Mörderbrunnen (German Edition)
Ich war g erade bei Possmann. Ein Alibi hat er nicht und er war auch schon in dem Restaurant essen. Ansonsten hat das Gespräch nicht viel gebracht. Habt ihr irgendwas rausfinden können?“
„ Ja. Sehr beliebt war der Herr Wirt nicht. Er konnte zwar ausgezeichnet kochen, galt jedoch als ausgesprochen geizig und wurde mehrmals beschuldigt, Lebensmittel gepanscht, also durch billige Zutaten ersetzt zu haben. Seine Sterne standen auf dem Spiel und sein Personal hat er auch schlecht bezahlt. Er war schon ewig allein stehend und hatte eigentlich Geld wie Heu. Das Personal hat dauernd gewechselt und niemand hat sich an einen von unseren Verdächtigen erinnert. Mehr haben wir noch nicht. Wir fahren jetzt zurück auf die Dienststelle und dann nach Hause.“
„ Da wollte ich auch gerade hin. Bis morgen dann! Grüß Sascha.“
„ Tschau.“
Gegen halb sieben traf Jenny zu Hause ein und blieb wie angewurzelt im Treppenhaus stehen. Vor ihrer Haustür auf dem Boden stand der größte Strauß roter Rosen, den sie je gesehen hatte. Verblüfft öffnete sie die Karte, die hineingesteckt war.
„ Deine Nachbarin, eine reizende Dame übrigens, hat mich hereingelassen. Ruf mich an, wenn du Zeit hast. Ich möchte dich sehen!“
Jenny schluckte. Sie trug den Strauß, den sie kaum umfassen konnte, in ihre Wohnung und wechselte den Eimer, in dem er stand, gegen eine weiße Porzellanvase. Mit zitternden Händen griff sie das Telefon und wählte. „Ich möchte dich auch sehen“, sagte sie ohne Einleitung. „Die Blumen sind wunderschön!“
Ein tiefes Lachen antwortete. „Das freut mich, ich habs in Hamburg nicht mehr ausgehalten ohne dich. Ich bin gleich bei dir, in Ordnung?“
Jenny nickte. Es dauerte einen Moment, bis ihr einfiel, dass Paul Gascon das durchs Telefon kaum sehen konnte. „Ja, sehr gerne. Bis gleich.“
So, das wars. Sie war verliebt. Ein Strauß Blumen und es war um sie geschehen. Er war gleich hier? Du liebe Güte und sie sah aus…ob die Zeit noch für Haare waschen reichte? Sie raste ins Schlafzimmer und zog sich im Laufen aus. Eine schnelle Dusche musste sein. Und dann etwas Bequemes anziehen.
Es reichte g erade so. Die Haare noch feucht, öffnete sie die Tür, als es klingelte, und blickte Paul mit großen Augen an. Er sah noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Lächelnd kam er die Eingangsstufen herauf, blickte ihr tief in die Augen und beugte sich vor, um sie zu küssen. Jenny wurden die Knie weich und sie ließ sich gegen ihn sinken. Ohne die geringste Anstrengung zu zeigen, hob er sie hoch, trug sie in die Wohnung und stieß die Tür mit dem Absatz zu. Ein kurzer Blick durch den Flur, dann trug er sie zielstrebig ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Jenny öffnete den Mund, doch er verschloss ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss, bevor sie etwas sagen konnte. Sprechen wurde überschätzt dachte sie noch, bevor sie seinen Kuss ebenso leidenschaftlich erwiderte und anfing, seine Hemdknöpfe zu öffnen. Dann dachte sie lange nur noch sehr wenig….
Tag 10, Dienstag
Am nächsten Morgen erwachte sie , noch bevor der Wecker klingelte und räkelte sich wohlig. Im gleichen Moment fiel ihr ein, was am Abend vorher passiert war, und sie blickte neben sich. Das Bett war leer, doch eine einzelne Rose lag auf der Bettdecke und ein Zettel daneben. Neugierig griff sie danach.
„ Der Abend war wunderschön. Leider musste ich früh weg. Kaffee steht in der Küche. Können wir uns heute Abend sehen? Paul.“
Es war also doch kein Traum. Sex mit Paul war so wunderbar, wie sie es sich vorgestellt hatte. Leidenschaftlich und doch zärtlich, erfahren und doch spontan. Oje, sie sollte Liebesromane schreiben. Dass ihr sowas passierte, ihr, der einfachen, nicht mehr ganz jungen Polizistin. Was fand dieser traumhafte Mann an ihr? Egal, sie würde es genießen, solange es dauerte und versuchen, ihre Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Aber andererseits, man wusste ja nie. Sie sprang aus dem Bett, wobei ihr Muskeln wehtaten, die sie lange nicht gespürt hatte, und ging in die Küche. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Der Mann hatte ihr Kaffee gekocht. Eine ganze Kanne. Sie würde ihn auf der Stelle heiraten, wenn er sie jemals fragen sollte. So perfekt konnte keiner sein. Sicherlich hatte er ein geheimes Laster. Naja, solange es geheim blieb. Sie wollte es gar nicht wissen.
Noch vor acht traf sie beschwingt auf der Dienststelle ein und verblüffte die Kollegen vom Nachtdienst, die noch
Weitere Kostenlose Bücher