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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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zu Angel gesagt habe … Aber Sie haben Angel noch gar nicht richtig kennengelernt, nicht wahr. Ein nettes Mädchen, obwohl ich oft denke, daß sie zu gutherzig ist und sich noch einmal damit schaden wird. Also, ich sagte damals zu Angel: ‹Dieser arme Mann wird nie mehr mit einer Frau schlafen.› Natürlich hat sich das Problem dann nicht mehr gestellt, denn er hat den Verstand verloren. Es war wirklich eine Erlösung für ihn, als Mr. Sexton ihm nacheinander alle Knochen gebrochen hat.»
    Und so ging es weiter. Obszöne Drohungen im Ton höflicher Plauderei. Tarrant wußte, daß die Absicht genau berechnet war, wie alles, was ihm noch bevorstand, genau berechnet sein würde. Dies hier sollte ihn durch Angst im voraus schwächen, und die Tatsache, daß er den Zweck erkannte, verringerte die Wirkung nicht. Es bestand nämlich kaum Grund, die Drohungen für einen Bluff zu halten.
    Am nächsten Tag wurde er wieder ins Büro gebracht, wo ihm ein rotblonder Mann mit gelichtetem Haar eine Droge injizierte und ihn zu befragen begann.
    Colonel Jim und seine Frau Lucy sahen zu. Die Frau aß Schokoladenbonbons, die ihr Colonel Jim alle paar Minuten zwischen die dicken Lippen steckte.
    Tarrant war vorsichtig zufrieden mit seiner Selbstkontrolle während dieser Sitzung. Unter dem Einfluß der Droge konnte er sich nicht zum Schweigen zwingen, aber er fand, daß er den Strom seiner Worte voraussehen und die Wahrheit so modifizieren konnte, daß sie entweder sinnlos oder harmlos wurde. Später, als er mit noch getrübtem Verstand in seiner Zelle saß, warnte er sich vor dem Versinken in euphorisches Selbstvertrauen. Das wäre ein klassisches Symptom des nahenden Zusammenbruchs.
    An diesem Abend erlebte er noch eine Periode von Schmerz und Demütigung in den Händen von Mr. Sexton. Diesmal fand die Sitzung in einem großen Raum mit einer durchgehenden Galerie statt. Der Raum war zu einer Art Turnsaal umfunktioniert worden und erinnerte Tarrant an das fensterlose Gebäude hinter dem Pub Willie Garvins, in dem der Trainingsraum lag, wo Willie und Modesty ihre Fertigkeiten übten.
    Weder vor noch nach dieser Behandlung durch Mr. Sexton gab es ein Verhör. Sie schien eher eine Demonstration für die Zuschauer auf der Galerie, Colonel Jim und seine Gesellschaft, zu sein. Ihnen hatte sich ein Mann zugesellt, den Tarrant noch nicht gesehen hatte, ein dunkler Mann von chinesischem Blut, der Da Cruz hieß, wie Tarrant später erfuhr. Die Behandlung dauerte länger als das erste Mal und wurde von Lucy Straik mit aufgeregten kleinen Schreien und Rufen begleitet: «He, los, Mann! Geben Sie es ihm mit dem Finger, Mr. Sexton! Wau! Hört euch den Schrei an!» Tarrant fand seltsamerweise, daß er es diesmal besser ertragen konnte. Vielleicht hatte die Erwartung den Schock des ersten Angriffs vermindert, dachte er später.
    Vielleicht gewöhnte man sich an Demütigung und selbst an Schmerz. Sicher hatte er sich diesmal nicht um den sadistischen Genuß von Straiks Frau gekümmert.
    Er hatte sich einfach schlaff werden lassen, da er wußte, daß jeder Versuch, sich zu verteidigen, sinnlos war, und hatte versucht, sein Bewußtsein von seinem Körper zu trennen, ohne die Schmerzenslaute zurückzuhalten, die aus ihm hervorbrachen.
    In dieser Nacht kam Angel zu ihm in die Zelle, flüsterte freundliche Worte, schaute ängstlich zur Tür und erzählte ihm, was die anderen für Schweine seien.
    Schließlich versuchte sie, sich neben ihn auf das Bett zu drängen, und bot ihm ihren Körper als Trost an. Er wußte, daß das ihre Technik für die weiche Behandlung war, trotzdem bemerkte er zu seinem Entsetzen, daß ein paar Augenblicke lang rohe Begierde in ihm aufflackerte. Es war eine primitive Reaktion nach der Angst und den Schlägen, der unterbewußte Drang des schmerzenden Körpers und geängstigten Verstandes nach irgendeiner Form von Beruhigung. Er unterdrückte die Regung schnell, mit Ekel vor sich selbst, und wandte sich von dem halbnackten Mädchen mit den bösen Kinderaugen ab.
    Am nächsten Tag bekam er Brot und kalte Suppe und wurde völlig allein gelassen. Heute, am sechsten Tag, wie er glaubte, gab es eine weitere Sitzung mit Mellish und der Injektionsnadel. Einige Stunden später hatte ihn Sexton zu einem guteingerichteten Badezimmer geführt, ihm einen elektrischen Rasierapparat gegeben und ihm erlaubt, gründlich Toilette zu machen. Tarrant versuchte unzugänglich zu bleiben und nicht zu zeigen, wie dankbar er die Gelegenheit ergriff,

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