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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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früheren Besuchen im schönen London«.
    Und anscheinend auch mit ein paar guten alten Feinden. Krähe sagt, morgen früh ist sie zur ersten Anprobe bestellt.
    »Ich muss zu ihr ins Hotel. Sie hat keine Zeit herzukommen. Kannst du mitkommen, Nonie?«
    Zuerst sage ich zu, weil ich davon ausgehe, dass es nachmittags ist. Aber offenbar kann Sigrid nur abends um neun. Und ausnahmsweise begleite ich meine Mutter zu der Privatausstellung eines Künstlers, den sie vertritt. Sie nimmt mich nicht sehr häufig mit und ich kann sie unmöglich abblitzen lassen.
    Jenny kann auch nicht, weil ihre Proben in ein paar Tagen anfangen und sie jede Menge vorarbeiten muss. Und deswegen verspricht Edie Krähe, sie zu begleiten. Wir denken uns zu diesem Zeitpunkt nicht viel dabei, bis auf die Tatsache, dass Edie sehr lieb ist, was wir schon vorher wussten.
    Später denken wir uns einiges dabei, aber dann ist es zu spät.

»Es war nett«, sagt Edie.
    Wir sitzen wieder in der Schulcafeteria. Edie hat versprochen Jenny und mir haarklein zu erzählen, wie es gestern Abend war.
    »Und?«, frage ich.
    »Und?«, fragt Jenny.
    Erstaunt sieht Edie von ihrem Kartoffelbrei auf. »Nett« ist für sie eine vollkommen hinreichende Beschreibung des Besuchs bei einem Hollywood-Starlet in einem angesagten Londoner Hotel.
    »Ach«, sagt Edie. »Na ja, Sigrid war sehr nett.«
    So ist Edie. Bittest du sie eine Figur aus einem Roman von Jane Austen oder Thomas Hardy zu beschreiben, benutzt sie fünfzehn Adjektive, die du noch nie gehört hast und für die du ein Wörterbuch brauchst. Aber echte Menschen sind einfach nur »sehr nett«. Ich glaube, Edie verbringt gedanklich so viel Zeit mit ihrem Schachklub und dem Orchester und der Bewerbung für Harvard, dass sie echte Menschen nur am Rande wahrnimmt.
    Nicht dass ich überrascht bin, das Wort »nett« in Zusammenhang mit Sigrid Santorini zu hören. Denn auch wenn sie die Königin des Bösen ist, wirkt sie, wenn man ihr das erste Mal begegnet, supernett. Der Witz bei Sigrid ist, sie weiß nicht , dass sie die Königin des Bösen ist. Sie denkt, sie wäre ein netter süßer Fratz und der Rest von uns würde sich nichts sehnlicher wünschen, als Teil ihrer entzückenden Welt zu sein. Sie schwebt umher, strahlt jeden an und versprüht Heiterkeit. Erst hinterher fällt dir auf, dass sie auf dir rumgetrampelt ist, dir ein Messer in den Rücken gerammt hat und dir etwas sehr Kostbares gestohlen hat, bevor sie entschwunden ist.
    Und anscheinend findet sie selbst das verzeihlich, weil sie denkt, sie hätte dir einen Gefallen damit getan, ihren Glanz auf dich scheinen zu lassen. Das Schlimmste ist, häufig hat sie Recht damit. An dem Abend, als sie vor der Modenschau letztes Jahr Krähes schönstes Kleid gestohlen hat, hat sie zu mir gesagt, sie würde es im Fernsehen tragen und wir bekämen jede Menge Reklame dadurch und würden ihr am Ende dankbar sein. Und dann hat sie es bei den Oscars getragen und Krähe wurde über Nacht zum Star. Aber sie hat mir nicht gesagt , dass sie es für die Oscars aufhob, und in der Zwischenzeit musste Krähe in letzter Minute ein neues Kleid für ihre Modenschau machen und ich wäre fast gestorben. Deswegen bin ich ihr nicht so dankbar, wie sie vielleicht denkt. Und ich halte sie immer noch für die Königin des Bösen.
    »WIE nett?«, fragt Jenny. Jenny will Einzelheiten.
    »Sie hat uns lauter Zeug angeboten, das sie in ihrer Hotelsuite hatte. Es gab fünf verschiedene Säfte und einen riesigen Obstkorb und diese echt interessanten Kekse, die ich vorher noch nie gesehen habe …«
    Jenny kriegt vor Verzweiflung Zuckungen.
    »Was hatte sie an? Was für ein Kleid wollte sie? Wofür war die Anprobe? Wie lange ist sie in London? Hat sie irgendwas über … irgendwen gesagt?«
    Jenny rasselt ihre Fragen ohne Punkt und Komma herunter, aber Edie begreift.
    »Also. Sie hatte ihren Hotelbademantel an. Ich glaube, er war weiß mit einer Tasche, und … ach ja, sie wollte ein Kleid für eine Preisverleihung in Italien in ein paar Tagen. Sie weiß, dass die Italiener immer wahnsinnig toll angezogen sind, und deshalb hätte sie gern was ganz Besonderes. Und sie sollte eigentlich nur eine Woche oder so in London sein, aber sie hat gerade erfahren, dass ihr nächster Film abgesagt wurde oder so was, und jetzt weiß sie nicht genau, was sie als Nächstes macht. Deswegen hat sie eine ganze Weile telefoniert, als wir da waren. Für jemand so Nettes hatte sie eine ganz schön derbe Ausdrucksweise.

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