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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ermitteln. Können Sie mir folgen?«
    Christie starrte auf die blitzende Klinge der Machete. Er wußte, daß Szabos Revolver jetzt auf ihn gerichtet war und daß beim ersten Anzeichen einer falschen Bewegung ein Dum-Dum-Geschoß seine Wirbelsäule zerschmettern und die Knochensplitter wie eine Schrapnelladung durch seinen Körper jagen würde. Er würde tot in den offenen Korb fallen, auf die klägliche schwarze Rauschgiftsüchtige, und sie würden alle beide in diesem Sarg mit ein paar Gewichten unten dran auf dem Grunde des Meeres enden. Und wenn dann der Morgen grauen würde, dann würde der stählerne Ring mit den Sprengladungen das meterdicke Kabel zerfetzen, die Brücke würde einstürzen, und der gesamte Verkehr auf allen sechs Fahrspuren würde ins Wasser knapp hundert Meter tiefer gerissen werden.
    Wenn er jetzt starb, würde all das geschehen. Dessen war er sich vollkommen gewiß. Falls er aber weiterleben würde, falls sie heute nacht noch einen zweiten Test mit ihm machen würden, bei dem das Opfer irgendwo an Land wäre, falls er nur eine einzige Minute lang mit Casey telefonieren könnte, dann bestand noch die Möglichkeit, diesen Massenmord zu verhindern.
    Aber er würde nicht weiterleben, wenn er nicht jetzt die Machete in die Hand nahm.
    Kim Crozier hielt aus dem Schatten nach ihr Ausschau und zuckte erschrocken zusammen, als sie dicht hinter ihm mit leiser Stimme sagte: »Ich bin wieder zurück, Kim.«
    Im Umdrehen sah er, daß sie sich umgezogen hatte.
    Sie trug jetzt Hosen und einen losen Umhang, beide aus dunklem Stoff, schwarz oder marineblau, er konnte es nicht genau erkennen, und über der Schulter hatte sie eine kleine Handtasche. Etwas Weißes blitzte vor ihm auf, und er starrte auf den Verband, der ihre linke Hand bis zum Knöchel bedeckte.
    »Was ist denn das? Hast du dich verletzt?«
    »Nichts Schlimmes, Kim. Was ist mit dem Fischerboot?«
    »Es ist noch nicht wieder aufgetaucht.«
    »Aha. Ich danke dir.« Sie wirkte nun sehr entspannt und strahlte eine sonderbare Ruhe aus, durch die sie sich von ihm zu entfernen schien.
    Er sagte: »Ich bin kurz in eine Bar gegenüber gegangen und habe Beryl angerufen, um ihr zu sagen, daß ich sie heute nicht abholen kann und daß ich nicht weiß, wie lange es hier dauern wird. Also, was passiert jetzt?«
    »Gar nichts.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Du fährst jetzt Beryl abholen und machst genau das, was du sonst auch gemacht hättest.«
    »Ich kann dich doch nicht einfach im Stich lassen.«
    »Das tust du ja gar nicht. Es sieht nicht so aus, als ob hier noch irgend etwas geschehen wird, aber falls doch, dann brauche ich unter Umständen freie Hand in meinen Entscheidungen, und die habe ich aber nicht, wenn du dabei bist.«
    »Hör zu, Modesty, Beryl und ich hatten nichts Besonderes vor. Ich hätte sie nach der Arbeit vom Krankenhaus abholen sollen, und dann wären wir über Nacht in meine Wohnung gefahren, sonst nichts. Inzwischen dürfte sie schon im Taxi auf dem Weg dorthin sein, und sie erwartet mich vorerst nicht. Gar kein Problem.«
    »Ich habe deine Telefonnummer«, sagte Modesty.
    »Wenn du mir irgendwie helfen kannst, dann rufe ich dich an.«
    »Das geht aber leichter, wenn ich bei dir bleibe.«
    Sie blickte ihn mit verhaltener Zuneigung an. »Kim, ich habe dich wirklich von ganzem Herzen gern, aber ich muß dich jetzt leider bitten, mir hier nicht im Weg herumzustehen.«
    Nach langem Schweigen willigte er schließlich schweren Herzens ein. »Na gut. Ich nehme an, du kennst dich bei solchen Sachen besser aus, aber paß trotzdem auf dich auf, Modesty. Ich hoffe, du bist auf alle Schwierigkeiten vorbereitet.«
    »Ich habe immer dies und das in meinen verschiedenen Wohnungen liegen, das ist noch eine Angewohnheit aus meiner kriminellen Vergangenheit.« Sie berührte ihren Umhang knapp unterhalb der rechten Hüfte. »Ich habe einen Revolver dabei, also kannst du beruhigt sein. Es tut mir leid, daß ich dir den Abend verdorben habe. Ich rufe dich morgen irgendwann an.
    Aber jetzt gute Nacht, Kim.« Sie stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen, um seine Wange zu küssen. Ihre Lippen waren weich, und er roch den zarten Hauch ihres Parfüms, aber als er einen Schritt zurücktrat, sah er in ihren Augen einen Ausdruck, den er schon einmal gesehen hatte, zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort, und er wußte, daß es nun nichts mehr zu sagen gab.
    Die Sorge um sie war kaum zu ertragen, als er mit dem bedrückenden Gefühl der

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