Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Streichholz ausgeblasen hatte, sagte Golitsyn: »Es ist meine felsenfeste Überzeugung, daß Stalin ein hirnrissiges Arschloch war.«
    Von Krankin sah auf, aus dem eckigen und merkwürdig konkaven Gesicht unter den kurzen blonden Haaren blickten seine blauen Augen Golitsyn fragend an. »Ein was?«
    Golitsyn schüttelte den Kopf. »Ihr umgangssprachliches Englisch ist nicht so besonders gut, Siegfried.«
    »Es ist ausreichend«, sagte von Krankin steif. »Wir verwenden ja auch nur deswegen Englisch als gemeinsame Sprache, weil St. Maur einfach viel zu überheblich ist, um irgend etwas anderes zu sprechen. Was haben Sie über Stalin sagen wollen?«
    Golitsyn erklärte es ihm und zog dabei seinen Läufer. Von Krankin fragte: »Aus welchem Grund behaupten Sie, Stalin sei ein hirnrissiges Arschloch gewesen?«
    »Da gibt es eine Menge Gründe, aber ich will Ihnen mal nur einen nennen. Nach 1945 hätte er Griechenland haben können, ganz einfach so.« Das erloschene Streichholz brach zwischen Golitsyns Fingern auseinander. »Ich bin damals noch ein sehr junger Spund gewesen, aber ich war ein Günstling von Mikojan, das ist der schlaueste von allen gewesen, und er war derselben Ansicht. Damals hätten wir innerhalb von zehn Jahren den gesamten Balkan total unter unsere Kontrolle bringen können, wenn diese Chance genutzt worden wäre.«
    Von Krankin zuckte die Achseln und machte einen Zug mit dem Turm. »Und inzwischen ganz Europa«, sagte er, »aber dann gäbe es jetzt nichts Interessantes für Leute wie uns zu tun, Golitsyn.«
    Der Russe grinste. »Ein guter Einwand«, gab er zu.
    »Obwohl wir in diesem Falle ja unsere Dienste den Amerikanern hätten anbieten können, als Konterrevolutionäre im Namen der Befreiung vom Joch des Kommunismus.« Er bemerkte, daß von Krankin die Falle übersehen hatte und daher in sechs Zügen matt sein würde.
    Es war am frühen Nachmittag, und die zwei Männer saßen in der Baracke, die als Kommandozentrale für den kleinen Stützpunkt ein kurzes Stück vor der Küste auf der Insel Deserta Grande eingerichtet worden war. Beide trugen dunkelgrüne Hosen und Jacken – Kampfanzüge. Diese Montur diente als Uniform für die
Watchmen
während des Trainings, gab aber auch eine sehr glaubhafte Arbeitskleidung für ihre Tarnung in der Rolle von Bohringenieuren, Mechanikern, Streckentechnikern, Hilfsarbeitern und sonstigen denkbaren Berufen ab, in denen die Mitglieder der Gruppe an Bord des Bohrschiffes arbeiteten, das eine Meile vor der Küste verankert lag.
    Für den Nachmittag war ein Patrouillenkampf ums Überleben geplant gewesen, eine Aktion, in der sich zwei Stoßtrupps der
Watchmen
in dem Tal im Inneren der Insel, wo die Kulisse einer Großstadtstraße aufgebaut worden war, im Straßenkampf miteinander messen sollten. Es war ein Test über Führungsqualitäten, die Fähigkeiten des einzelnen und die Kooperation im Team, wobei der Wettkampf in dem Moment endete, in dem auf einer der beiden Seiten der erste Mann getötet oder verwundet wurde. Diese Scharmützel hatten normalerweise nur geringfügige Verletzungen zur Folge, weil die Teilnehmer über allen gefährdeten Körperteilen einen Schutzpanzer aus Plastik trugen, doch hatte es im vergangenen Jahr auch zwei Tote gegeben. Die heutige Übung war von den Feldkommandanten, St. Maur und von Krankin, abgesagt worden, als die Nachrichten von Oberon eintrafen, der in San Francisco mit dem Anschlag auf die Golden Gate Bridge beschäftigt war. Der erste verschlüsselte Funkspruch hatte von einem Zusammentreffen mit Modesty Blaise berichtet, bei dem sie zwar Oberon nicht erkannt hatte, aber durch Zufall die Tatsache aufgedeckt hatte, daß der vorgeschlagene neue Rekrut, Lang, ein eingeschleuster Agent war. Richtiger Name Ben Christie. Eventuell FBI? Eventuell CIA?
    Der Name fand sich unter mehreren tausend anderen in Golitsyns Kartei, so daß er sich für die Identifizierung nicht an Moskau hatte wenden müssen. Es war daraufhin ein Befehl an Oberon ergangen, die Liquidierung von Christie noch aufzuschieben und Vorkehrungen gegen eine mögliche versteckte Gegenaktion durch Modesty Blaise zu treffen. Dies war eine Ahnung von Golitsyn gewesen, die allerdings auf einer Reihe von Schlußfolgerungen begründet war. Er empfand einen tiefen Respekt vor den Fähigkeiten dieser Frau, deren Akte er mit Interesse gelesen hatte, und er war eindeutig beunruhigt über ihre Anwesenheit im Gebiet von Unternehmen
Baystrike
. Wenn sie gefangengenommen und zusammen

Weitere Kostenlose Bücher