MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
fertiggestellte und anfangs sehr umstrittene Haas-Haus , das Stararchitekt Hans Hollein für das Mitte des 19. Jh. gegründete gleichnamige Traditionskaufhaus entwarf. Die Errichtung des postmodernen Konsumtempels mit seinen ausladenden Glasfassaden direkt vis-à-vis des Stephansdoms kam für viele einer Entweihung der ehrwürdigen Kathedrale gleich. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt, zumal man von den Fenstern und Sonnenterrassen der unterdessen eingezogenen Nobelgastronomie in seinen oberen Etagen eine wunderbare Aussicht auf das Wahrzeichen Wiens genießt.
Mitten in der von erlesenen Geschäften eingerahmten Fußgängerzone ( Graben ) erhebt sich die 1692 enthüllte Pestsäule , die der italienische BühnenbildnerOttavio Burnacini im Gedenken an die Pestepidemien des ausgehenden 17. Jh. gestaltet hat. Über die von lieblichen Engelsfiguren umspielte Säule, an deren Fuß der in Stein gehauene Auftraggeber Leopold I. ehrfürchtig niederkniet, wacht gleich um die nächste Häuserecke die grüne Kuppel der → Peterskirche, ein Vorzeigeobjekt hochbarocker Bau- und Bildhauerkunst.
Wieder zurück auf der schicken Einkaufsmeile, werfen wir noch einen Blick auf die appetitanregenden Auslagen des mehrstöckigen Feinkosttempels von Kaffeeröster Meinl , das vonAdolf Loos entworfene Ladenlokal (1910) des Herrenausstatters Knize , dessen hübsche Jugendstil-Toilettenanlagen (1904)undOtto Wagners Ankerhaus (1895). An dem biegen wir in die kurze Dorotheergasse ein, in der gleich linker Hand das dort seit gut 100 Jahren kredenzte verführerische Brötchenbuffet von Trzesniewski lockt, hinter dem das Hotel Graben mindestens genauso lange auf seine Gäste wartet. Zu denen gehörten früher einmal namhafte Schriftsteller wiePeter Altenberg, der hier von 1914 bis zu seinem Tod im Jahre 1919 sogar dauerhaft logierte.Schräg gegenüber lädt das schummerig-schöne Lokal der Familie Hawelka schon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu Kaffee, Kuchen und klassischer Kaffeehausatmosphäre ein.
Wieder auf die andere Straßenseite zurückgekehrt, erreicht man bald das → Jüdische Museum, das seinen Besuchern Informationen zur Geschichte der Wiener Juden und stets spannende Sonderausstellungen offeriert. Gleich dahinter hält das → Dorotheum, ein Auktionshaus für Möbel, Schmuck, Geschirr und Gemälde, auf mehreren Etagen so manches wertvolle Schnäppchen bereit.
Die Dorotheergasse mündet in die Augustinerstraße, auf der wir uns zunächst links halten, um uns entlang der Seitenfronten der Augustinerkirche zum östlichsten Gebäudezipfel der Hofburg zu bewegen. Weil der zuletzt von Maria Theresias Schwiegersohn Herzog Albert von Sachsen-Teschen bewohnt wurde, heißt er → Albertina. Die zum zeitgemäßen Museum umgebaute Albertina beherbergt eine einst vom Hausherrn selbst begründete Grafiksammlung, die zu den größten und kostbarsten der Welt zählt. Sie birgt die verschwenderisch vergoldeten Habsburger Prunkräume, präsentiert aber vor allem hochkarätige Wechselausstellungen moderner Kunst, in die gegebenenfalls Werke aus der eigenen, permanent erweiterten Kollektion integriert werden. In einem Seitentrakt des historischen Stadtpalais, das mit Hans Holleins aus Titan geschmiedetem Soravia-Wing auch außen einen zeitgenössischen Akzent setzt, haben das → Österreichische Filmmuseum und ein Stadtheuriger Quartier bezogen.
Die Albertina flankiert zusammen mit dem hinteren Flügel der Staatsoper, dem → Theatermuseum im Palais Lobkowitz, dem Café Mozart und der von Luigi Blau zum Auftakt des neuen Jahrtausends entworfenen und in Betrieb genommenen Informationszentrale des WienTourismus den Albertinaplatz, der jüngst zu Ehren des früheren Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk (gest. 2008) teilweise umgetauft wurde.Auf dem neuen Helmut-Zilk-Platz gemahnt das vonAlfred Hrdlicka modellierte, aus drei behauenen Marmorblöcken und einer Bronze komponierte, wegen seiner eindringlichen plastischen Bilder oft monierte und damals von besagtem Bürgermeister protegierte Denkmal gegen Krieg und Faschismus seit 1988 an Kriegshorror und Holocaust.
Von der Albertina zum Michaelerplatz
Vom Albertina/Helmut-Zilk-Platz machen wir einen Sprung zum Neuen Markt, wo der barocke Donnerbrunnen (nach dem Bildhauer Georg Raphael Donner benannt), vor allem aber die Kapuzinerkirche mit ihren illuster „belegten“ Katakomben der Besichtigung harren. Nachdem wir in die → Kaisergruft hinabgestiegen sind, steuern
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