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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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mit Christie eliminiert werden konnte, um so besser. Golitsyn hatte entschieden den Eindruck, daß sie eine Spielverderberin war, wenn auch vielleicht nur selten mit Absicht. Hätte er an Gott oder den Teufel geglaubt, so würde er das Gefühl gehabt haben, daß einer der beiden sie als ein Instrument zur Durchkreuzung von wohldurchdachten Plänen benutzte, als Hemmschuh und als Stolperdraht. Viel zu oft schien sie zufällig in einer Szenerie aufzutauchen, mit der sie nichts zu tun hatte, und verursachte dann jedesmal Chaos und Verwirrung. Je eher sie tot war, dachte Golitsyn, desto besser.
    Drei Minuten später ging die Tür des Funkraumes auf und St. Maur kam heraus, in der Hand einen rosa Zettel mit dem entschlüsselten Text. »Sie haben Modesty Blaise aufgegriffen und an Bord des Fischkutters gebracht«, sagte er und stolzierte durch die Hütte, um sich vor Golitsyn und von Krankin aufzupflanzen und sie über seine Vogelnase hinweg anzusehen.
    Golitsyn blickte auf und zog eine Augenbraue hoch.
    »So einfach?«
    »Wie es scheint, hat sie zwei von Szabos Team für CIA-Leute gehalten, ohne Verdacht zu schöpfen, weil es ihr vorher irgendwie gelungen war, eine Nachricht an das CIA-Hauptquartier in Langley abzugeben, und weil sie deshalb auch darauf wartete, daß jemand von dort mit ihr Kontakt aufnimmt.«
    Von Krankin warf ein: »Das ist nicht so gut. Der CIA wird dann bald nach dem Fischkutter suchen, wenn sie ihnen gesagt hat, daß Christie an Bord ist.«
    Golitsyn nickte. Es entstand eine Pause. Das Verhältnis der drei Anführer der
Watchmen
zueinander enthielt gewisse feindselige Elemente, die jedoch rein oberflächlicher Natur waren. Es handelte sich um Männer, denen die Fähigkeit fehlte, jemanden zu mögen oder nicht zu mögen, Zuneigung für einen Freund oder Haß auf einen Feind zu empfinden. Jeder von ihnen wurde von einem Ziel beherrscht, das ihm solche natürlichen Emotionen nicht gestattete. Sie arbeiteten äußerst rasch und sicher zusammen und empfanden füreinander einen kalten Respekt, jedoch keinen Funken von Freundschaft.
    Eines Tages, in zehn Jahren oder ein wenig früher, nach einer Periode von bürgerkriegsähnlichen Zuständen, würde er das Vereinigte Königreich von Großbritannien regieren, das wußte St. Maur, ebenso wie von Krankin sich klar war, daß er Westdeutschland regieren würde. Alle beide hatten die kräftige Unterstützung von extremistischen Gruppen in ihren Ländern, und diese Unterstützung würde sich sehr rasch auch auf die gemäßigten Teile der Bevölkerung ausbreiten, wenn diese endlich auf ein Ende von Streiks, Rassenkonflikten, Tatenlosigkeit der Politiker, Demonstrationen und all den übrigen unvermeidlichen Problemen der Demokratien hoffen könnte.
    Golitsyn amüsierte sich manchmal insgeheim mit der Spekulation, wie lange wohl seine beiden Kollegen als Präsidenten auf Lebenszeit ihrer jeweiligen Herrschaftsgebiete überdauern würden. Sie waren beide zu stark, um Marionetten zu sein, und beide waren natürlich ideologisch nicht tragbar, denn keiner von ihnen war Marxist. Sie waren lediglich Anhänger eines autoritären Systems. Auf lange Sicht war es Moskaus Plan, St. Maur und von Krankin rechtzeitig durch gefügigere Präsidenten zu ersetzen, aber Golitsyn war sich ziemlich sicher, daß seine Kollegen dies ebenfalls wußten, und er bezweifelte, daß es leicht fallen würde, sie loszuwerden, wenn sie erst einmal an der Macht waren.
    Er selbst hatte keinen Ehrgeiz auf eine öffentliche Machtposition, da er die Rolle eines Königmachers im Schatten der Paläste vorzog. Was die verborgene Macht anging, so besaß er davon wahrscheinlich bereits jetzt mehr davon, als jemals jemand in der ganzen Geschichte besessen hatte. Er hatte das Konzept der
Watchmen
ins Leben gerufen und damit bei den Männern im Kreml soviel Zustimmung gefunden, daß er unbegrenzte Unterstützung und freie Hand in den Entscheidungen zugesagt bekommen hatte. Nicht einmal der KGB war ihm übergeordnet, sondern mußte ihm sogar sein Kommunikationssystem sowie sämtliche Ausrüstung und Informationen zur Verfügung stellen, die er von dort anforderte.
    Golitsyn glaubte, daß er eines Tages, wenn die alten Männer im Kreml durch frisches Blut ersetzt werden müßten, eine sehr gewichtige Stimme bei der Entscheidung darüber haben würde, wer diese neuen Männer sein sollten, allerdings dachte er dabei nicht an die schicksalhafte Bestimmung seiner Person, wie sie St. Maur und von Krankin für ihre

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