.
    »Tut mir leid, es ist gar nichts da.«
    »Auch nicht schlimm. Ich weiß noch was viel Besseres, um unser Wiedersehen zu feiern.« Und schon begann sie sein Hemd aufzuknöpfen. Er bemerkte die sorgfältig manikürten Hände mit den in hellem Lachsrot lackierten Fingernägeln. Am rechten Ringfinger glitzerte ein großer Smaragd, der von zwei Brillanten umrahmt wurde. Dazu passte der Anhänger, der an einer dünnen Goldkette um ihren Hals hing.
    Er dachte an Andrea. Sie hatte sich in Trondheim, kurz bevor sie wieder aufs Schiff musste, eine gehämmerte

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