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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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intensiver, er verspürte einen leichten Würgereiz. Im Badezimmer war Pentzien höchstselbst mit der Spurensicherung beschäftigt, eine junge Frau assistierte ihm. Beide trugen weiße Overalls und blaue Plastikpuschen. Der Kriminaltechnikerin hing ein Fotoapparat um den Hals.
    Hier gab es besonders viel Blut: in der Badewanne, vor der er hockte, an den Kacheln und am Duschvorhang, im Waschbecken, auf den Bodenfliesen, den Handtüchern, den Vorlegern, der Toilettenbrille, einfach überall. Obwohl sehr viel Blut vergossen worden war, gab es keine Leiche, jedenfalls nicht hier. Und in keinem der anderen Räume, wie Uplegger bereits durch das Telefongespräch mit dem Kriminaldauerdienst wusste, der ihn am frühen Morgen nach Lütten Klein gebeten hatte.
    Die Spuren in der Wanne und im Waschbecken deuteten darauf hin, dass jemand versucht hatte, den überreichlich vergossenen Lebenssaft fortzuspülen.
    Ächzend erhob sich Pentzien, stemmte die Arme in die Hüften, drückte das Rückgrat durch und sagte: »Isch abe Rücken! Volkskrankheit. Na, wie sieht’s aus?«
    »Übel.«
    »Ich finde, es wirkt wie der Klassiker namens Defensive Leichenzerstückelung: Zerteilen des Leichnams in der Badewanne und anschließendes Verbringen der Leichenteile an einen noch unbekannten Ablageort. Es können natürlich auch mehrere Ablageorte sein«, er gähnte, »quasi ein Verteilen der Leichenteile in der Natur. Oder man verbrennt sie nach und nach im Schrebergarten, während man gleichzeitig einen netten Grillabend für die Nachbarn macht. Ach, was weiß ich denn. Der menschlichen Fantasie sind leider keine Grenzen gesetzt.«
    »Aber ein Verbrechen wird wohl vorliegen?«
    »Wenn es menschliches Blut ist, würde ich sagen: Ja. Wenn jemand sein Hausschwein geschlachtet hat: Nein, aber er muss sich einen besseren Ausbildungsbetrieb suchen und beim nächsten Mal ein scharfes Messer benutzen, damit es keine solche … na, eben Schweinerei gibt. Dass ein muslimischer Mitbürger ein Lamm geschächtet hat, halte ich für ausgeschlossen, nicht weil Lena Schultz so urgermanisch klingt, sondern weil es nach einer Schächtung nicht so aussähe. Außerdem vergießen sie das Blut auf der Schwelle. Weitere Fragen?«
    »Wer ist der Täter?«
    »Frag doch den Wachschützer. Unten im Eingangsbereich soll einer sitzen.«
    »Als ich kam, war keiner da.«
    »Kein Wunder, oder?« Pentzien wandte sich an seine Mitarbeiterin: »Mach mal eine Totale von der Tür aus.« Dann war er wieder für Uplegger da: »Der Wachschützer ist eine Wachschützerin und hat die Tür mit dem Generalschlüssel geöffnet. Sie hat die Bescherung hier als Erste gesehen. Wahrscheinlich hockt sie geschockt auf dem Klo, weint und kotzt.«
    Uplegger musste die Treppe benutzen, denn den Aufzug hatte die Kriminaltechnik gesperrt. Während er Stufe um Stufe unter die Sohlen nahm, wählte er Barbaras Handy an, getrieben von der steten Sorge, sie könne einen Rückfall erleiden. Doch sie klang bloß verschlafen, keineswegs verkatert oder alkoholisiert. Und sie hatte bereits die Stadtautobahn verlassen, musste also in zwei, drei Minuten vor dem Hochhaus eintreffen.
    Die Frau vom Wachschutz saß in einer Art Pförtnerloge, isoliert vom großzügigen Entree mit den vielen Briefkästen, die aussahen wie in mehreren Reihen angetretene Soldaten. Ein Fenster mit Sprechklappe erlaubte ihr, jeden Eindringling nach seinem Begehr zu fragen.
    Uplegger winkte der Wachschützerin durch das Fenster zu, damit sie keinen Schreck bekam, wenn er die Loge betrat. Sie sah nämlich wirklich nicht gut aus. Nachdem er ihr Kabuff betreten hatte, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. Das war eine vertrauensbildende Maßnahme, die ihre Wirkung selten verfehlte.
    Die bleiche und verängstigt wirkende Wachschützerin hieß Angela Hönig und sah aus der Nähe wenig öffentlichkeitswirksam aus, denn ihr fehlte sowohl in der oberen als auch in der unteren Reihe je ein Schneidezahn. Auch trug sie ein gewisses Übergewicht mit sich herum, ohne jedoch Barbaras Dimensionen zu erreichen. Diese, also die Hauptkommissarin Riedbiester, klingelte just an der Haustür. Frau Hönig betätigte, nachdem Uplegger ihr zugenickt hatte, einen Schalter, und die Tür sprang auf.
    Barbara kam sofort an die Klappe.
    »Wo?«, fragte sie nur.
    »Sechs-Null-Acht, also sechste Etage.«
    »Da nehme ich den Lift.«
    Uplegger feixte. »Geht nicht. Von der Spusi stillgelegt.«
    »Da soll mich doch …« Barbara schlug mit der rechten Faust in

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