Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
beheizte Fußboden ins Auge – Letzteres vermutlich für den Fall, dass der Tag des Jüngsten Gerichts kommen sollte und die Hölle tatsächlich zufrieren würde. Der Badezimmerschrank barg auch nichts Wichtiges … außer Handtüchern und der Erkenntnis, dass hier jemand ohne jegliches kreatives Farbverständnis wohnte. Die grauen Töne versetzten mich langsam, aber sicher in einen katatonischen Zustand.
Der Medizinschrank dagegen weckte mein Interesse und ließ vermuten, dass Solberg eine Menge anderer Probleme als bloß die offensichtlichen hatte.
In dem Bestreben, meine Fantasien von Nancy Drew, die Meisterdetektivin, auszuleben, nahm ich zwei der verschreibungspflichtigen Medikamente heraus und stopfte sie in meine Tasche. Wer weiß? Vielleicht würde ich noch seinen Apotheker befragen. Oder eines Tages meine Meinung bezüglich der Penisverlängerung ändern und eine echt hammermäßige Erektion haben wollen.
Ich setzte meinen Rundgang fort und war etwas überrascht, als ich auf einen Fitnessraum stieß. Aber klar, ein Typ wie Solberg wollte natürlich bei den Frauen attraktiv rüberkommen.
Ich ging an den glänzenden Trainingsgeräten vorbei. Zwar bin ich alles andere als ein Fitnessguru, aber dennoch schienen mir die Geräte auf dem modernsten Stand der Technik zu sein. Die Gewichte auf der Hantelbank waren auf fünfzig Kilo eingestellt. Fast tat mir der arme kleine Wicht leid, als ich ins Schlafzimmer rüberging.
Es war so sauber und aufgeräumt wie Großmutters Kasten mit dem guten Silberbesteck. Die weiße Seidendecke saß so straff, dass man einen Penny darauf hätte springen lassen können.
Der Kleiderschrank war superordentlich. Solberg besaß acht Paar Schuhe, die säuberlich vor der Rückwand aufgereiht standen. Was mir für einen Mann eigentlich recht viele zu sein schienen – aber gut, Solberg war ja auch kein richtiger Mann, nicht wahr? Auch die Schubladen waren ordentlich aufgeräumt. Ich schob so lange Kleidungsstücke beiseite, bis ich auf seine Unterwäsche stieß. Es bräuchte mindestens eine gerichtliche Verfügung und eine heiße, stürmische Nacht mit Russell Crowe, um mich dazu zu bringen, Solbergs Unterwäsche anzufassen.
Schließlich stand ich in der Mitte des Schlafzimmers und ließ noch einmal meinen besten Agatha-Christie-Blick umherschweifen. Wenn das hier eine Fernsehserie gewesen wäre, hätte ich mit Sicherheit mittlerweile einen Safe gefunden, der hinter einem Bild versteckt war. Darin würde sich eine Notiz befinden, die Auskunft darüber gab, wo er sich aufhielt und warum zum Teufel er nicht nach Hause gekommen war.
Im Schlafzimmer hing nur ein einziges Bild. Ich sah nach, aber weder befand sich ein Safe noch eine Notiz dahinter.
Ich schob die Gardinen zur Seite. Sie waren bodenlang und ebenfalls, soweit ich das beurteilen konnte, aus gekämmter Seide. Aber auch hinter ihnen verbarg sich kein Safe, sondern eine Dachterrasse. Ich starrte durch die Flügeltüren nach draußen. Und was für eine Terrasse das war! Sie erstreckte sich über die gesamte Hausbreite. Eine Wendeltreppe führte zunächst auf eine weitere Terrasse, dann auf den endlosen Rasen hinunter. Leider fand ich auch hier keinerlei Hinweise auf Solbergs Aufenthaltsort. Klar; ich hatte auch nicht angenommen, dass ich hier auf etwas stoßen würde. Wenn ich schon in seinem Büro nichts gefunden hatte, wo er offensichtlich die meiste Zeit seines PC-Gott-Daseins verbrachte …
Aber einen Moment mal! Wenn seine Ideen angeblich so kostbar waren, warum hatte er sein Büro dann nicht abgeschlossen? Die meisten Amerikaner sind ja von Natur aus schon paranoid, aber die Einwohner von Los Angeles befanden sich immer hart an der Grenze zu einer Psychose. Ganz bestimmt hatte ein Mann wie Solberg, der ein paar Millionen auf der Bank hatte, einiges zu verbergen. Aber wo sollte ein gestutzter Superdepp wie er etwas so sicher verstecken, dass niemand es finden würde?
Automatisch fiel mein Blick auf die Schublade mit Solbergs Unterwäsche. Ich zuckte zusammen, stapfte aber tapfer über den Teppich, in den ich bis zu den Knöcheln versunken war, zu seiner Kommode hinüber.
Er trug Feinripp. Ich verzog das Gesicht, schob den ersten Stapel beiseite, dann einen weiteren und noch einen, und dort, am hinteren Ende der Schublade, fand ich eine
CD.
Vorsichtig zog ich sie heraus und betrachtete sie bei Licht. Blutrot prangte darauf das Wort »Combot«.
Na, so ein durchtriebener kleiner …
Mitten in meiner Beleidigung hielt
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