Mörderbrunnen (German Edition)
eine Frau in den Fünfzigern mit ordentlicher Dauerwelle und hackte auf die Tastatur des PCs ein, während sie gleichzeitig mit Headset telefonierte.
„ Heut Abend? Nein, leider nicht, unsere Happenings sind meist weit im Voraus ausgebucht. Ja, tut mir leid. Das nächste? Es soll das Gruselevent sein? Ja, da kann ich Ihnen erst wieder den achten August anbieten. Nein, vorher leider gar nichts, es sei denn, es sagt jemand ab. Gut, vier Karten, ich reserviere sie und Sie holen sie bitte die nächsten Tage ab. Ja gerne, schönen Abend noch.“
Während das Telefon schon wieder klingelte, lächelte sie Jenny freundlich an. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
Jenny wies sich aus. „Ich würde gerne mit Herrn Mü ller sprechen.“
„ Ah, Sie waren gestern schon einmal hier, nicht wahr? Da hatte ich meinen freien Tag. Bitte, gehen Sie nach hinten durch. Er ist alleine.“
Jenny bedankte sich, ging nach hinten und klopfte an der Tür. Fast im gleichen Moment wurde sie aufgeri ssen.
„ Ach, Sie wieder, Frau wie war das noch? Becker, oder? Kommen Sie doch herein. Viel Zeit habe ich nicht, das Event geht in einer Stunde los.“
„ Es wird nicht lange dauern. Vor allem wollte ich Sie bitten, sich ein paar Fotos anzusehen. Hier, das ist das erste Opfer.“
Der Zweimetermann griff nach dem Foto und schaute es kurz an. „Natürlich kenn ich die. Also ich meine, ich erinnere mich an sie. So hübsch wie das Mädel ist. Die war bei irgendeinem Event dabei. Aber mehr weiß ich nicht von ihr.“
„ Können Sie sich vielleicht erinnern, mit wem sie dabei war?“
„ Hm“, er überlegte, „ne e, beim besten Willen nicht.“
„ Herr Grosse meinte, es wäre ein älterer Mann gewesen. Offensichtlich ein wohlhabender.“
Bei der Erwähnung des Namens Grosse zog ein unwilliger Zug über sein Gesicht.
„ Na, wenn er das gesagt hat. Er achtet wahrscheinlich mehr auf solche Sachen als ich.“
„ Wissen Sie Bescheid über Herrn Grosses Vorleben?“
„ Seine Vorstrafen meinen Sie? Ja, weiß ich. Er kam ja auch über diese Prometheus- Stiftung.“
„ Was? Ich dachte, da würden nur Jüngere vermittelt. Herr Grosse ist doch bereits um die dreißig.“
„ Der kam auf persönliche Empfehlung eines der Vorstandmitglieder. Das ist schon zwei Jahre her.“
„ Kennen Sie ihn näher?“
„ Ja, das kann man sagen nach der Zeit.“
„ Ich glaube, ich habe ihn vorhin im Parkhaus gesehen, kam er von hier?“
„ Er war kurz hier, um etwas für das Event zu besprechen.“
„ Er schien mir e twas ... erregt?“
„ Ach , tatsächlich?“ Müller wischte sich die Stirn. „Das kam Ihnen vielleicht nur so vor. Ich wüsste zumindest keinen Grund, warum er hätte erregt sein sollen.“
„ Er ist in eine Corvette eingestiegen. Hier verdient er doch bestimmt nicht so viel Geld?“
Müller lachte. „Ne e, ganz sicher nicht. Arbeitet ja nur stundenweise. Nee, der Frank hat Geld wie Heu, reiche Eltern. Den Job bei mir hat er ursprünglich nur angenommen, weil er zu seinen Resozialisierungsauflagen gehörte. Mittlerweile macht er ihm einfach Spaß, glaub ich. Er müsste gar nicht arbeiten. Die Eltern haben eine Riesenvilla in Königsstein. Da hat er auch ne eigene Wohnung, aber er hat auch eine hier in der Stadt. Privatsphäre, Sie verstehn?“
Jenny verstand allerdings. „Gut, bitte, schauen Sie sich noch das Foto an. Wir wissen mittlerweile, dass der Junge hier gearbeitet hat. Erinnern Sie sich an ihn?“
„ An das Gesicht ja, an den Namen nicht, falls ich ihn jemals wusste. Haben Sie immer noch den Verdacht, dass die Morde mit unseren Happenings zusammenhängen?“
„ Wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Natü rlich kann das auch alles Zufall sein. Zuletzt noch dieses Foto hier. Das letzte Opfer.“
„ Hm, kommt mir irgendwie bekannt vor, aber nur flüchtig, wenn überhaupt. Sehn Sie, ich sehe jeden Tag so viele Leute...“
„ Gut, Herr Müller, dann will ich Sie für heute nicht länger aufhalten“
„ Und heute kann ich Sie auch nicht überreden, an der Führung teilzunehmen? Thema ist die Pest.“
„ Oh, nee, lieber nicht. Aber wann ist denn das nächste Gruselevent, also das, wo sie ans Mörderbrünnchen gehen?“
„ Morgen Abend. Natürlich ausgebucht. Aber wenn Sie mit möchten…da lässt sich sicher etwas machen.“
„ Das wäre nett Herr Müller, falls ich nicht mitkann, wü rde ich gerne einen meiner Kollegen schicken.“
„ Natürlich Frau Kommissarin, sagen Sie einfach
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