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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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keiner an Weng herangemacht. Niemand hat irgendwelche Fragen gestellt.«
    »Also dann hat dieser Mann neulich mit seiner Armbrust vielleicht doch auf Tarrant gezielt.«
    »Durchaus möglich.«
    »Und wer den geschickt hat, der könnte es auch noch einmal versuchen. Könnte versuchen, Tarrant umbringen zu lassen. Und trotzdem fährt er ohne jeden Schutz in der Gegend herum.«
    »Man kann sich nicht gegen einen Mörder schützen, Janet, aber ich würde mir deswegen keine Gedanken mehr machen, wenn ich an deiner Stelle wäre.«
    »Wenn du meinst, Willie. Ich habe eben Tarrant nur ziemlich gern seit dem, was wir damals in Frankreich miteinander durchgemacht haben.« Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. »Jetzt bin ich doch froh, daß du von Ethel runtergefallen bist.« Schweigen. Dann der Zusatz: »Mitten rein in diese Pferdekoppel.«
    »Genau. Sowas passiert eben manchmal.«
    Nachdem sie beide lange Zeit geschwiegen hatten, fragte sie: »Wer ist Kim Crozier?«
    »Das ist ein Arzt, Liebes. Warum?«
    »Ach, nur so. Mir ist gerade der Abend damals in Modestys Penthouse eingefallen, und da hat Modesty davon gesprochen, daß sie nach San Francisco wollte, um Kim Crozier zu besuchen. Ich hatte so ein Gefühl, daß ich den Namen schon einmal gehört hatte, aber ich wußte nicht mehr, in welchem Zusammenhang.«
    »Ich hab ihn mal erwähnt, als ich dir von Limbo erzählt habe, dieser Sklavenplantage da mitten im Dschungel von Guatemala.«
    »Ah ja, er war doch der schwarze Doktor, den sie gekidnappt hatten, damit er all diese Millionäre in ihrer Sklaverei bei Gesundheit hält, oder?«
    »Genau der. Ein lieber Kerl. Hat bei den Vorbereitungen für den Ausbruch geholfen, so daß Modesty mit ein paar anderen verhindern konnte, daß die Sklavenhalter da am letzten Tag ein Massaker veranstaltet haben. Jetzt hat er eine Praxis in San Francisco, und das ist ihre Lieblingsstadt in den USA, deshalb hat sie ihn seitdem schon des öfteren besucht.« Willie hob seinen Kopf ein wenig von ihrer Brust. »Da würde es dir auch gefallen, Janet. Warum fahren wir beide nicht mal für ein paar Wochen hin, irgendwann im Herbst, wenn auf der Farm hier nicht mehr so viel Arbeit ist? Wir haben ein nettes kleines Apartment in Sausalito. Das ist die schicke Gegend da, ein paar Meilen nördlich von der Golden Gate Bridge.«
    »Also ich glaube, dazu hätte ich wirklich Riesenlust, Willie. Aber wird denn Ihre Hoheit nichts dagegen haben?«
    »Aber nein, warum denn? Wir haben an allen möglichen Orten solche Wohnungen. Manche hab ich gekauft, manche hat sie gekauft, und andere haben wir beide zusammen gekauft, so wie die in Sausalito. Aber wir zählen sie sowieso nicht.«
    »Ihr Kapitalistenschweine.«
    Willie küßte ihren Hals. »Vergessen wir das mit ›ein andermal.‹ Wir wär’s denn mit jetzt gleich?«
    »Du kannst doch unmöglich scharf sein, wenn du dich so steif fühlst?«
    »Aber das gehört doch nun einmal zusammen, Janet.«
    »Nein, ich wollte sagen …« Sie brach ab, lachte und drehte sich zu ihm. »Von mir wirst du jedenfalls nicht runterfallen so wie von Ethel, dafür werde ich schon sorgen.«
    Es war schon spät am Nachmittag, als Modesty Blaise mit der Fähre aus Sausalito ankam. Sie ging zu Fuß durch die Stadt, von Chinatown bis zur Columbus Avenue, dann die Mason Street hinunter bis nach Fisherman’s Wharf. Der Dunst über der Bucht hatte sich endlich verflüchtigt, die Sonne war durch die weiße Wolkendecke gebrochen und verbreitete eine angenehme Wärme. Modesty bummelte eine Stunde lang durch die Gegend, kaufte bei den Buden am Straßenrand einen Krabbencocktail und eine Brezel, saß eine Weile am Embarcadero und sah sich die vertäuten Fischerboote an, fing hin und wieder eine Unterhaltung mit anderen Stadtbummlern an, wies zweimal Männer ab, die sie ansprechen wollten, ohne dabei aber besonders beleidigend zu werden, und hörte einer Drei-Mann-Band zu, die auf dem Ghirardelli Square Musik machte.
    Gegen Abend stieg sie in den
Cablecar
auf der Powell Street ein und ließ sich von den anderen Passagieren auf der voll besetzten Plattform zusammenquetschen, während sie den Schaffner in seinem Singsang die Stationen ausrufen hörte, die der Wagen auf seiner rasselnden, langsamen Fahrt über die Hügel von San Francisco bis zum Union Square hinter sich ließ. Dort stieg sie aus und ging ins Francis Drake Hotel, trank ein Glas frischen Orangensaft im Café, erneuerte auf der Toilette ihr Make-up und machte sich dann auf den

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