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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wird, gefällt dir das gar nicht, und sie wurde mir richtiggehend zuwider.»
    Am nächsten Morgen wachte Lady Janet Gillam um acht Uhr in einem kleinen Zimmer mit einer Blumenmustertapete und handgewebten Teppichen auf dem glänzendpolierten knarrenden Boden auf; neunhundert Kilometer von London entfernt.
    Sie hatte nicht erwartet, schlafen zu können, aber vor drei Stunden, als ihr Kopf das Kissen berührte, war sie sofort eingeschlafen. Jetzt lag sie da und versuchte das Gefühl der Fremdheit zu vertreiben, das Gefühl, in einer nicht ganz wirklichen Welt zu leben.
    Die Cessna war ein paar Minuten nach zehn Uhr gestartet. Sie erinnerte sich an die Spannung, die sie gefühlt hatte, eine Mischung von Aufregung und Angst. Bevor sie noch die richtige Flughöhe erreicht hatten, schliefen Modesty und Willie, zusammengesunken in ihren zurückgeklappten Sitzen. Quinn fing ihren Blick auf, deutete auf die beiden und sagte: «Macht einen krank, nicht wahr? Ich bin total erschöpft, aber ich würde ein paar Schlaftabletten brauchen, um so schlafen zu können.»
    Ihr etwas bitteres Lächeln zeigte ihm, daß sie ähnlich empfand. «Es ist eine beneidenswerte Fähigkeit. Ich habe Tabletten, wenn Sie welche brauchen.»
    «Danke, aber ich werde wahrscheinlich im Morgengrauen in den Pyrenäen herumstolpern, und da möchte ich nicht betäubt sein.» Er zeigte auf Willie.
    «Ich habe nur ein paar Stunden mit ihm verbracht, aber ich kann Ihnen sagen, daß Sie da einen ganz tollen Typ haben.»
    «Ja. Sie auch.»
    «Modesty? Ich glaube nicht, daß ich sagen kann, ich besitze sie. Aber solange es dauert, ist es ein einmaliges Erlebnis. Die halbe Zeit behandelt sie mich, als ob sie meine Mutter wäre.»
    «Aber die andere Hälfte?»
    «Ja, das ist eine andere Sache. Natürlich hatten wir, im ganzen gesehen, nicht besonders viel Zeit, aber sie schafft es auch so. Haben Sie auch das Gefühl, Sie sind nicht wirklich hier und werden jeden Moment zu Hause aufwachen?»
    «Sie auch? Gott sei Dank, Quinn.»
    «Treten Sie dem Club bei.» Er schüttelte höflich ihre Hand. «Ich habe ein Taschenschachspiel. Spielen Sie?»
    «Schlecht. Willie schlachtet mich jedesmal ab.» Sie sah die schlafenden Gestalten an. «Wissen Sie, was die beiden tun? Im Kopf Schach spielen.»
    «Unmögliche Figuren. Es sieht so aus, als wären Sie in meiner Spielklasse. Wie wär's mit einer Partie?»
    «Gut.» Sie spielte zwei Partien mit Quinn und saß dann eine Stunde lang neben dem Piloten, Dave Craythorpe, einem schmächtigen Mann von ungefähr Vierzig mit schütterem Haar. Er war zunächst nicht gesprächig, taute aber auf, als er erfuhr, daß sie eine Fliegerlizenz besaß, und nachdem sie sich eine Weile über technische Einzelheiten unterhalten hatten, überließ er ihr eine halbe Stunde lang das Steuer.
    Kurz nach zwei Uhr nachts landeten sie in Blagnat.
    Zwei Wagen einer Toulouser Mietwagenfirma warteten auf sie. Sie erledigten die Formalitäten, holten die Autoschlüssel vom Flughafenbüro und fuhren nach Süden. Um vier hielten sie einen Kilometer vor Lousset, einem kleinen Dorf an einem Seitenarm der Ariège an. Quinn setzte sich ans Steuer von Willies Wagen und fuhr mit Janet zum
Lion Rouge
weiter.
    Der Besitzer erwartete sie, aber es kam Janet so vor, als ob ihn ihre Ankunft zu dieser frühen Stunde auch sonst nicht gestört hätte. Ihr Französisch war nicht sehr gut, es reichte jedoch aus, und sie mußte sich nicht anstrengen, einen lokalen Dialekt zu verstehen, da der Besitzer vor zwanzig Jahren aus Rouen gekommen war. Sie erfuhr, daß nur zwei weitere Zimmer im Gasthof besetzt waren, da es schon so spät im Jahr war.
    In jedem wohnte ein älterer französischer Herr. Sie waren beide Dauergäste, und es war ihre Gewohnheit, unausgesetzt zu streiten. Der Besitzer hoffte, daß Madame und M’sieu dies nicht lästig finden würden, es sei nicht ernst zu nehmen.
    Janet erklärte, daß ihr Bruder, Mr. Quinn, unglücklicherweise seine Brieftasche in Toulouse in der Garage vergessen hatte, wo sie den Wagen gemietet hatten. Sie enthielt wichtige Notizen für das Buch, an dem er schrieb, und er hatte die Absicht, sofort zurückzufahren.
    Der Besitzer drückte sein Mitgefühl aus, zeigte ihnen die Zimmer, hoffte, daß Madame nach der anstrengenden Reise gut schlafen würde, und verabschiedete sich von M’sieu, wobei er versprach, er werde versuchen zu erreichen, daß die französischen Herren am Morgen nur leise stritten, damit M’sieu nach seiner Rückkehr gut

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