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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einen galligen Geschmack im Mund, und in seinem ganzen Körper tobten die Nerven vor Schmerz. Seine Kleidung war zerknittert und schmutzig, das Jackett aufgerissen. Er fühlte sich wie eine lebendige Vogelscheuche.
    Sein Bewußtsein war jetzt ein wenig klarer als während der früheren Sitzung mit Mellish und Colonel Jim. Zweifellos hatte die eben stattgefundene Behandlung durch Mr. Sexton die von Drogen hervorgerufene Dumpfheit etwas zerstreut.
    Tarrant schaute auf die winzigen Einschnitte, die er mit dem Daumennagel auf der Kopfseite des Bettes gemacht hatte. Wenn seine Berechnungen stimmten, waren es jetzt sechs Tage. Sie gingen langsam und vorsichtig vor, Gott sei Dank. Es war natürlich vernünftig.
    Mit brutaler Folter konnte man einen Mann in zwei Stunden brechen, aber das würde fast sicher schwere geistige Verwirrung bei ihm hervorrufen. Es konnte seine Gedächtnisleistung um fünfzig Prozent herabsetzen und dem, was er sagte, seinen Wert nehmen.
    Sie gebrauchten auch keine großen Dosen von Barbiruraten und Stimulantia. Das würde ihren eigenen Zwecken schaden. Die sogenannten Wahrheitsdrogen brachten niemanden dazu, die Wahrheit zu sagen. Sie lösten die Anspannung und machten einen gesprächig, dann wirkten sie sehr schnell einschläfernd. Der Trick bestand also darin, ein Stimulans wie Metamphetamin dazuzumischen, das ein Gefühl von Wachheit und Wohlbehagen vermittelte. Unter dem Einfluß dieser Mittel sprach man unaufhaltsam. Aber mit großer Anstrengung war es möglich, den Strom von Worten zu beherrschen und zu Halbwahrheiten, Lügen oder Unsinn hinzuwenden.
    Er schloß die Augen und versuchte bewußt, seinen erschöpften Körper zu entspannen. Sechs Tage schon.
    Vielleicht würde es bald Zeit sein, einen Zusammenbruch vorzutäuschen und ein wenig von der falschen Information weiterzugeben, die er in langen Stunden zusammengestellt hatte. Das würde ihm einige Tage Atempause verschaffen.
    Was sie von ihm erpressen wollten war nicht die Art Information, die er vermutet hatte. Soviel war bei diesem seltsamen ersten Gespräch klargeworden, nachdem der bärtige Mann, Mr. Sexton, ihn aus der Zelle geholt hatte. Tarrant kannte nun alle ihre Namen, er wußte sogar, daß dies das Château Lancieux war, ein kleines, einsames Schloß in den Pyrenäenvorbergen. Es war nur teilweise bewohnt, aber von dem, was er gesehen hatte, schätzte er, daß es im 16. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert renoviert worden war. Heute war es wahrscheinlich unverkäuflich, nur für einen Einsiedler von Interesse … oder für jemand wie Colonel Jim.
    Tarrant erinnerte sich seiner ersten Begegnung mit Colonel Jim. Er saß an einem Tisch in dem Raum, der früher vielleicht ein Nähzimmer gewesen war und ihm jetzt als Büro diente. Die hirnlose Blonde, die erstaunlicherweise seine Frau war, lümmelte in einem Armsessel neben dem großen Schreibtisch und lackierte ihre Nägel, als Mr. Sexton ihn hineinführte. Die Schottin mit der Hakennase, die alle Clare nannten, außer Mr. Sexton, der sie mit Mrs. McTurk anredete, war gerade im Gehen.
    Colonel Jim schaute liebevoll zu seiner Frau hinüber. Als die zwei Männer eintraten, drehte er jedoch den Stuhl in deren Richtung. Mr. Sexton sagte: «Sir Gerald Tarrant, Colonel Jim.»
    Der große Kopf nickte, und die breite Hand machte eine schwerfällige Geste. «Nehmen Sie Platz, Mr. Tarrant. Wir machen uns hier nicht viel aus Titeln. Okay, Clare, geh jetzt.»
    Tarrant setzte sich auf einen Stuhl, der dem Tisch gegenüberstand. Er versuchte den Amerikaner einzuschätzen, und kam zu dem unglücklichen Schluß, daß er beängstigend war. Mr. Sexton trat zurück und lehnte sich an die Wand. Colonel Jim grinste breit und zeigte dabei alle Zähne. Er erinnerte Tarrant an einen Saurier.
    Er sagte: «Kommen wir jetzt zum Geschäft, Mr. Tarrant. Sie sind der Leiter der Spezialgeheimdienstabteilung des britischen Außenamts. In den letzten Tagen hatten Sie genügend Zeit zum Nachdenken und sind wahrscheinlich zu dem Schluß gekommen, daß Sie sich in der Gewalt von jemand befinden, der eine Menge wichtiger Geheimnisse aus Ihnen herauskriegen möchte.»
    Die Blonde kicherte. «So was wie Geheimformeln, Poppa, und die Pläne für den neuen Vergaser für ein Unterseeboot. Ich wette, er denkt an so was.»
    «Halt jetzt den Mund, Momma», sagte Colonel Jim liebenswürdig. «Ich habe mit diesem Kerl eine geschäftliche Unterredung.» Er schaute Tarrant an. «Na, Sie können aufhören, zu

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