Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
«Martinez war ein blödsinniger Narr. Er hätte sich irgendwoher ein Gringomädchen besorgen können, aber er wollte es sich leicht machen, fuhr nach Tenazabal, entdeckte Colliers Frau und entschied, daß sie die richtige wäre.» Er warf seine Jacke über einen Stuhl und setzte sich. «Sie wußten nicht, daß Collier dort direkt an einem Auftrag für dich arbeitete.»
«Weißt du genau, daß es so ablief?»
«Ich vermute es, Pax, aber eigentlich bin ich ziemlich sicher. Ich sprach mit dem Hotelier, José Guardia.
Er sagte, zwei Männer hätten ein Zimmer genommen und wären noch in derselben Nacht abgereist. Martinez und Gregg benutzten natürlich nicht ihre eigenen Namen, aber sie waren es ganz gewiß, er beschrieb sie mir.»
«Und Colliers Frau?»
«Guardia sagte, daß sie schlafwandelte, dabei stürzte und eine Fehlgeburt erlitt.»
Paxero fluchte.
Damion fuhr fort: «Ich weiß, daß er lügt, aber man kann ihm die Geschichte nicht widerlegen.»
«Was geschah also?»
«Ich glaube, Martinez und Gregg holten sich Dinah Collier. Ich glaube weiter, daß sie tot sind.»
«Modesty Blaise war dort, mit diesem Mann, diesem Garvin?»
«Ja. Offenbar sind sie alte Freunde der Colliers und waren gerade bei ihnen. Deshalb glaube ich, daß Martinez und Gregg tot sind.»
Paxero starrte ihn mit zusammengekniffenen Lippen an. «Und Modesty Blaise war auch dabei, als die Hillibillies bei dem Dall-Einsatz versagten.»
«Ja. Die sind auch tot. Sie wird zu einer ernsten Angelegenheit.»
«Du meinst, sie verdächtigt jemanden?»
«Dich? Limbo? Keinesfalls. Aber ich meine, sie bringt uns Unglück, und wir sollten sie aus dem Verkehr ziehen. Tante Benita hätte sie ohnehin sehr gern.»
«Wo hält sie sich jetzt auf?»
«Bei den Colliers, zusammen mit Garvin. Ich war auch in Acapulco und habe mich in aller Stille umgesehen.» Damion lehnte sich zurück und lächelte. «Modesty Blaise schwimmt jeden Morgen eine Stunde lang zum Sporttauchen hinaus, sehr früh, und allein.»
Paxero zündete eine Zigarette an, blies den Rauch aus und starrte mit halbgeschlossenen Augen durch den Rauch hindurch auf Damion. «Und wir haben die Yacht in San José», sagte er schließlich. «Wir brauchen lediglich zwei zuverlässige Taucher.»
«Wir beide sind genausogut wie alle, die ich kenne.»
«Ja. Ich glaube, es würde Tante Benita gefallen, wenn wir es diesmal selbst in die Hand nehmen. Aber wir dürfen diese Blaise nicht unterschätzen. Es ist schon zuviel passiert.»
Damion erhob sich, noch immer lächelnd. «So ein Handgemenge unter Wasser ist ein ziemlich mieses Spiel. Viel zu unsicher. Ich dachte an ein Netz, Pax. Nimm an, wir gehen mit einem dünnen Nylonnetz herunter, etwa zehn mal drei Meter. Auf diese Weise könnten wir sie einfangen, ohne nahe an sie heran zu müssen, und es bestünde keine Gefahr, daß sie ertrinkt. Das ist ein wichtiger Punkt.»
Paxero schaute auf seine Uhr. «Ruf den Flughafen an», befahl er. «Wir fliegen noch heute ab. Wenn du dich beeilst, hast du auch noch Zeit zum Duschen.»
10
Collier sagte: «Übertreib es nicht, Liebling.»
Es war früher Abend, und noch immer heiß in Acapulco. In dem Haus hoch auf dem Hang oberhalb der Playa Caleta waren im Wohnzimmer die großen Fenster zurückgeschoben, so daß der Raum mit der Terrasse eine Einheit bildete. Collier hatte gerade ein paar Long Drinks gemixt. Dinah kniete vor einer Landkarte, die auf dem Boden ausgebreitet war. In der einen Hand hielt sie einen Faden, an dem ein winziges spitzes Messingpendel hing, in der andern eine flache Breguet-Armbanduhr, die einstmals einem Mann namens Danny Chavasse gehört hatte.
Den Kopf in Colliers Richtung wendend entgegnete sie geduldig: «Wer übertreibt hier? Sieh mal, ich bin ein bißchen durchgebeutelt worden, habe ein paar Kratzer abgekriegt und beendete das Ganze mit einer Fehlgeburt. So etwas passiert auf diese oder jene Weise doch immer wieder. Aber das ist jetzt zehn Tage her, und wir wollen nicht mehr daran denken.» Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. «Der alte Collier sollte sich vielmehr darüber Gedanken machen, ob er noch einen Schuß in seinem Magazin hat. Mir geht es gut, und es ginge mir noch besser, wenn sich alle wieder normal verhielten.»
Modesty streckte die langen, bloßen Beine von sich, stellte den Drink auf der Armlehne ab und sagte: «Ja, aber wenn du müde bist …»
«Du kannst auch deine Klappe halten, meine Süße», erwiderte Dinah liebenswürdig. Und nach
Weitere Kostenlose Bücher