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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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    Modesty nahm aus einer Tasche ihrer Bluse eine dünne Metallschachtel. Sie enthielt eine kleine Injektionsnadel und drei Ampullen. «Sie muß den anästhetischen Nasenstift herausgeniest haben, Willie. Zu dumm, daß ich ihr nicht gleich eine Injektion verpaßt habe.»
    Sie entblößte eine Schulter und den Oberarm des Mädchens, sah wieder das zarte Gespinst der Narben und fügte trocken hinzu: «Oder vielleicht auch nicht.»
    Willie blickte auf den toten Mann und sagte: «Und was machen wir mit Charles?»
    «Er muß fort von hier.» Modesty gab dem Mädchen die Injektion, setzte Soo Leybourn in den Lehnsessel zurück und richtete sich auf. «Wir nehmen die restlichen Dollars und räumen alles auf. Ich werde für das Mädchen einen Koffer packen. Inzwischen kannst du Leybourns Auto aus der Garage holen und ihn auf den Beifahrersitz setzen. Benütze weder Licht noch Motor, wir werden den Wagen die Zufahrt entlang schieben.
    Und laß das Messer, wo es ist; solange er zugestöpselt ist, gibt es keine Schweinerei.» Sie ging zum Safe und nahm die restlichen Geldbündel heraus. Kleine Fältchen gespannter Konzentration zeigten sich in ihren Augenwinkeln, als Modesty fortfuhr: «Wenn du uns zu dem gemieteten Wagen gebracht hast, fährst du mit Charles wieder in Richtung Haus zurück. Nach einem Kilometer macht die Nebenstraße eine scharfe Kurve. Fahr den Wagen gegen einen Baum, setz Charles auf den Fahrersitz, nimm das Messer aus seiner Brust und sieh zu, daß das Auto auch tatsächlich völlig verbrennt.»
    Willie nickte: «Asche zu Asche.»
    «So gut du es ohne Beistand eines Krematoriums machen kannst.»
    «Diese Nebenstraße wird repariert. Wenn ich zuerst gegen ein Asphaltfaß fahre, so daß es ausläuft, es in den Graben werfe und den Wagen darauf, und dann ein Feuer mache …?»
    «Noch besser.» Modesty prüfte eine Reihe von Dokumenten im Safe. Sie legte sie zurück und sagte: «Ich hoffte, ihren Paß zu finden. Aber vermutlich ist sie in seinem Paß eingetragen. Macht nichts. Wir treffen uns wieder, wenn du Charles verabschiedet hast. Wir bringen dich zu Dimple Haighs Haus, zerren ihn aus dem Bett und lassen ihn einen Paß für das Mädchen fabrizieren. Bringt er einen indonesischen zustande?»
    «Würde mich wundern, wenn nicht.»
    «Gut. Suche ein halbwegs passendes Bild aus seiner orientalischen Kollektion und verwende ihren Mädchennamen. Wir werden ihn feststellen, bevor wir hier weggehen. Ich bringe sie zu dem kleinen Haus in Benildon. Sie kann dort übernachten, und am Morgen wird Dave Craythorpe sie in seiner Beagle nach Dublin fliegen.»
    Willie rieb nachdenklich sein Kinn. «Das ist noch immer ziemlich weit von Java.»
    «Bis Panama City sind es bloß dreizehn Stunden. Ich begleite sie bis Dublin und bringe sie dort zum Flugzeug. Miguel Sagasta kann sie am Flugplatz abholen und den Rest der Reise arrangieren. Ich rufe ihn noch heute nacht an.» Sagasta war Polizeibeamter in Panama City und ein guter Freund.
    «Glaubst du, sie schafft es allein?» fragte Willie und blickte auf das schlafende Mädchen. «Sie ist nicht sehr helle, fürchte ich.»
    Modesty schloß die Safetür und verstellte das Zifferblatt. «Sie fährt nach Hause, Willie. Sie wird dahinziehen, bis sie am Ziel ist. Sie muß bloß genügend Geld haben, um sich den Weg zu ebnen, dann kann nichts schiefgehen.»
    Willie Garvin hielt den Rucksack offen, während Modesty die restlichen Geldbündel hineinpackte. «Das alles bekommt das Mädchen Soo?» fragte er erfreut.
    «Natürlich. Mehr wird sie nie bekommen. Wenn man sie des Mordes anklagt, kann sie kaum etwas von seinem Besitz erben. Einen Ehemann, den man ermordet hat, pflegt man nicht zu beerben. Nicht einmal einen Gatten wie Leybourn.»
    «Man sollte eigentlich eine Belohnung dafür bekommen.» Willie kniete nieder, um den Rucksack zuzuschnüren. «Aber mit diesem Betrag ist sie nicht schlecht daran. Ich bin froh, daß wir dem Kind ein wenig helfen konnten.»
    «Zu Hause wird sie als reich gelten.» Modesty hielt inne und zuckte ein wenig ärgerlich die Achseln.
    «Schade für Madge und ihre Geisteskranken, aber das kommt jetzt nicht mehr in Frage.»
    Willie unterdrückte ein Lachen. Ihre Besorgnis über diesen Punkt, den er völlig vergessen hatte, erschien ihm ein wenig komisch. «Du wirst wieder Fähnchen verkaufen müssen», sagte er und stand auf. Er blickte um sich und schüttelte verwirrt den Kopf. «Das war ein verrückter Abend, Prinzessin.»
    Das Mädchen schlief.

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