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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Wasser war kühl, aber nicht kalt, und ihre Tauchanzüge schützten sie. Trotzdem machten sie von Zeit zu Zeit fünf Minuten lang Bewegung, eine beherrschte und leise Runde indischen Ringens, um nicht steif zu werden.
    Eine Stunde nach Mitternacht spürte der Mann am Radarschirm im Steuerhaus einen kühlen Luftzug, obwohl er die Tür nicht aufgehen gehört hatte. Das war das letzte, an das er sich einige Stunden später erinnern konnte. Die zwei Wachen, die auf Deck patrouillierten, hatten vorher Ähnliches erlebt. Einer hatte einen steifen Hals und der andere eine Beule über dem Ohr als Andenken, aber keiner konnte sich an den Schlag erinnern. Die drei dienstfreien Männer, einschließlich Wu Smiths persönlichem Leibwächter, sanken bald vom Schlaf in tiefere Bewußtlosigkeit, als sie Äther aus einer Spraydose einatmeten. Und Mr. Wu Smith, der in seiner luxuriösen Kabine schlief, ging es ebenso.
    Zehn Minuten später blitzte auf Deck der Strahl einer Taschenlampe zweimal auf. Als Antwort begannen zwei Männer in einem Dinghi mit Außenbordmotor von dem einen Kilometer entfernten Punkt, wo sie gewartet hatten, auf die
Dama Infeliz
zuzufahren. Weng stand am Steuer. Das Dinghi näherte sich der Yacht längsseits und fuhr fast sofort wieder ab. An Bord waren drei neue Passagiere, von denen der eine bewußtlos und in eine Decke gewickelt war.
    Mr. Wu Smith wachte auf und sah, daß er auf einem Bett aus Zeltleinwand lag, in einem Raum mit abblätternden weißgekalkten Wänden. Der Schock war beträchtlich. Eine nackte Glühbirne mit starker Leuchtkraft hing von der Decke und blendete ihn. Ein großes Fenster war mit Deckenstoff dicht verhängt.
    Wu Smith stützte sich auf den Ellbogen. Wie konnte das geschehen? dachte er verwirrt. Er war sicher bewacht in seiner Kabine auf der
Dama Infeliz
eingeschlafen und wachte jetzt in diesem … diesem Raum auf.
    Leere Regale, ein Klapptisch, Aktenschränke an der Wand, billige Holzstühle. Es war wie ein Zimmer in einer Kaserne.
    Wu Smiths Magen drehte sich um, als er die hinter dem Tisch sitzende Gestalt sah. Chinese, vierzig oder fünfzig Jahre alt, schwarzes, kurzgeschnittenes Haar, eine einfache grünlichbraune Uniform mit roten Patten am Kragen, die Mütze mit dem fünfzackigen roten Stern lag neben ihm. Er saß da und hatte den Kopf über eine offene Akte geneigt. Mehrere andere lagen ordentlich aufgestapelt neben ihm.
    Wu Smith setzte sich langsam auf. Ihm war übel. An der Tür stand ein Soldat. Er hatte das Kampfgewehr vom Typ 56 über der Schulter hängen, die rotchinesische Version der russischen 7.62 mm AK. 47. Ein anderer Soldat saß bei einem Funkgerät in der Ecke. Er hatte die Kopfhörer aufgesetzt und schrieb auf einen Meldungsblock. Wu Smith blickte wieder den Mann am Tisch an. Er würde keine Rangabzeichen finden, das wußte er. Die Partei hatte diese bourgeoisen Klassenabzeichen 1965 abgeschafft und die Volksbefreiungsarmee in zwei Gruppen geteilt, Kommandanten und Kämpfer. Die Uniform des Mannes war von besserer Qualität als die Uniformen der beiden anderen Soldaten, aber Wu Smith brauchte das nicht, um festzustellen, wer zu welcher Kategorie gehörte.
    Der Mann blickte auf. «Sie sind also aufgewacht», sagte er auf chinesisch und zündete sich eine Zigarette an. Wu Smith erkannte die Packung. Diese Zigaretten wurden in Kanton hergestellt. Er sagte mit unsicherer Stimme: «Was ist geschehen?»
    Der Mann hinter dem Tisch blies den Rauch von sich und beobachtete Wu Smith mit kalten, uninteressierten Augen. «Ich bin General Wang Schi-tschen. Sie haben die Volksrepublik geheim, ohne Erlaubnis, betreten und werden jetzt verhört werden.»
    Wu Smith schluckte und machte eine abwehrende Handbewegung. In seinem Kopf hämmerte es, seine Gedanken waren verwirrt. «Ich bin nicht geheim eingedrungen – ich meine, ich bin überhaupt nicht freiwillig eingedrungen!»
    General Wang Schi-tschen schloß die Akte und sagte zu dem Soldaten an der Tür: «Führt ihn ab und bringt ihn in einer Woche in einer kooperativeren Haltung zurück.»
    Wu Smith sagte entsetzt: «Nein! Bitte, General, ich wollte nur sagen, daß ich auf Grund eines – eines Versehens hier bin. Daß meine Übertretung nicht – nicht beabsichtigt war. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie General Tsching Po anrufen würden. Er wird für meine – meine freundschaftliche Haltung der Volksrepublik gegenüber bürgen.»
    «Tsching Po ist verhaftet worden», sagte der Mann am Tisch. Seine Augen

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