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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Ausritt?«
    »Ja, gleich. Hallo, Mr. Oberon, wie geht es Ihnen?«
    »Oh, danke, gut, Eure Ladyschaft.«
    »Das freut mich. Ich nehme an, Sie werden mir Ronnie bald wieder nach Lissabon entführen?«
    »Nun ja, in unserer Branche ist das jetzt leider eine sehr wichtige Jahreszeit. Es ist zu schade, daß hier in England einfach nicht genug Sonne scheint, als daß man ernsthaft Weinbau betreiben könnte.«
    »Was?«
    St. Maur schaltete sich ein: »Wein machen.«
    Oberon verfluchte sich innerlich wegen seiner Dummheit. Man benutzte eben solche schwierigen Wörter nicht vor Victoria Gräfin St. Maur, außer wenn sie etwas mit Pferden zu tun hatten.
    Sie sagte: »Dein Mister Dingsbums ist vor zehn Minuten angekommen, Ronnie. Du weißt schon, der aus Lissabon.«
    »Rocha.« Dieser Name stand in dem portugiesischen Paß, den Golitsyn verwendete.
    »Ja, genau der. Ich habe Johnson beauftragt, ihn in den Salon zu bitten und ihm die
Times
zum Lesen zu geben. Nicht den
Guardian
, da steht heute schon wieder so ein schrecklich ungehobelter Leserbrief über deinen von neulich drin.«
    St. Maur legte seinen Bogen und den Köcher auf dem langen Tisch ab. »Das ist doch nichts Neues, altes Mädchen.«
    »Nein, aber es sind doch solche Schweine, diese Leute. Sie reden darüber, daß du ein moderner Cromwell bist und politisch rechts von Mussolini stehst. Ich meine, du hast doch mit Politik überhaupt nichts zu tun, und trotzdem tun sie nichts als dich verhöhnen und Karikaturen zeichnen und Witze reißen. Könntest du denn nicht damit aufhören, Leserbriefe zu schreiben und Interviews zu geben, Ronnie?«
    »Unmöglich, Vicky. Ich muß meinen Standpunkt deutlich machen.«
    Wie wahr, dachte Oberon. Der edle Earl hatte nicht umsonst mehrere Jahre darauf verwendet, sich ein ganz bestimmtes Image aufzubauen. Die Gräfin schlug sich mit ihrer kurzen Reitpeitsche auf den muskulösen Schenkel. »Na, du wirst es schon am besten wissen, Liebling. Ich seh dich dann beim Lunch.«
    »Abgemacht.«
    Als sie in den Salon kamen, lag die
Times
noch ungeöffnet auf dem Tisch. Golitsyn stand am Fenster und rauchte eine seiner starken Zigaretten. Er trug einen dunklen Geschäftsanzug mit einer unauffälligen Krawatte. Jetzt wandte er sich ihnen zu, ein dicklicher Mann mit einem breiten, faltendurchzogenen Gesicht und tiefliegenden, humorvollen Augen. Golitsyn wußte genau, daß es St. Maur bestimmt ärgern würde, wenn er rauchte, und daß dieser seinen Ärger bestimmt verbergen würde. Dies machte Golitsyn allerdings nichts aus. Es war nur wünschenswert, wenn zwischen den Spitzen der Organisation ein gewisses Maß an Feindseligkeit bestand, denn das führte zu wechselseitiger kritischer Einschätzung, einem unschätzbaren Element in jeder Gruppe.
    St. Maur schloß die Tür. »Guten Morgen. Dieser Raum ist sicher.«
    Golitsyn nickte, und die tiefen Falten zwischen seiner Nase und den Mundwinkeln wurden noch tiefer, als er jetzt lächelte. »Guten Morgen, Major.« Seine Augen zwinkerten Oberon zu.
    »Nun, wie ist denn die Probe für unseren belgischen Kandidaten ausgegangen, mein kleiner Soldat?«
    Oberon berichtete ihm in wenigen Worten. Die freundlich-spöttische Art von Golitsyn ihm gegenüber störte ihn nicht, denn ihm war klar, daß der Russe seine Fähigkeiten hoch einschätzte, und das war gut, denn Golitsyn war ein wichtiger Mann, ein Mann, dem die Schaffung eines Instruments anvertraut worden war, das das Antlitz der Erde verändern würde.
    »Ich gratuliere«, sagte Golitsyn und setzte sich in einen schweren Sessel. »Gibt es irgendwelche Konsequenzen aus dieser Sache?«
    An der Anrichte schenkte St. Maur gerade einen Brandy ein und sagte: »Oberon könnte Ihnen bestätigen, daß Modesty Blaise für eine Neuanwerbung völlig ungeeignet ist und daß man sie von dem Gedanken abbringen müßte, sie sei das Ziel des Anschlags gewesen. Das könnte man am besten bewerkstelligen, indem man Tarrant umlegt. Durch einen bezahlten Mann natürlich.«
    Golitsyn nahm das Glas entgegen und überlegte. »Ja, grundsätzlich gefällt mir die Idee«, sagte er. »Aber man muß das in zuverlässige Hände legen.«
    »Ich schlage die polnischen Zwillinge vor«, bemerkte Oberon. »Sie verlangen zwar zwanzigtausend, aber als Killer sind sie wirklich verläßlich. Ich könnte meine bärtige Rolle spielen und sie über die Organisation von Chan anheuern.«
    Golitsyn überdachte den Vorschlag. Die beiden Männer, die als die polnischen Zwillinge bekannt waren,

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