Mittsommersehnsucht
stellte sie den Krabbensalat in den Kühlschrank.
»Du verwöhnst ihn.« Andrea lachte. »Du, ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich noch die Fähre.«
»Kein Problem. Er ist schon da.« Birgit wies lachend hinüber ins Wohnzimmer.
»Und das sagst du erst jetzt?« Andrea wirbelte herum – und landete in Magnus’ Armen.
»Du …« Er hielt sie fest, und obwohl Birgit ganz indiskret zuschaute, küsste er Andrea lange und innig.
Wie eine große warme Woge überflutete Andrea das Glück. Sie spürte seinen Herzschlag, sie spürte seine Hände, die sanft ihren Rücken streichelten. Sie atmete den Duft seiner Haut, das dezente Rasierwasser. Sie fühlte seine Lippen, die von ihrem Mund bis hin zur Halsbeuge glitten, wo er sicher das erregte Pulsieren ihres Blutes spüren konnte.
»Endlich hab ich dich wieder!« Er sah sie an, mit leuchtenden Augen, die viel mehr von seinen Gefühlen verrieten, als es Worte vermocht hätten.
»Du bist früher gekommen als geplant.« Sie umfasste sein Gesicht mit den Händen.
»Harry hat mich mit seinem Boot rübergefahren. Harry ist ein Bekannter. Er vermietet kleine Yachten«, fügte er erklärend hinzu. »Wir kennen uns seit Jahren. Manchmal fährt er mit uns hinaus, Wale beobachten.«
»Die Tiere würde ich auch gern einmal aus der Nähe sehen.«
»Kein Problem. Wir fahren mal hoch zu den Vesterålen, genau gesagt nach Andenes. In den Gewässern dort oben tummeln sich die meisten Wale.«
»Sagt mal, müsst ihr hier in meiner Küche rumstehen?« Birgit stemmte die Hände in die molligen Hüften. »Raus mit euch!«
»Dein Wort ist wie immer Befehl«, erwiderte Magnus grinsend, und schon zog er Andrea hinüber zu dem südlich gelegenen Zimmer, in dem sie wieder wohnte. Kaum dass die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, nahm er sie wieder in den Arm.
»Lass mich leben, ich krieg ja keine Luft mehr!« Andrea musste lachen.
»Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach dir gesehnt habe.« Magnus zog sie zum Bett, noch während er die vier Schritte ging, nestelte er an ihrem hellgrauen Pullover. »Dass mir so etwas einmal passieren würde … Du hast mich verzaubert.«
»Das passiert leicht hier im Norden.« Andrea half ihm beim Aufknöpfen der Bluse, die sie unter dem Pulli trug.
Die Träger des zarten gelben BH s waren rasch heruntergestreift, das zarte Teil fiel zu Boden, so wie nacheinander alle Kleidungsstücke.
Magnus küsste jeden Zentimeter ihrer Haut. Andächtig, zart, oft nur wie ein Flügelschlag zu spüren waren seine Berührungen, doch sie erregten Andrea so stark, dass sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Im Unterbewusstsein hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Birgit ließ die beiden Verliebten diskret allein.
»Komm zu mir.« Sie flüsterte es dicht an seinem Mund, während sie sich ihm immer mehr entgegendrängte. Heiß durchströmte es ihren Körper, und wo immer Magnus’ Hände sie umfassten oder streichelten, steigerte sich diese Glut noch ins beinahe Unerträgliche. Andrea spürte Magnus überall. Es war, als habe er ihren ganzen Körper erobert. Nie hätte sie geglaubt, dass sie zu einer so leidenschaftlichen Reaktion fähig sein könnte. Doch sie konnte es kaum erwarten, dass er ihr endlich die vollkommene Erfüllung schenkte.
Ihren leisen Schrei erstickte er in einem Kuss, der kaum enden wollte. Dann lagen sie erschöpft nebeneinander, sahen sich nur an, während ihre Hände ineinander verschlungen blieben.
»Du bist unglaublich«, sagte Magnus, als er wieder zu Atem gekommen war.
»Ich? Warum?«
»Weil du bist, wie du bist.« Er rollte sich noch ein wenig mehr zur Seite und stützte sich auf einem Arm auf. Lächelnd schaute er sie an. Dabei verirrte sich sein Blick von ihrem Gesicht hinunter zu ihren Brüsten, und in seinen Augen glomm erneut die Leidenschaft auf.
Draußen auf der Straße hupten Autos wild durcheinander, Schreie erklangen, von ferne war die Sirene eines Polizeiwagens zu hören.
»Was ist denn da los?« Magnus richtete sich auf.
»Keine Ahnung. Es ist besser, wir stehen auf und sehen nach.« Schon schwang Andrea die Beine aus dem Bett. Die romantische Stimmung, die eben noch alles wie eine warme, weiche Decke umfangen hatte, war schlagartig verschwunden.
Sie hatte sich gerade angezogen, als es laut an die Tür klopfte. »Doktor Andrea, schnell! Komm her!«
»Das ist Birgit.« Andrea öffnete. Zwar hatte Magnus sein Hemd noch nicht zugeknöpft, aber das war in dieser Notsituation – und um eine solche handelte
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