Mörderbrunnen (German Edition)
Sie die Jungen alle persönlich?“
„ Ich spreche zumindest einmal mit jedem, danach nur noch, wenn sie Rat such en oder es Probleme gibt. An diesen Kai erinnere ich mich nur vage.“
„ Waren Sie selbst mal bei einem dieser Happenings?“
„ Natürlich, ich habe mir zuerst angeschaut, wo die Jungs arbeiten sollen. War sehr interessant.“
„ Und Sie fanden es nicht bedenklich, dass ausgerechnet straffällige Jugendliche Leute zum Schein überfallen und Leichen spielen?“
„ Nein, im Gegenteil. Vom psychologischen Aspekt her konnte das ihrer Entwicklung sogar fö rderlich sein. Und mal ehrlich, Jobs sind für solche Kids schwer zu finden, da muss man sowieso nehmen, was man bekommt.“
„ Herr Doktor, verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin etwas überrascht, dass Sie das hier machen. Wenn ich an ihre Praxis in der Goethestraße denke…“
Dr. Possmann lächelte. „Ja, das mag Ihnen seltsam vorkommen. Aber das ist nun mal meine soziale Seite. Mit meiner Praxis verdiene ich genug, um mir hier die ehrenamtliche Arbeit leisten zu können.“
Jenny nickte anerkennend. „Dann danke ich Ihnen für die Auskünfte. Ist es möglich, eine Liste aller Jungs, die an die Happenings vermittelt wurden, zu bekommen?“
„ B estimmt, Grace, mit der Sie vorhin gesprochen haben, soll sich darum kümmern. Ich gehe mit Ihnen hinaus und sage es ihr.“
Jenny und Logo bedankten sich und folgten ihm zu besagter Grace, die ihnen in kürzester Zeit eine Liste ausdruckte und sie freundlich verabschiedete.
Vor der Tür blieben sie einen Moment stehen. „Irgen dwie kommt mir das alles zu gut vor.“
„ W ie meinst du das, Logo?“
„ Zu viel schöne heile Welt. Der Doktor ist irgendwie aalglatt. Die Nummer vom edlen Samariter nehm ich ihm nicht ab.“
„ J a, passt irgendwie nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob da nicht mehr dahintersteckt. Aber was? Wart mal, ich geh nochmal rein und frag diese Grace, wohin sie die Jungs noch vermitteln.“
Ein paar Augenblicke später war sie wieder draußen und schwenkte einen Zettel. „Gut organisiert die Dame. Auf den ersten Blick nichts Auffälliges, aber da setz ich mich nochmal in Ruhe dran. So, fahren wir zurück?“
„ Ich würd eigentlich ganz gerne nach Hause fahren. Schließlich ist Wochenende. Wir sind bei Karins Eltern zum Grillen eingeladen. Dafür würd ich morgen arbeiten. Sascha hat auch Sonntagsdienst, den will ich lieber noch nicht alleine lassen. Geht das von deiner Seite aus in Ordnung?“
„ Ja klar, dann mach ich bis heut Abend und gönn mir morgen vielleicht nen halben freien Tag. Ihr könnt mich anrufen, wenn was ist. Ich setz dich am Präsidium ab und fahr nochmal zu diesem Happening-Büro. Mal sehen, was der zu unseren neusten Erkenntnissen sagt und ob er auf den Fotos jemanden erkennt. Bin gespannt, ob er weiß, was sein Hauptschauspieler fürn Früchtchen ist.“
„ Pass aber auf dich auf, Jenny. Hier haben wirs mit einem richtig kranken Gehirn zu tun. Nicht, dass ders noch auf dich absieht.“
„ Ja, du hast recht, solange wir nicht mehr über den wi ssen, pass ich auf und betrachte erst mal jeden als verdächtig.“
Naja, fast jeden, dachte sie bei sich . Ob er heute Abend anrufen würde? Schnell verscheuchte sie den Gedanken wieder. Aber warum eigentlich nicht? Ihr Kollege Logo fuhr ja jetzt auch zu seiner neuen Freundin und Sascha, naja, das musste sie noch rauskriegen, zu wem der abends fuhr.
Wie versp rochen setzte sie Logo am Präsidium ab und fuhr weiter in die Innenstadt, wo sie im Parkhaus Hauptwache parkte. Als sie Richtung Fahrstuhl lief, kam ihr eine Fahrzeugreihe weiter ein Mann in einem beigen Regenmantel eiligen Schrittes entgegen. Irgendwie kam er ihr bekannt vor und sie blickte ihm möglichst unauffällig über die Dächer der Autos hinweg nach. Natürlich, das war Herr Grosse, der Schauspieler. Wahrscheinlich war er im Büro der Frankfurt-Happenings gewesen. Selbst von hinten machte er einen wütenden Eindruck. Jenny trat hinter einen Pfeiler und beobachtete, zu welchem Wagen er lief. Herr Grosse stieg in eine nagelneue Corvette, von der Jenny nur wusste, dass sie zumindest weit über ihrem Gehalt lag.
Den mussten sie genauer überprüfen. Sie lief weiter, während die Corvette mit quietschenden Reifen aus der Parklücke fuhr und die Rampe hinunter.
Ein paar Minuten später erreichte Jenny das Büro, das heute einen ganz anderen Eindruck machte, als am Tag zuvor. Alles war hell erleuchtet und am Schreibtisch saß
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