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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zähne. Hatte das was zu bedeuten? Möglicherweise war das Fehlen Wagners schon um zwei Uhr beim Schichtwechsel an der Kontrolluhr aufgefallen. Auf jeden Fall hatte Rübesam durch die Erkundigung der alten Federsen davon erfahren und nun zweifellos an der Kontrolluhr festgestellt, daß Wagner nicht aus dem Werk gegangen war. Bis dahin war alles klar. Aber warum war Rübesam jetzt noch einmal gekommen und hatte Wagners Sachen durchsucht? Vielleicht hatte das eine ganz harmlose Ursache. Aber Henke vermochte sie nicht zu finden. In Gedanken verloren ging er weiter. Plötzlich blieb er stehen und schlug sich vor die Stirn. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Das war doch das Einfachste und Nächstliegende. Natürlich mußte Rübesam annehmen, daß die Gegenseite etwas gegen den Spion unternommen hatte. Selbstverständlich mußte Rübesam damit rechnen, daß die Gegenseite versuchen könnte, die Sachen Wagners auf irgendwelche Aufzeichnungen hin zu durchsuchen. Dem war Rübesam eben einfach zuvorgekommen und hatte selbst in den Sachen »gekramt«, wie die alte Federsen sich ausdrückte.
    Erleichtert ging Henke weiter. Überflüssige Mühe, Herr Rübesam! Die Gegenseite hat an den Lumpen dieses Bengels kein Interesse mehr.
    *
    Monsieur Duprès, der Direktor des Musée des Arts in Genf, kam mit einem ansehnlichen Folianten an den Tisch zurück. »Ich sehe mit Vergnügen, Herr Doktor, daß ich in Ihnen einen hervorragenden Kenner der altägyptischen Kunst vor mir habe. Es ist mir eine Ehre, Ihnen dieses Album vorzulegen. Hier haben wir die Photos aller Stücke aus unserm Besitz.« Er schob das aufgeschlagene Buch zu Gransfeld hin.
    Dieser ließ die Seiten durch die Finger gleiten und blätterte, als suche er etwas. »Vorzüglich, Herr Direktor! Manches größere Museum kann Ihr Institut um diesen Besitz beneiden. Indes, ich vermisse – suche vergeblich … Ich las vor längerer Zeit in Deutschland von Ihrer neuesten Erwerbung. Wenn ich mich recht erinnere, sollte es eine Statuette des Sethos sein.«
    »Das eilt den Tatsachen voraus, Herr Doktor«, unterbrach ihn der Direktor. »Eine solche Statuette wurde uns in der Tat angeboten, aber der Preis, der ungewöhnlich hohe Preis! Die Mittel unseres Institutes sind nicht unbeschränkt. Wir konnten nicht sofort handelseinig werden und haben uns Bedenkzeit ausgebeten.«
    »Schade, Herr Direktor! Gerade die Statuette – soviel ich darüber weiß, muß sie ein hervorragendes Kunstwerk sein – gerade diese Statuette hätte ich gern gesehen.«
    Der Direktor erhob sich. »Einen Augenblick, mein Herr! Wenigstens im Bild kann ich sie Ihnen zeigen. Wir haben sie während der ersten Verhandlungen photographiert.« Er kehrte mit einigen Photos zurück, die er vor Gransfeld ausbreitete.
    Aufmerksam betrachtete der Doktor die Bilder. Dann sprach er, während er langsam den Kopf wiegte: »In der Tat, das ist die Statuette.«
    »Wie meinen Sie, Herr Doktor? Sie kennen das Kunstwerk?« Gransfeld zog seine Brieftasche, aus der er zwei kleinere Photos entnahm und vor den Direktor hinlegte.
    Nach einem Blick darauf sprang Monsieur Duprès mit der Lebhaftigkeit des Franzosen auf. »Rätselhaft, Herr Doktor, unerklärlich! Sie besitzen ebenfalls Photographien? Gar kein Zweifel, es ist dieselbe Statuette wie auf unsern Photos. Wie der Händler versicherte, hat er die Statuette geradeswegs aus Ägypten gebracht.«
    »Man kann auch in Ägypten photographieren, Herr Direktor«, unterbrach ihn Gransfeld. »Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, daß meine beiden Photos in Syut in Ägypten aufgenommen worden sind.«
    »In Syut, Herr Doktor? Merkwürdig! Der Händler, eine ernstzunehmende Persönlichkeit, erzählte, daß er sie in Assuan erworben und auf schnellstem Wege nach Europa gebracht habe.«
    »Ganz so schnell dürfte es nicht gegangen sein, Monsieur Duprès, denn die Bilder in Syut wurden bereits vor längerer Zeit gemacht. Doch lassen wir das! Für mich ist es besonders wichtig, daß auch Sie die Bilder für identisch halten.«
    »Für identisch? Es sind doch verschiedene Aufnahmen der Statuette.«
    »Sie mißverstehen mich; ich meine, daß alle diese Bilder ein und dasselbe Kunstwerk zeigen. Oder würden Sie es für möglich halten, daß zwei Statuetten der gleichen Art von solcher Ähnlichkeit, um nicht zu sagen Gleichheit, vorhanden sein können?«
    Der Direktor schüttelte den Kopf. »Das halte ich für ausgeschlossen. Es müßte denn geradezu sein, daß Ihre Photos nach

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