MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
„Westtürme“ genannt wurden, erst zwischen 1240 und 1263 an. 1304 gab der HabsburgerAlbrecht I. den nächsten großen Ausbau der Kirche in Auftrag, indem er das damals noch romanisch gestaltete Langhaus um den 1340 eingeweihten Albertinischen Chor erweitern ließ. Der setzte insofern Maßstäbe, alsRudolf IV. 1359 anordnete, das Langhaus im gotischen Stil umzubauen, der Breite des Albertinischen Chores anzupassen und mit zwei seitlichen Portalen (Bischofs- und Singerportal) zu versehen. Außerdem ließ er jedem einzelnen der Westtürme eine kleine Kapelle zur Seite stellen und veranlasste den Bau des Südturms. Nachdem der bis 1433 zu seiner stattlichen Länge von 137 m in den Himmel hinauf gewachsen war, wurde 1450 der Grundstein für einen zweiten Turm an der Nordflanke der Kirche gelegt. Der sollte sich freilich nie mit seinem „großen Bruder“ messen können, weil sein Ausbau einige Jahrzehnte später eingestellt wurde, worauf der Torso in den 1550er Jahren eine kuppelverzierte Krone erhielt. Neben dem Nordturm befindet sich die Kapistrankanzel, die ihren Namen dem italienischen Franziskanermönch Capistranus verdankt, der die Wiener von dort aus 1451 zum Kreuzzug gegen die ungläubigen Osmanen aufrief.
Seine charakteristisch gemusterten, mit farbigen Glasurziegeln gedeckten Dächer erhielten die Domschiffe im ausgehenden 15. Jh., während der doppelköpfige Kaiseradler erst seit 1831 auf dem Dach des Albertinischen Chores flattert. Weil Brände, Erdbeben, Kriegs- und Umweltschäden dem imposanten Bauwerk seither übel mitspiel(t)en, ist vieles nicht mehr im Originalzustand erhalten und aufwändig restauriert worden, was die Faszination der derzeit erneut bestandssichernd bearbeiteten monumentalen Kathedrale jedoch nicht schmälert.
Die Wiener nennen ihn „Steffl“
Dass sie auch in ihrem Innern durch eine feierliche Atmosphäre, zahlreiche gestalterische Details und sakrale Kunstwerke zu beeindrucken vermag, versteht sich fast von selbst. Besondere Beachtung verdienen die Kanzel (1514/15) und der Orgelfuß (1513), deren figurative Elemente der spätgotischeBildhauer Anton Pilgram modelliert und dabei jeweils seine eigene Porträtbüste integriert hat. Ebenfalls im Langhaus sind eine gemalte „Dienstbotenmadonna“ oder das von Ulrich Auer in den Jahren 1476–1481 gefertigte Taufbecken aus rotem Salzburger Marmor zu bestaunen. Im Albertinischen Chor fallen das vonNiklas Gerhaert van Leyden dekorierte Grabmal Friedrichs III. und der Wiener Neustädter Altar ins Auge. Weitere Sehenswürdigkeiten warten im Nordturm, wo eine riesige, nur zu besonderen Anlässen bewegte, 20 Tonnen schwere, frei schwingende Glocke (Pummerin) hängt, und in den Katakomben der Kathedrale. Dort kann man den Sarkophagen Rudolfs IV. und seiner Ehefrau oder den Gräbern der Domherren die Aufwartung machen und die Urnen sehen, in denen die sterblichen Überreste der frühen Habsburger – mit Ausnahme der in der Augustinerkirche gesondert aufbewahrten Herzen – deponiert sind. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen aber die von Strafgefangenen platzsparend aufgetürmten Knochen aus den Gräbern des aufgelösten Friedhofs von St. Stephan, in denen vornehmlich Pestopfer bestattet worden waren.
Wer sich noch intensiver mit den Kunstschätzen des Domes beschäftigen und mit dem 1365 gemalten Konterfei Rudolfs IV. das älteste Porträt Europas ansehen möchte, möge das benachbarte Erzbischöfliche Dom- und Diözesanmuseum besuchen, das hin und wieder auch Sonderausstellungen zeigt.
Pferdetaxizentrale Stephansdom
Stephansdom : Mo–Fr 6–22, So, Fei 7–22 Uhr; Dom- und Diözesanmuseum Di–Sa 10–17 Uhr, 7 €.Stephansplatz 6, Tel. 515523689 , www.dommuseum.at .
Domführungen : Mo–Fr 10.30 und 15, So, Fei 15 Uhr, 4,50 €.
Führungen in den Katakomben : Mo–Sa 10–11.30 und 13.30–16.30 Uhr alle 30 Min., So, Fei nur 13.30–16.30 Uhr; während der Domführung keine Katakombenführungen (Infotafel beachten), 4,50 €.
Besteigung des Südturms: 9–17.30 Uhr, 3,50 €.
Lift zum Nordturm : April–Okt. 9–16.30 Uhr, Juli/Aug. 9–18.00 Uhr, Nov.–März 8.30–16.30 Uhr, 4 €.
Abendführungen mit Dachrundgang : Juni–Sept. Sa 19 Uhr, Treff am Südturm, 10 €.
Peterskirche : Die Kirche wurde 1137 erstmals erwähnt und gehört damit zu den ältesten Kirchengründungen der Stadt. 1399 zunächst gotisiert, wurde sie zwischen 1702 und 1708 im Barockstil völlig neu errichtet und 1733
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