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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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abgewogen. Ich werde mich deinetwegen nicht mit meinen Abnehmern anlegen.« Tom versuchte, ihm die Tüten abzunehmen, doch Holger hob die Hand und schlug ihm brutal an die Schläfe.
    »Du bist wirklich irre.« Nik, der auch jetzt die Ruhe behielt, half dem Galeristen wieder auf die Beine. Während er ihm einen Stuhl zuschob, drehte er sich nach Holger um. »Her mit den Tüten!« Er streckte die Hand aus.
    »Ich brauch aber was.« Holgers Stimme klang plötzlich weinerlich. Die Aggressivität, die er in der letzten halben Stunde an den Tag gelegt hatte, war schlagartig einem extrem depressiven Verhalten gewichen.
    Nik beobachtete die Reaktion gespannt. »Hier, das ist mindestens so gut.« Er holte eine kleine Tüte mit weißem Pulver von seinem Labortisch. »Aber Vorsicht, das Zeug ist stark!«
    »Geil.« Holger griff gierig nach dem Tütchen. »Ich warte schon lange auf den ultimativen Kick.« Er begann albern zu kichern.
    »Her mit meinen Pillen!« Tom rieb sich das schmerzende Gesicht. »Wenn du das noch mal wagst, mach ich Fischfutter aus dir.«
    Holger reagierte nicht. Er befeuchtete seinen linken Zeigefinger und probierte eine Prise, aus dem Augenwinkel genau beobachtet von dem rotblonden Chemiker.
    »Wir müssen los.« Tom rappelte sich auf. Er klopfte Nik auf die Schulter. »Bis dann.«
    »Sei vorsichtig. Vor allem mit dem da.« Kurz sah er zu Holger hinüber, der am Türrahmen lehnte und mit starrem Blick hinaus aufs Wasser sah.
    »Bin ich.« Tom nahm zwei Bilder auf. »Wir sehen uns.«
    »Ruf auf jeden Fall vorher an.«

27
    W ir nehmen noch einen Drink.« Carina Rasmussen winkte dem Barkeeper zu.
    »Nicht doch!« Lachend wehrte Andrea ab. »Ich hab schon jetzt mehr getrunken, als gut für mich ist.«
    »Unsinn! Es gibt so viel zu feiern.« Carina schob ihr leeres Glas über den Tresen und lächelte den dunkelhaarigen Barkeeper charmant an.
    »Auf deine Beförderung und Versetzung zu den Lofoten haben wir schon dreimal angestoßen.«
    »Lieber wäre ich nach Tromsø gegangen, aber so ist es mir auch recht. Da kann ich sicher sein, Knut alle paar Tage zu sehen. Und vielleicht bleibst du ja doch auf der Inselgruppe.« Forschend sah sie Andrea an, die gleich den Kopf schüttelte.
    »Auf keinen Fall. Dr. Ecklund hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine Hilfe in der Praxis will. Und die Stellen im Krankenhaus sind nicht sehr reizvoll. Nein, nein, ich werde wohl nach Deutschland zurückkehren.«
    »Wieder ein Grund zum Trinken.« Carina hob ihr Glas. »Ich muss meine Enttäuschung runterspülen.«
    »Ach was, ich bin ja nicht auf einem anderen Planeten.«
    »Aber beinahe.« Carina nahm einen kleinen Schluck. »Ich hoffe immer noch, dass es diesem Meeresbiologen gelingt, dich hier zu halten. Er muss ein toller Typ sein.«
    »Ist er auch. Das stimmt schon, dennoch … ich muss zurück. Das mit Magnus und mir … es war ein Flirt, mehr nicht.«
    Ihre traurigen Augen sagten etwas ganz anderes, doch Carina ging nicht darauf ein. »Wir müssen noch auf deine endgültige Trennung von diesem Hotelier anstoßen. Oder … willst du zu ihm zurück?«
    »Nie und nimmer.« Andrea schüttelte den Kopf. »Das Kapitel ist zu Ende. Jonas … er war ein Irrtum. Und ich muss froh sein, dass ich das noch rechtzeitig erkannt habe.« Sie nahm auch einen Schluck. »Wenn er wüsste, dass ich feiere, statt um ihn zu weinen … das würde seine Eitelkeit sehr verletzen.«
    »Gut so!« Carina hob ihr frisch gefülltes Glas mit einem perfekt gemixten Mojito. Es gab nicht zu viel zerstoßenes Eis darin, nicht zu viel Minze, doch genügend Rum. »Dann trinke ich jetzt auf deine Freiheit – und darauf, dass du deine Meinung noch änderst und hier bei uns bleibst. Ich könnte eine Freundin wie dich wirklich brauchen.« Sie drehte das Glas in den Händen und sah gedankenverloren in die hellgrüne Flüssigkeit. »Es ist nicht immer leicht, sich in dieser Männerdomäne zu behaupten. Gerade bei der Mordkommission geht es rau zu. Und für viele ist es auch heute noch ein Problem, eine Frau – noch dazu eine junge – als Vorgesetzte zu haben. Mord und Totschlag, das ist was für harte Jungs. So hat es mal ein alter Kollege ausgedrückt.«
    »Als lebten wir noch im Mittelalter.« Andrea hob ihr Glas. »So ähnlich denkt auch der alte Ecklund, glaube ich.«
    »Tja, es gibt eben keine unkomplizierten Männer.«
    »Recht hast du.«
    Die beiden neuen Freundinnen blieben bis weit nach Mitternacht zusammen, und als sie sich trennten,

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