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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Griechen dort zu fassen versuchen? Das war ein Weg, der vielleicht zum Erfolg führen konnte. Oder sollte er nach Gorla zurückkehren und dort zusammen mit Rübesam von der Bande fassen, was zu fassen war? Auch dies wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch die Frucht schien ihm noch nicht reif zum Pflücken. Als das Essen mit Kaffee zu Ende ging, hatte er immer noch keinen Entschluß gefaßt.
    »Monsieur le docteur Gransfeld!« Der Ruf riß ihn aus seinem Sinnen. Ein Hotelpage legte ein Telegramm vor ihn hin. Gransfeld öffnete es. Es war von Rübesam aus Gorla. Gransfeld las, schüttelte den Kopf, las zum zweiten, zum dritten Male und steckte das Telegramm endlich kopfschüttelnd in die Tasche.
    Um drei Uhr ging Gransfeld zum Bahnhof. Seine Unruhe hatte ihn viel zu früh auf den Weg getrieben. Eine gute halbe Stunde blieb noch bis zur Ankunft des Schaffhausener Zuges. Ungeduldig lief er auf dem Bahnsteig hin und her. Unendlich langsam schien ihm der Minutenzeiger der Bahnuhr über das Zifferblatt zu schleichen. Schon zum zehnten Male besah er sich die Auslagen am Zeitungsständer, um die Zeit totzuschlagen.
    Lärm von dem übernächsten Bahnsteig her rief ihn aus dieser Beschäftigung. Dort fuhr soeben der Pariser Schnellzug ein. Bremsen knirschten, Türen wurden aufgerissen, Rufe nach Gepäckträgern erfüllten die Halle. Im Augenblick war der Bahnsteig schwarz von Menschen. Ohne besonderes Interesse schaute Gransfeld auf das Gewimmel. Doch plötzlich wurden seine Augen weit. In der Menge dort sah er eine Dame, die ihm bekannt vorkam. War das nicht die verdächtige Rumänin aus Hamburg, diese Madame Dimitriescu? Jetzt war sie schon wieder in der Menge untergetaucht. Umsonst blieb Gransfelds Bemühen, sie wieder zu entdecken. Doch er glaubte seiner Sache ganz sicher zu sein.
    Die Dimitriescu in Genf? Der Grieche war hier gewesen, würde vielleicht bald wiederkommen. War’s Zufall, war’s Verabredung? Unsinn! Du siehst Gespenster am lichten Tage, suchte er sich selbst zu widerlegen. Und Rasmussen? fuhr’s ihm im gleichen Augenblick durch den Kopf. Unsinn! Was hat das Mädchen mit den andern zu tun? Nichts! In halblautem Selbstgespräch waren ihm die Worte über die Lippen gekommen.
    Die Reisenden des Pariser Zuges hatten sich allmählich verlaufen, und die Zeit war darüber verstrichen. Noch fünf Minuten. Gransfeld verglich seine Taschenuhr mit der Bahnuhr und besah sich zum elften Male die Ansichtspostkarten am Zeitungsstand. Endlich! Der deutsche Zug rollte in die Halle. Gransfeld stellte sich am Ausgang auf und schaute nach rechts und nach links. Vergebens! Er konnte in der vorbeiwogenden Menge nicht entdecken, was er suchte.
    Da hörte er plötzlich eine bekannte Stimme dicht neben sich. »Herr Doktor, Herr Doktor, da bin ich!«
    Gransfeld schüttelte dem Sprecher beide Hände. »Rudi! Junge, warum kommst du nach Genf? Was ist denn los? Aus Rübesams Telegramm bin ich nicht klug geworden.«
    »Herr Rübesam hat mich hierher geschickt, Herr Doktor. Er hat mir einen Brief mitgegeben.« Rudi schlug sich auf die Brusttasche, in der es knisterte.
    »Nicht hier, Rudi. Komm erst mit zum Hotel! Da mußt du mir alles erzählen, und ich werde den Brief lesen.«
    Doch wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Schon während sie den Bahnhof verließen, begann Rudi zu erzählen. »Ja, so war’s, Herr Doktor. Ich hatte mir überlegt, ob ich nicht doch noch einmal in den Kessel kriechen sollte.«
    »Junge! Herr Rübesam hat es dir doch streng verboten!«
    »Ich hab’s ja auch nicht getan, Herr Doktor. In dem Flur nebenan, wo ich die Isolatoren für die neue Leitung in die Wand zu setzen hatte, habe ich den einen Isolator ein bißchen tief hineingeschraubt, und das hat dann ein Loch gegeben. Ich merkte es erst, als ich ihn wieder herausschraubte. Leider war’s nur klein. Ich konnte bloß einen geringen Teil des Heroinsaales übersehen, aber ich konnte doch wenigstens etwas sehen und außerdem hören.«
    »Weiter, Rudi! Was ist dann weiter geschehen?«
    »Etwas ganz Merkwürdiges, Herr Doktor. Ich konnte durch das Loch nur die Saalecke mit dem leeren Kessel beobachten, in dem ich damalsgesteckt hatte. Da kommt plötzlich Altmüller, kniet vor dem Kessel hin, horcht daran und fängt an, sich wie ein Verrückter zu benehmen. Dann kam Henke nach, und der trieb es noch viel blödsinniger. Er schraubte plötzlich den Mannlochdeckel an und ließ Wasser und Dampf in den Kessel.«
    Gransfeld war blaß geworden. »Rudi, Junge,

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