Mix Guide
Während der Lagerzeit verdunsten alle Stoffe, die den jungen Whisky hart und aggressiv machen. Malt Whisky braucht, damit sich alle Unebenheiten im Geschmack verlieren, etwa zehn bis zwölf Jahre Fasslagerung. Der Blendmaster bestimmt den idealen Zeitpunkt für die Abfüllung – und nur wenige Whiskys werden dann noch erheblich besser. Außerdem gibt das Fass dem Whisky Farbe, denn frisch destillierter Whisky ist, wie alle Destillate, vollkommen farblos. Malt Whiskys auf denen »100% Malt«, »All malt« oder »Pure Malt« steht, sind so genannte »Vatted Malt« Whiskys, also Malt Whiskys, die aus Whiskys verschiedener
Destillerien gemischt wurden. Generell kann jeder Malt Whisky, der nicht ausdrücklich als Single Malt deklariert ist, ein Vatted sein. Die neuere Bezeichnung für Vatted ist nun auch beim Malt Whisky »Scotch Blended Malt«. Der weitaus größte Teil der Malt Whiskys wird aber nicht auf Flaschen gefüllt, sondern zur Blended-Whiskyherstellung verwendet. Außerhalb Schottlands schätzte man den starken, rauchigen Whisky der Anfangszeiten nicht sonderlich. Dies änderte sich, als Robert Stein 1826 den Patent-Destillierapparat erfand, ein Verfahren, das Aeneas Coffey 1831 nochmals verbesserte. Man konnte nun kostengünstig, schnell und unabhängig von Wasser, Torf oder Witterung größere Mengen Whisky herstellen. Um 1860 entdeckte Andrew Usher aus Edinburgh die Kombination von Malt und Grain Whisky – der heutige Blended Whisky begann seinen Siegeszug um die Welt. Es war ein Siegeszug mit Hindernissen. Denn die Malt-WhiskyHersteller kämpften gegen den weicheren Blended
Whisky; sie stritten lange Zeit dafür, dass nur ungemischter Malt als Scotch Whisky verkauft werden dürfte. 1909 entschied eine königliche Kommission, dass der unter Verwendung von Grain Whisky hergestellte Blended auch als Scotch verkauft werden durfte. Rund 95 Prozent der heute hergestellten Whiskys kommen als »Blended Scotch« auf den Markt. Er wird in kontinuierlicher Destillation aus gemälzter und ungemälzter Gerste gebrannt, ein Verfahren, das durch seine höhere Wirtschaftlichkeit die Erzeugung großer Mengen möglich macht. Der Grain lagert dann genau wie Malt Whisky in Eichenholzfässern. Grain Whisky ist grundsätzlich leichter und weicher in Charakter und Geschmack. Für die Verbindung von Malt und Grain wird neben dem Ausdruck »Blending« (to blend = verschmelzen, ineinander übergehen) auch die Bezeichnung »Marriage« (Heirat) gebraucht. Einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Mann einer Destillerie ist der Blendmaster. Seine Nase entscheidet.
Denn Brennereien gibt es viele in Schottland, und jede stellt Whiskys her, die theoretisch miteinander verbunden werden können. Die Kunst ist es nun, nur solche Whiskys zu mischen, die in der Verbindung vollkommen harmonieren und dabei doch ihre besten und spezifischen Eigenschaften entfalten können. Das klingt vielleicht einfach, aber bei manchen Blends werden bis zu 40 verschiedene Grains und Malts gemischt, um das gewünschte Produkt zu erreichen. Und ist ein Blended Scotch dann einmal kreiert und für gut befunden, gibt es trotzdem noch keine Formel für seine Zusammensetzung. Denn Whisky als reines Naturprodukt ist stets leichten Geschmacksänderungen unterworfen, und der Blendmaster muss seine Blends immer wieder überprüfen und das Mischungsverhältnis korrigieren. Die Namen der verwendeten Whiskys und die Werte für die Mischung sind streng gehütete Geheimnisse. Der Gesetzgeber verlangt, dass jeder Whisky mindestens drei Jahre alt ist. Bei Whisky mit Jahresangabe
muss stets das Alter des jüngsten verwendeten Whiskys angegeben werden, es darf kein Durchschnitt errechnet werden.Von »De-Luxe-Blends« spricht man ab einem Maltanteil von einem Drittel. Auf dem Weltmarkt werden heute über 2000 verschiedene Blended Scotch Whiskys angeboten. Den Löwenanteil davon stellen relativ wenige, jedoch meist international bekannte Marken. Durch die vielen Sorten, Jahrgangs- und Spezialabfüllungen werden aber auch etwa genauso viele Malt-Whisky-Abfüllungen angeboten. Der Anteil des Malt Whiskys beträgt etwa fünf Prozent, d. h., ungefähr 50 Millionen Flaschen jährlich (2004). Blended Scotch Whiskys enthalten im Normalfall 40% vol Alkohol. Die Malt Whiskys weisen meist 40 oder 43% vol Alkoholgehalt auf, oft aber auch einige Prozent mehr. Eine Besonderheit stellen die »Cask Strength«-Whiskys dar, die »Fassstärke«-Whiskys, die direkt aus dem Fass
Weitere Kostenlose Bücher