Mörderbrunnen (German Edition)
Bescheid.“
Jenny verabschiedete sich und zeigte die Fotos noch der Dame am Empf ang, Frau Mende, die mehrere Tage in der Woche in den Spätnachmittagsstunden das Büro besetzt hielt, doch sie konnte sich an keinen der Abgebildeten erinnern.
Gegen neunzehn Uhr dreißig kam Jenny wieder im Präsidium an, wo sie Sascha antraf.
Sie informierte ihn über die Ergebnisse des Tages. „Und was hast du angestellt heute?“
„ I ch hab die Bootsvereine abgeklappert. Unter der Woche hab ich ja kaum jemanden angetroffen, aber heute. Also: Bei keinem ist ein Boot verschwunden. Ich versuche, Listen der Bootsbesitzer zu bekommen, das dürfte etwas dauern. Die haben sich angestellt von wegen Privatsphäre und so. Und je nobler der Verein war, desto mehr. Angeblich ist es nicht möglich, heimlich ein Boot zu nehmen und zurückzubringen. Naja, wenn die das sagen.“
„ G ut, dann mach jetzt Feierabend. Morgen kannst du ruhig später kommen, Logo kommt gleich morgens und für dich hab ich abends einen Auftrag.“
„ Abends?“
„ Ja, muss sein. Wenn du willst, kannst du deine Freundin mitnehmen, falls sie sich gerne gruselt.“
„ Wieso gruselt?“
„ Morgen ist das Event am Mörderbrünnchen. Ich hätte gerne, dass du da mitgehst und dich umschaust. Die erinnern sich alle an Manuela Wagner, aber nur flüchtig an den Wegener und den Jungen. Fühl denen ruhig mal auf den Zahn.“
„ Macht bestimmt Spaß. Aber meine Freundin nehm ich nicht mit. Deren Tante hat morgen Geburtstag. Da hab ich wenigstens einen Grund, mich zu drücken.“
Jenny grinste. „ Na dann los, der Tag war lang genug.“
Als Jenny nach Hause kam, ging die Sonne schon lan gsam unter. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast neun war. Als sie die Diele betrat, fiel ihr Blick als erstes auf ihren blinkenden Anrufbeantworter und ihr Herz machte einen Hüpfer.
„ Blöder Teeny“, schalt sie sich selbst und drückte auf den Abspielknopf.
„ Gascon hier. Liebe Frau Kommissarin, ich wollte Sie fragen, ob Sie morgen arbeiten müssen oder vielleicht Lust hätten, einen Ausflug mit mir zu machen. Wenn Sie mögen, rufen Sie mich an. Ich gehe heute bestimmt nicht vor vierundzwanzig Uhr schlafen.“
Jenny merkte, dass sie vor Anspannung die Luft angeha lten hatte, und atmete langsam aus. Meine Güte, ein Mann der einen Ausflug mit ihr machen wollte. Das gab’s noch? Eigentlich müsste sie an dem Fall weiterarbeiten. Ach was solls, Privatleben zählte schließlich auch. Und ein paar Stunden Kommissariat vorher oder nachher sollten auch genügen. Die übrige Zeit wäre sie sowieso per Handy erreichbar.
Mit einem Kribbeln im Bauch hob sie den Hörer ab und wählte die Nummer, die sie bereits auswendig kannte. Bereits nach dem zweiten Klingeln wurde auf der anderen Seite der Hörer abgehoben und die sonore Stimme meldete sich mit „Gascon, guten Abend?“
„ Ja, Becker hier. Guten Abend.“
„ Guten Abend, Frau Kommissarin. Das freut mich, dass Sie anrufen. Jetzt hoffe ich nur noch, dass Sie mir auch zusagen für morgen.“
„ Also für einige Stunden müsste ich ins Büro, aber ich komme gerne mit, allerdings muss ich immer erreichbar sein, schließlich stecken wir mitten in den Ermittlungen.“
„ Kein Problem. Wollen wir vielleicht am späten Vormittag irgendwo zum Essen hinfahren? Ich liefere Sie rechtzeitig wieder zu Hause ab, damit Sie noch arbeiten können.“
„ D as wäre schön.“
„ Dann hole ich Sie gegen elf ab?“
„ Ja, das wäre fein. Ich freue mich.“
„ Und ich erst. Bis morgen dann!“
Als Jenny den Hörer auflegte, fiel ihr Blick in den Spi egel. Meine Güte, wann hatte sie das letzte Mal so dämlich gegrinst. Pass auf, raunzte sie sich selbst an, verlieb dich nicht, du kennst ihn kaum. Vielleicht hat er ganz unangenehme Gewohnheiten. Oder Schweißfüße.
Jetzt musste sie erst recht grinsen. Ich glaub, du musst ins Bett, erklärte sie ihrem Spielgelbild und ging ins Bad.
Am nächsten Morgen telefonierte sie mit Logo, der um neun schon auf der Dienststelle war und erzählte ihm etwas von einem Familientreffen, von dem sie gegen fün fzehn Uhr zurück sei.
„ Halt solange die Stellung. Falls du mich brauchst, ruf auf dem Handy an.
Tag 7, Sonntag
Pünktlich um elf fuhr Paul Gascon vor und begrüßte Jenny mit einem Kuss auf die Wange. Sie fühlte zu ihrem Schrecken, wie sie errötete.
„ Wo fahren wir denn hin? Oder ist das eine Überr aschung?“
„ An den Rhein, dachte ich. Da gib
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