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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hatten einen Nachnamen, den nur ein Pole aussprechen konnte. Bei den meisten Geheimdiensten der Welt waren sie dafür bekannt, daß sie Morde auf Bestellung lieferten. Viele dieser militärischen Stellen hatten schon von ihnen Gebrauch gemacht. Das Besondere an ihnen war, daß sie noch niemals bei einem Auftrag versagt hatten. Das lag daran, daß es ihnen ihre kaufmännische Redlichkeit einfach nicht erlaubte, jemals aufzugeben. Wenn man sie dafür bezahlte, jemanden zu töten, und der erste Versuch ging daneben und auch der zweite und der dritte, dann würden die polnischen Zwillinge ohne Rücksicht auf Schwierigkeiten oder Kosten ihr Opfer so lange verfolgen, bis sie die eingegangene Verpflichtung erfüllt hatten.
    »Welche Währung werden sie brauchen?« fragte Golitsyn.
    »Ich muß mich noch mit Chan in Verbindung setzen, aber ich würde sagen Gold.«
    »Wann?«
    »Chan müßte wissen, wo die Zwillinge zu finden sind, und ich dürfte innerhalb weniger Stunden eine Antwort bekommen. Danach muß ich das Honorar bei ihm hinterlegen. Könnten Sie es übermorgen mittag bereitstellen?«
    »Ja. Kommen Sie in mein Hotel. Am üblichen Ort.«
    Golitsyn nippte an seinem Brandy. Eine befriedigende Lösung, dachte er. Sehr clever von diesem vogelnasigen englischen Aristokraten, und sie brachte sogar langfristig Nutzen. Es wäre zweifellos ein Vorteil, wenn der erfahrene alte Haudegen Tarrant sich nicht in Unternehmen
Morgenstern
einmischen könnte.

5
    »Sie ist furchtbar verknallt in mich«, sagte Willie Garvin. Zärtlich tätschelte er Ethels Schenkel. »Stimmt’s, meine Herzallerliebste?«
    Ethel rutschte verlegen herum und pustete ihm ins Ohr. Willie fuhr zurück, tauchte den Lappen in den Eimer und fing damit an, ihren Bauch zu waschen.
    Tarrant fragte ihn: »Worin, glauben Sie, liegt diese unwiderstehliche Anziehungskraft, die Sie auf Elefanten ausüben?«
    »Nicht auf alle Elefanten, Sir G. Nur auf Ethel.«
    »Trotzdem würde ich gerne Ihr Geheimnis ergründen.«
    »Sie müssen ihnen einen Dorn aus dem Fuß ziehen, dann erinnern sie sich immer an Sie.«
    »Sie verwechseln das wohl mit den Löwen?«
    »Sagen Sie sowas nicht vor Ethel. Sie kann Katzen nicht ausstehen.«
    »Ich bitte sie höflichst um Verzeihung.«
    Tarrant saß auf einer umgedrehten Badewanne in einem der Manegezelte des Zirkus Gogol, der momentan seine Vorstellungen in Blackheath gab. Es war Sonntag und deshalb gab es keine Vorstellung. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß der Zirkus hier war, bis er das große Zelt und die verschiedenen Aufbauten und Wohnwagen gesehen hatte. Als er mit dem Wagen hingekommen war und im Büro nach Willie Garvin fragte, war er nicht völlig sicher, ihn hier zu finden.
    »Was führt Sie denn in diese Gegend?« wollte Willie wissen.
    Tarrant zog ein gequältes Gesicht. »Pirie hat hier draußen eine Wohnung. Ich fahre ihn hin und wieder mal besuchen.«
    »Und wie geht’s ihm denn so?«
    Tarrant zuckte hilflos die Schultern. »Es geht ihm ganz gut, solange alle Türen und Fenster offen sind und er keine lauten Geräusche oder plötzliche Bewegungen wahrnimmt.«
    Pirie war sechsunddreißig und hatte früher für Tarrant als Spion gearbeitet. Durch einen Verrat war er in Budapest gefangengenommen und bald darauf nach Moskau überstellt worden. Dort hatte er in der Lubjanka sechs Wochen lang den brutalsten Verhörmethoden standgehalten. Schließlich war sein Widerstand natürlich doch gebrochen worden, aber in der Zwischenzeit hatte man seine Kontaktagenten längst in Sicherheit bringen können. Später hatte Tarrant einen ungarischen Spion gegen die leere Hülle ausgetauscht, die einmal Pirie gewesen war.
    Mit einer gewissen Anstrengung riß Tarrant seine Gedanken von dem Mann los, den er gerade besucht hatte. Er stocherte geistesabwesend mit der Schirmspitze in dem festgestampften Gras herum und fragte dann:
    »Warum in aller Welt haben Sie ihn gekauft, Willie?«
    »Ethel gehört nicht mir, wir sind nur gute Freunde. Sie macht bei der Nummer von Solino mit.«
    »Ich spreche doch von dem Zirkus. Modesty hat mir einmal erzählt, daß Sie und György die Besitzer sind. Was hat Sie nur dazu bewogen, sich zur Hälfte an einem Wanderzirkus zu beteiligen?«
    Willie tauchte unter Ethel durch und schrubbte nun ihre andere Seite sauber. »Es war so ein Kauf von einem Moment auf den anderen«, sagte er. »Ich habe vor ganz langer Zeit mal eine Zeitlang in einem Zirkus gearbeitet, als ich noch ein Teenager war. Und dann bin ich in

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