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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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sagt Rakesh. »Sie übernimmt die Führung.« Nach dem ganzen Geschnatter auf der Fahrt hat es ihm plötzlich die Sprache verschlagen. Er nickt Alisha schüchtern zu, lässt die Schultern hängen und verschwindet eilig an seinen Schreibtisch. Doch die junge Frau macht seine Scheu durch ihre Herzlichkeit und ihr Selbstvertrauen wett. Vor allem bei Harry. Als sie ihm die Hand schüttelt, wird ihr Lächeln breiter, die Wimpern klimpern und sie schafft es irgendwie, sich das Haar wie einen Wasserfall über die Schulter zu werfen. Das ist der typische Harry-Effekt. Nur er scheint nichts davon mitzukriegen und lächelt sein übliches freundliches Lächeln.
    Alisha bittet uns ihr zu folgen. Sie spricht mit lupenreinem amerikanischen Akzent, obwohl sie absolut indisch aussieht. Ich nehme an, sie hat in Harvard studiert oder so was in der Art. Zufällig bemerke ich Edies kritischen Blick. Ob es das lange schwarze Haar ist, die amerikanische College-Ausbildung oder der Harry-Effekt, kann ich nicht sagen.
    Wir durchqueren den Versandbereich, wo genug Pappkartons lagern, dass man eine kleine Stadt daraus bauen könnte. Alles ist ordentlich gestapelt und beschildert und auf einem Fließband kommen ständig neue Kisten an. Was mich auf das, was dann kommt, vorbereiten sollte, aber das tut es nicht.
    Seit wir das Hauptgebäude betreten haben, bin ich baff. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber nichts in diesen Dimensionen. Ich glaube, ich hatte mir einen Raum in der Größe einer Turnhalle vorgestellt und ein paar Frauen, die an Nähmaschinen sitzen und miteinander quatschen wie beim Handarbeitskränzchen. Was ich mir nicht vorgestellt habe, ist der größte überdachte Raum, den ich je in meinem Leben gesehen habe – mit Leichtigkeit würde unsere ganze Schule hier reinpassen –, und genug Hightech, um ein Spaceshuttle ins All zu schießen.
    Die Büros liegen im Obergeschoss, von dem aus man die gesamte riesige Fabriketage überblickt. Der Boden ist aus glänzendem Gummi und spiegelt die gleißenden Lampen, die in langen Reihen von der Decke hängen. Straßenmarkierungen zeigen die Bereiche der verschiedenen Produktionsschritte an und davon gibt es Dutzende, jeweils bestückt mit jeder Menge Maschinen und Kisten und Schienen und Lärm und Leuten. Am ohrenbetäubendsten ist der Krach der Nähmaschinen. Es klingt, als würde es ununterbrochen hageln, aber keinem scheint das aufzufallen. Ich schätze, sie sind es inzwischen gewohnt.
    Alisha führt uns die Treppe zu den Büros hinauf. In einem kleinen Konferenzraum, in dem es verwirrend nach indischem Curry riecht, lässt sie uns Platz nehmen und führt uns eine PowerPoint-Präsentation zur Fabrik und der Arbeit vor, die hier für Miss Teen und andere große Mode-Ketten gemacht wird. Ich strenge mich wirklich an interessiert zu sein, aber PowerPoint-Präsentationen sind einfach nicht mein Ding und plötzlich muss ich immer intensiver an Mangoeis denken. Ich hoffe, dass es am Ende keinen Test gibt.
    »Achtet auf Ungereimtheiten«, flüstert Edie laut, als wir wieder auf der Treppe nach unten sind. Sie klingt wie in einem Agentenfilm.
    Ich will sie fragen, was Ungereimtheiten sind, aber inzwischen plaudert sie mit Alisha und ich gebe es auf. »Achte auf Ungereimtheiten«, flüstere ich Krähe zu und versuche meine beste Bond-Girl-Imitation.
    Krähe ignoriert mich. Wir bewegen uns auf den Bereich zu, wo die Stoffe zugeschnitten werden, und jetzt, wo es keine Folie einer PowerPoint-Präsentation ist, finde ich alles hochinteressant. Neben Tischen mit Leuten, die mit Scheren Stoff zuschneiden, so wie man es sich vorstellt, gibt es auch riesige von Lasern geführte Maschinen, die viele Lagen auf einmal schneiden können. Stundenlang sieht Krähe jeder Maschine zu und beobachtet aufmerksam den Weg des Lasers, der die Linien nachfährt und die Stoffe in Einzelteile verwandelt, die später von den Fabrikarbeitern zusammengenäht werden.
    Jetzt verstehen wir langsam, warum Krähes kleinteilige Entwürfe zu kompliziert sind. Jeder Herstellungsschritt wird Hunderte von Malen gemacht und das Ergebnis wird zu anderen Arbeitern gebracht, die andere Schritte durchführen, in anderen Teilen des Gebäudes. Ständig werden auf gigantischen Kleiderständern Teile herumgeschoben, in riesigen Massen. Wenn irgendwas zu kompliziert oder kleinteilig ist, besteht die Gefahr, dass etwas schiefgeht.
    Krähe scheint es nichts auszumachen, dass die Besichtigung demonstriert, warum ihre jüngsten

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