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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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einer Kaulquappe in einen Frosch. Aus einer Larve in eine Libelle (was eigentlich nur eine halbe Metamorphose ist, aber trotzdem erwähnenswert, finde ich).
    MODELN KÖNNTE MICH VERWANDELN. Und dann wäre ich nicht mehr Harriet Manners: Streberin, von allen gehasst, ignoriert, gedemütigt. Ich wäre … eine andere. Jemand anderes. Jemand Cooles.
    Denn – und der Gedanke kommt mir just in diesem Augenblick – wenn ich jetzt nichts tue, werde ich immer ich sein. Dann werde ich für immer die Streberin sein.
    Und das bedeutet, dass die Leute mich für immer hassen und mich auslachen und die Hände heben werden. Bis ans Ende aller Tage. Und nie, nie, nie wird sich etwas ändern.
    Außer ich tue es.
    Â»Ich … ich …«, stammle ich, und dann halte ich inne und schlucke, denn ich kann selbst kaum glauben, was ich gleich sagen werde.
    Â»Ja?« Annabel und mein Vater sprechen im Chor, wenn auch in völlig unterschiedlichem Tonfall.
    Â»Ich … ich glaube, ich möchte dahin.«
    Schweigen. »Was?«, keucht Annabel schließlich. »Du willst was?«
    Â»Ich will dahin«, wiederhole ich, doch diesmal mit klarerer Stimme. Für ein paar Sekunden ist Nats Gesicht in meinem Hinterkopf aufgeblitzt. Das angespannte, gerötete, traurige, untröstliche Gesicht meiner besten Freundin. Und dann ist daneben – wie bei einer Diashow – Alexas Gesicht aufgetaucht, und ich schalte beide schnell ab. »Ich will da hin, in die Modelagentur«, wiederhole ich noch einmal.
    Mein Vater macht einen Luftsprung. »Du hast es gesagt, Annabel!«, kräht er. »Erinnerst du dich? Wir haben gestritten, und ich habe gewonnen, und da hast du gesagt, na gut, wenn sie will, dann fahren wir da eben hin!«
    Â»Ich hätte nicht gedacht, dass sie es wirklich will.« Annabel ist verstimmt. »Du hast mich ausgetrickst, Richard. Ich fass es nicht, dass du mich ausgetrickst hast.«
    Â»Bitte?«, sage ich und sehe sie mit riesengroßen Augen an. Als ich zur Seite schaue, tut mein Vater dasselbe. »Nur mal zum Gucken? Bitte, Annabel.«
    Annabel macht den Mund auf, um etwas zu sagen, doch dann klappt sie ihn wieder zu. Sie betrachtet mein Gesicht, als wäre es eine Matheaufgabe und die Lösung wäre schwerer, als sie erwartet hatte. »Du willst da wirklich hin?«, fragt sie mit schockierter und leicht angewiderter Stimme, als hätte ich gerade gesagt, ich würde gern für den Rest meines Lebens streunenden Katzen die Flöhe aus dem Fell pulen und sie womöglich auch noch essen. »Klamotten? Harriet? Fotos? Mode? Modeln?«
    Â»Ja«, sage ich und sehe ihr direkt in die Augen. »Vielleicht«, lenke ich ein. »Mal schauen.«
    Annabel erwidert meinen Blick einige Sekunden lang, seufzt dann und lässt den Kopf in die Hände sinken. »Steht jetzt die ganze Welt kopf?«
    Â»Definitiv«, erwidere ich. Denn genauso kommt es mir vor.
    Â»Dann …« Annabel schnaubt zornig. »Also, ich bin ja hier ein Opfer meiner eigenen Anständigkeit, oder? Dann müssen wir wohl hinfahren und sehen, was sie zu sagen haben.«
    Â»Jaaaa!«, brüllt mein Vater, als hätte er gerade ein Tor geschossen, und als Annabel ihm einen kurzen, scharfen Blick zuwirft, räuspert er sich. »Ich meine, gute Entscheidung, Schatz. Ausgezeichnet. Sehr vernünftig.«
    Â»Bild dir bloß nichts ein, Richard«, blafft Annabel. »Ich hab gesagt, wir fahren hin. Mehr nicht. Darüber hinaus habe ich nichts versprochen. Und dann entscheiden wir. Im Augenblick stimme ich noch gar nichts zu.«
    Â»Aber natürlich«, erwidert mein Vater ein wenig eingeschnappt. »Das ist ebenfalls sehr vernünftig, Schatz.«
    Doch als mein Vater mir zublinzelt und in der Küche verschwindet, um dort ein Freudentänzchen hinzulegen, geht mir auf, dass ich gar nicht richtig hingehört habe. Denn für mich zählt nur, dass ich – nach zehn Jahren – endlich etwas tue, um etwas zu verändern.
    Wurde offen gestanden auch höchste Zeit.

23
    A lso, das Erste, was zu einer gelungenen Verwandlung erforderlich ist, ist ein Plan. Ein hübscher, gut durchdachter, strukturierter, wohlüberlegter und klarer Plan.
    Und wenn dieser Plan zufällig eine Liste mit richtigen Tagesordnungspunkten ist, ausgedruckt am Computer im »Büro« meines Vaters (das Gästezimmer), dann umso besser.
    Der Plan für heute lautet

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