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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sich zu rasieren und zu waschen. Angeekelt schlüpfte er wieder in seine schmutzigen und zerknitterten Kleider.
    Als er angezogen war, wurde er ins Speisezimmer geführt, wo Colonel Jim und seine Gesellschaft von zwei schweigsamen Japanern bedient wurden. Es waren breitschultrige Männer, größer als der Durchschnitt ihrer Rasse, die sich geschmeidig bewegten. Tarrant fielen ihre Hände auf, die harten Schwielen an den Kanten, und er wußte, daß sie Karatekämpfer waren.
    Das Abendessen war ein seltsames Erlebnis. Die Gespräche waren langweilig. Lucy Straik beherrschte sie und schwätzte mit zielloser Begeisterung und ohne jede Folgerichtigkeit über jeden Gegenstand, den ihr Mann oder Mr. Sexton aufbrachten. Tarrant wurde weder aus dem Gespräch ausgeschlossen noch einbezogen. Er saß am Ende des Tischs und fühlte sich völlig abgelöst von seiner Umgebung. Er aß alles, was ihm angeboten wurde, beschränkte sich aber auf zwei Gläser des eher schlechten Weins. Nach dem Abendessen ging die Gesellschaft in die Turnhalle, als ob sie sich zur Unterhaltung ins Wohnzimmer begeben würde, und Tarrant wurde wieder geschlagen. Wegen des plötzlichen Kontrasts traf ihn der Schock diesmal schwer, bevor er sich dagegen verhärten konnte.
    Er lag jetzt in seiner Zelle und versuchte sein seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen. Morgen würde es aller Wahrscheinlichkeit nach wieder Mellish mit der Spritze sein. Oder eine freundliche Unterredung mit Colonel Jim im Arbeitszimmer. Oder eines von Clares Gesprächen und dann Freundlichkeiten von Angel.
    Oder etwas Neues.
    Wenn er ihnen ein paar falsche Informationen geben wollte, würde es gut sein, das nicht unter Drogeneinfluß zu tun, er könnte leicht ausrutschen. Im Verhör mit Colonel Jim etwas widerwillig zugeben. Vielleicht vorher ein wenig gespieltes Schwanken.
    Tarrant betrachtete einen Moment seinen Körper.
    Ein Auge halbgeschlossen, etliche Quetschungen, ein Ellbogen und ein Knie geschwollen, zahllose kleinere schmerzende Stellen. Aber noch keine gebrochenen Knochen. Sexton verstand sich auf sein Geschäft. Sein Gedächtnis mußte unbeschädigt bleiben, wenn sie ihn schließlich brachen. Eine schwierige Sache, den Willen zu zerstören, ohne andere Gebiete des Bewußtseins zu verletzen. Sechs Tage also. Nun, er konnte noch eine Weile weitermachen. Bis Modesty kam. (Sie wird nicht kommen, und du weißt es –
hör auf, daran zu denken, du Narr
.) Er konnte weitermachen, bis Modesty kam. Ein paar Tage? Eine Woche? Am besten, nicht zu weit in die Zukunft schauen.
    Tarrant drehte sich mühsam zur Seite. Wie ein Alkoholiker, der seiner Sucht in Abschnitten von 24 Stunden Widerstand bietet, sagte er sich, daß er am nächsten Tag nicht nachgeben würde.

6
    «Nein, ich mache das», sagte Willie Garvin. Er nahm Modestys leeren Teller und ihre Gabel und stellte ihn auf den seinen. «Die Spaghetti waren sehr gut, Prinzessin. Erstklassige Sauce.»
    «Es liegt eben daran, wie ich die Büchse öffne, Willie.»
    Er trug die Teller in die Küche, und Modesty füllte ihre Gläser wieder mit Wein. Willie kam zurück, setzte sich in den Armsessel beim Kaffeetisch und griff nach seinem Glas. Sie waren diesen Morgen in Heathrow angekommen und hatten fast den ganzen Tag geschlafen.
    Das würde sie nicht daran hindern, in ein bis zwei Stunden zu Bett zu gehen und die Nacht durchzuschlafen.
    Beide konnten Schlaf speichern und, wenn nötig, lange Zeit ohne ihn auskommen. Modesty trug eine dunkelblaue Bluse und einen grauen Rock mit Goldgürtel.
    Willie einen schwarzen Pullover aus feinem Jersey.
    «Was geschieht jetzt, Prinzessin?» sagte er.
    «Nun, es sieht so aus, als hätten wir die Kerle gefunden.» Sie überlegte kurz. «Ich glaube, wir sollten es mit Janet besprechen, bevor wir weiter vorgehen. Hast du sie angerufen?»
    «Ich hab vom Flughafen telefoniert, während du auf der Toilette warst, nur um zu sagen, daß wir wieder zurück sind. Ich hatte es ihr versprochen.»
    «Wir könnten morgen hinunterfahren und sie besuchen.»
    «Das ist der Tag, an dem sie gewöhnlich in die Stadt fährt. Ich werde sie anrufen und ihr sagen, sie soll irgendwann im Laufe des Nachmittags vorbeikommen, wenn es dir recht ist.»
    «Sehr gut.» Modesty schaute in ihr Glas. «Wenn wir die Sache weiterverfolgen, wird sie bei diesem Ausflug mitmachen wollen.»
    «Ich hab dir nur von ihrem Wunsch erzählt, weil sie mich darum bat. Aber sie kann das nicht machen, Prinzessin. Ich meine, es wäre Wahnsinn,

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