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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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paar Fotos in Erinnerung behalten hatte und im Geiste verschiedene Tatsachen so miteinander in Beziehung zueinander bringen konnte, daß er zu einer so zutreffenden Vermutung wie dieser eben in der Lage war.
    Es war etwas umständlich, die Pfeife zu stopfen und dabei gleichzeitig den Revolver in seinem Schoß schußbereit zu halten, aber Golitsyn brauchte diese Beschäftigung im Moment, um etwas Zeit zum Überlegen zu gewinnen. Während er den Pfeifenkopf mit dem Daumen nachstopfte, blickte er scheinbar geduldig und gleichmütig auf und fragte: »Sie wissen also, wer ich bin?«
    Modesty antwortete ihm sofort so, als spräche sie lediglich eine Selbstverständlichkeit aus. »Colonel Golitsyn.« Das Nachhaken überließ sie Willie. Er war schließlich der mit dem absoluten Gedächtnis.
    »Colonel Michail Golitsyn«, führte Willie ernsthaft aus, »von der Glavnoje Razvedyvatelnoje Upravlenije, früher beim Komitet Gosudarstvennoj Bezopasnosti, aber wenn Sie lieber möchten, daß wir den Mund darüber halten, Colonel, dann machen wir das natürlich.«
    »Ich möchte bloß wissen, wie du das alles aussprechen kannst, Willie«, warf Modesty bewundernd ein.
    »Übst du mit Tonbändern oder so?«
    »Ich hab sie mir klauen lassen«, sagte Willie traurig.
    »Es ist lächerlich, ich weiß. Ich meine, was kann man dafür schon kriegen? Aber du weißt ja, wie die Leute heute sind.«
    Golitsyn steckte seinen Tabakbeutel weg. Auf seinem Gesicht lag immer noch ein freundlicher, humorvoller Ausdruck, doch dieser verbarg seine immer größer werdende Bestürzung. Die beiden konnten einfach keine Narren sein, also spielten sie ein Spiel. Dennoch war ihnen das absolut nicht anzusehen, und selbst wenn es ein Spiel war, worin bestand ihr Ziel? Ihre Reaktion auf die Gefangennahme und auf die absolute Gewißheit des Todes, die Oberon ihnen ganz ohne Zweifel vermittelt hatte, war etwas, das Golitsyn in dieser Art noch nie zuvor erlebt hatte, und er besaß durchaus eine Menge Erfahrung in diesen Angelegenheiten.
    »Sie sind ja gut informiert, Mr. Garvin«, sagte er kichernd. »Irgendwie möchte ich ganz gern wissen, woher Sie so viel über mich wissen.«
    Willie wandte sich ab und verlor scheinbar jedes Interesse. Sein Blick schweifte geistesabwesend durch den Raum, so weit, wie es ihm seine gefesselte Stellung erlaubte. »Das ist übersinnlich«, sagte er vage. »Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben.«
    Modesty lächelte Golitsyn wie zur Entschuldigung an. »Das sagt er immer, aber ich glaube es selbst nicht. Ich habe den Verdacht, daß er noch andere Mittel hat.«
    Andere Mittel? Golitsyn zündete sich die Pfeife an, wobei er die Automatic wieder in der Hand hatte. Er begriff das alles nicht zur Gänze, hatte aber das deutliche Gefühl, daß die Schuld dafür mehr bei ihm als bei ihnen lag. Es war wirklich merkwürdig, Blaise und Garvin lagen halb nackt, hilflos, mit dem Tod vor Augen vor ihm, und trotzdem war es ihnen während dieses Zusammentreffens gelungen, eine bemerkenswerte psychologische Initiative zu entwickeln. Er entschied sich für den direkten Angriff und fragte: »Weiß irgend jemand davon, daß Sie hierhergekommen sind, Miss Blaise?«
    Willie hatte jetzt die Augen geschlossen und kicherte. Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Benimm dich, Willi.« Dann sprach sie, wieder leicht entschuldigend, zu Golitsyn: »Es hat doch wenig Sinn, darauf mit ja oder nein zu antworten, denn wie können Sie sicher sein, daß wir die Wahrheit sagen, Colonel? Eigentlich können Sie wirklich nichts anderes tun, als abzuwarten, was geschieht.«
    Also hatte Oberon völlig falsch gelegen mit seiner Voraussage, was sie auf diese Frage antworten würde, dachte Golitsyn erbittert, und daher hatte er sich durch diese Frage nun lediglich zum Narren gemacht. »Also lassen wir das«, meinte er mit beschwingter Gelassenheit. »Wie wäre es, wenn Sie mir erzählen, was Sie eigentlich auf dieses Bohrschiff gebracht hat? Es ist völlig unwichtig, aber ich bin nun einmal sehr neugierig.«
    Willie öffnete die Augen. »Völlig unwichtig?« wiederholte er verblüfft.
    »Willie, er
tut
doch nur so«, gab Modesty zurück.
    »Natürlich weiß der Colonel ganz genau, daß das wichtig ist. Schließlich könnte ja die Spur, die
uns
zu den
Watchmen
geführt hat, auch jemand anderen zu ihnen führen, nachdem wir weg sind.«
    »Weg? Wohin denn?«
    »Dahingegangen, zu höheren Diensten abberufen – du hast doch gehört, was Oberon vorhin gesagt hat.«
    »Der

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