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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Beruhigung wird ihm guttun. Dein Mr. Quinn scheint – wie sagt man doch – einen Klaps zu haben.»
    «Das habe ich auch bemerkt. Es geht heutzutage vielen so, Georges.»
    «Stimmt. Meine psychiatrische Abteilung blüht zusehends auf. Ein großer Erfolg.»
    «Für die Patienten?»
    Er lachte. «Nun ja … gelegentlich. Wie geht es Willie Garvin?»
    «Gut. Wir sind beide jetzt ein wenig niedergeschlagen.»
    «Ach ja, dein Freund, der verunglückt ist. Nochmals mein herzlichstes Beileid.»
    «Danke, Georges, und danke für den Anruf.»
    Sie legte den Hörer auf und betrachtete die Leinwand mit ärgerlicher Verachtung. Mist! Ein lächerlicher Mist. Sie drückte neue Farbe auf die Palette und begann sie nachdenklich zu mischen. Sie konnte diese Sache mit Quinn, die in ihrem Kopf ein verschwommenes Fragezeichen hinterlassen hatte, noch immer nicht klar umreißen. Allein die Tatsache, daß sie sie noch immer störte wie ein Steinchen im Schuh, war an sich schon unangenehm, denn sie wußte, daß sie keine Bedeutung haben konnte. Überhaupt keine Bedeutung.
    Tief unter den Schichten des bewußten Denkens, in dem dunklen Brunnen, wo Erinnerungen schlafen und die Logik keine Gültigkeit hat, versuchte ein winziger Faden von Instinkt hartnäckig, das Licht ihres Bewußtseins zu erreichen, um ihr zu sagen, daß sie unrecht habe.
    Mr. Sexton sagte: «Es war natürlich ein unglücklicher Zufall. Wenn wir gewußt hätten, daß ausgerechnet Modesty Blaise so früh am Morgen über ihn stolpern würde, hätte ich mich der Angelegenheit selbst angenommen. Diesen freien Mitarbeitern kann man nur Routinearbeit anvertrauen.»
    Auf der anderen Seite des langen Eßtischs rutschte Angel auf ihrem Stuhl, um die linke Hinterbacke zu schonen, wo der Abdruck von Mr. Sextons Finger und Daumen noch immer schmerzte. Sie zog ihren kurzen Rock etwas höher hinauf, um Da Cruz neben ihr einen besseren Blick auf ihre Schenkel zu gewähren. Da Cruz war der einzige in diesem gottverlassenen alten Schloß, auf den sie aus war. Er redete zwar nicht viel, aber er hatte etwas Aufregendes an sich. Vielleicht kam es daher, weil er zu drei Vierteln Portugiese und zu einem Viertel Chinese war. Auf der anderen Seite des Tischs saß Mellish. Das Licht schien auf seinen erkahlenden Kopf durch die dünnen rotblonden Haare. Er war ein jämmerlicher Tropf, und sie haßte seinen vornehmen, affektierten Akzent. Die drei Japse oder Chinesen, oder was immer sie waren, die kochten und die Hausarbeit verrichteten, reizten sie nicht. Zu fremdartig. Was Mr. Sexton betraf – sie zuckte innerlich zusammen –, Himmel, nur ihn nicht!
    Einen Mann erfaßte ihre Musterung nicht. Er saß in einem hellgelben Wollhemd mit rotem Halstuch am oberen Ende des Tischs, kaute langsam ein Stück Käse und dachte über Mr. Sextons Bemerkung nach. Man verfiel gar nicht darauf, in diesem Zusammenhang an Colonel Jim zu denken. Er war ein gewichtiger Mann über Fünfzig, von ausladender Figur. Seine breite Brust ging in einen noch größeren Bauch über, er hatte ein massives Kinn und einen breiten, weichen Mund, graues Haar mit Bürstenschnitt und buschige Augenbrauen.
    Manchmal dachte Angel, sie habe vor Colonel Jim noch mehr Angst als sogar vor Mr. Sexton. Sich an Colonel Jim heranzumachen war ohnedies nicht drin, vor allem aber nicht, wenn seine Frau dabei saß, direkt neben ihm. Lucy mit den vorstehenden Augen, mit den blonden Locken, der kurvigen Figur und der schmeichelnden Stimme. Colonel Jim. In Gedanken zuckte Angel verächtlich die Achseln. Jeder mußte ihn so nennen, außer Lucy natürlich. Man könnte meinen, er sei der Leiter eines Veteranenvereins. Trotzdem, er war schlau. Himmel, war das schlau von ihm, diesen Trick erfunden zu haben. In den Staaten lief es schon sehr gut, und jetzt ging er daran, es auch hier zu versuchen. Angel hoffte, daß er sie oft mit Aufträgen ausschicken würde. Hier in dem Schloß herumzusitzen, machte einen so nervös, daß man die Wände hinauflaufen könnte, und er hatte es für ein Jahr gemietet. Sie zog ihren Rock noch höher und warf Da Cruz einen Seitenblick zu.
    Clare trug einen einfachen Jumper, einen Rock und eine Perlenkette. Sie saß zwischen Mellish und Mr. Sexton und aß ihre Crème Caramel, indem sie auf der Löffelspitze kleine Portionen zu ihrem schmalen Mund führte. Sie legte den Löffel hin und setzte zum Sprechen an, hielt aber inne. Lucy Straik war dabei, etwas zu sagen. Gelegentlich konnte sie die Gedanken formulieren, die

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