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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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von Gabriele Mucchi, einer Hängeleuchte von Sarfatti, Stehlampen von Castiglioni. Uplegger musste schlucken, fühlte er sich doch sofort an seine verstorbene Frau erinnert – ihr verdankte er, dass er wusste, was er da sah, und auch, was es ungefähr kostete: ein Vermögen.
    An der linken Wand hing ein gigantischer Flachbildfernseher, an der gegenüberliegenden ein nicht minder großes Gemälde in leuchtenden, nein, schreienden Farben, auf dem sich drei überdimensionale Sphinxe vor Lachen ausschütteten über einen winzigen, in eine Toga gehüllten Mann – unverkennbar ein feministisches Malwerk der Schwaaner Künstlerin Penelope Pastor, von der Uplegger selbst einmal ein Bild gekauft hatte, woran er sich jetzt unangenehm berührt erinnerte. Auch Barbara erkannte die Handschrift des Werks sofort und stieß ihrem Kollegen den Ellbogen wuchtig in die Seite.
    Sie durchschritten eine Diele, in der sich die Designermöbelausstellung fortsetzte, und gelangten in das Arbeitszimmer, das zugleich Bibliothek zu sein schien. Drei Wände wurden von hohen, bis an die Decke reichenden dunklen Holzregalen eingenommen, vor dem Fenster zum Garten stand ein großer Schreibtisch, davor wiederum ein schwarzer Ledersessel mit einem Fuß aus Chromstahl. Eine grüne alte Ledercouch vor einem nicht minder betagten, blankgebeizten Tisch vervollständigte das Ambiente. Auf dem Parkett lag ein Perserteppich, ebenfalls historisch und etwas abgewetzt, den ein paar Brücken mit Schreibtisch und Couch verbanden. Diesen Raum konnte man im Gegensatz zu Wohnzimmer und Flur gemütlich nennen.
    Martin Dünnfelder stand im Garten und blickte in die Ferne, aufs Nachbargrundstück oder ins Nichts. Durch die offene Terrassentür zog kühle Luft herein, es roch nach nassem Gras und Levkojen. Barbara las erstaunt die Buchrücken im Regal neben der Tür: Homer und Hesiod, Ovid, Tacitus und Vergil, Herodots Bücher zur Geschichte, Livius’ Ab urbe condita , die Naturgeschichte des Plinius, Strabos Geographica , Mommsens zweibändige Römische Geschichte und die Gesellschafts-und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt von Rostovtzeff. Einem Diplomingenieur und Immobilienhai hätte sie eine solche Sammlung nicht zugetraut.
    Frau Dünnfelder rief ihren Mann. Barbara trat tiefer in den Raum und auf eine Pinnwand zu, die sich in der Nähe des Schreibtisches befand. Mit farbigen Nadeln war Geschäftspost auf dem Kork befestigt, Telefonnummern, Termine sowie ein Ermittlungsschreiben der Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung. Zudem gab es noch einen Computerausdruck mit der Überschrift Herodots Rat für den Umgang mit Hartz-IV-Empfängern . Interessiert las Barbara: »Auch hat Amasis bei den Ägyptern das Gesetz eingeführt, dass jeder ägyptische Mann alljährlich vor dem Verwalter seines Gaues angeben muss, wovon er lebt, und wer das unterlässt oder wer nicht nachweisen kann, dass er sich auf eine rechtschaffene Weise ernährt, der wird mit dem Tode bestraft.« Dieser Zynismus war selbst Barbara zu viel.
    Der Hausherr war mit einer dunklen Levi’s, Lacoste- Polohemd und feinen Slippers bei weitem besser gekleidet als seine Frau, und er besaß Umgangsformen: Mit ausgestreckter Hand kam er auf seinen Besuch zu und setzte trotz der Umstände ein höfliches Lächeln auf. Er stellte sich vor, nötigte die Gäste, Platz auf der Ledercouch zu nehmen, und bat die immer grimmiger ausschauende Gattin, Kaffee zu bringen, wobei er sie mit »Schatz« anredete. Schatz ging daraufhin auch los, aber ihr war anzusehen, dass es sie wütend machte, aus dem Raum geschickt zu werden.
    Davon, dass Dünnfelder geweint hatte, war nicht die geringste Spur zu sehen. »Haben Sie schon etwas?«, fragte er und rollte den Schreibtischsessel heran. Er war nicht sehr groß, aber durchtrainiert. Die kurzen Hemdärmel legten beachtliche Bizepse frei. Sein dunkles, leicht lockiges Haar war kurz geschnitten, um die Geheimratsecken etwas weniger auffällig zu machen. Mitte dreißig, älter war er auf keinen Fall.
    »Leider nicht.« Uplegger zog ein kleines Notizbuch aus der Jacke. »Bitte, Herr Dünnfelder, auch wenn Sie mit unseren Kollegen schon alles durchgegangen sind, berichten Sie uns, wie der heutige Tag abgelaufen ist. Was haben Sie, was hat Ihre Frau, was hat Karina gemacht?«
    Dünnfelder nickte. Sein sonnengebräunter Teint wechselte ins Fahle. »Ich bin wie jeden Tag um sechs aufgestanden, um dringende Arbeiten zu erledigen. Habe mir Kaffee gekocht, einen

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