Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
betrifft. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas Neues erfahren?«
»Natürlich«, antwortete ich und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Fröhlich winkend fuhr ich ab, umrundete den Block und steuerte auf eine einsame Straße zu, die in die Berge hinaufführte. Keine fünf Minuten später hatte ich auf einer staubigen Anhöhe geparkt, von der aus ich einen guten Blick auf Solbergs Nachbarschaft hatte. In Los Angeles konnte man tausende solcher Plätze finden. Die City verfügt über mindestens eine Myriade Quadratmeter Wüstenfläche, von der sich locker die Hälfte auf unzugänglichen Felsformationen erstreckt, um die selbst die Einwohner von L. A. einen großen Bogen machen.
Auf dieser Felsspitze hier verliefen verschiedene Wege durch das Gebüsch, aber mich interessierten allein die Häuser, die sich unter mir befanden. Hätte ich ein Fernglas gehabt, dann hätte ich jetzt direkt in Tiffanys Toilettenschüssel gucken können.
Drei Stunden später knurrte mir der Magen, und die linke Pobacke war schon so lange taub, dass es sich anfühlte, als sei sie amputiert worden.
Niemand hatte das Haus der Georges betreten oder verlassen. Das hatte natürlich nicht viel zu sagen, aber als ich die 210 in Richtung Sunland überquert hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass Tiffany mich ordentlich belogen hatte.
Ihr Ehemann war nicht nach Hause gekommen. Und sie wusste weitaus mehr, als sie zugeben wollte.
Was man von einigen von uns leider nicht gerade behaupten konnte.
Ein Blick in Elaines Gesicht am Freitagmorgen erinnerte mich wieder daran, warum ich die Suche nach Solberg fortsetzen sollte.
Sie hatte geweint. Ihre Augen waren gerötet, und ihre Nase lief, aber sie sah immer noch bezaubernd aus.
Niemand hat jemals behauptet, das Leben sei fair. Zumindest niemand im McMullen-Klan. Aber wir stammen ja auch aus einer langen Familientradition deprimierter Iren, die dazu neigen, sich volllaufen zu lassen, wenn sie traurig, fröhlich oder auf sonstige Art emotionalisiert sind.
»Angie.« Ich begrüßte meine letzte Patientin für diesen Tag. Vor ein paar Wochen erst war sie siebzehn geworden und hatte sich zu diesem Anlass ein paar Sterne unter ihr linkes Ohr tätowieren lassen.
Angela Grapier war seit über einem Jahr bei mir in Therapie. Sie sähe wahrscheinlich immer noch zierlich, süß und hinreißend aus, wenn sie in Sackleinen gekleidet wäre und sich die Haare mit einer Kreissäge abrasiert hätte.
»Wie geht es dir?«, fragte ich sie.
»Gut!« Sie zuckte die Achseln und grinste ein wenig. »Ziemlich gut. Aber wenn es mir supergut gehen würde, dann würde ich nicht Algebra schwänzen und herkommen. « Sie warf ihren Rucksack auf den Boden, schlüpfte aus den offenen Turnschuhen und ließ sich im Schneidersitz auf der Couch nieder.
Wenn ich jemals eine Tochter haben sollte, dann sollte sie so sein wie Angela. Nur ohne deren Drogenabhängigkeit und die Freunde, die ich am liebsten ausgerottet hätte.
Exfreunde trifft es eher. Ich klopfte mir im Geiste auf die Schulter, denn ich sah es als mein Verdienst an, dass sie mit Kelly Schluss gemacht hatte. Er war ein echter Loser gewesen. Das war ihr zwar durchaus schon klar gewesen, als sie zu mir gekommen war, aber ich denke, ich habe ihr dabei geholfen, allen Mut zusammenzukratzen, um ihm einen Tritt in den Hintern zu verpassen und ihn aus ihrem Leben zu befördern.
»Wie läuft’s mit Sean?« Sean Kippling war der Junge, mit dem sie gerade ging. Er hörte klassische Musik und trug Hosen, die nicht über die Hüften rutschten und den Blick auf seine Unterhose freigaben, wie bei den richtig coolen Jungs. Angie schien ihm diesen modischen Fauxpas aber vergeben zu können.
»Prima.«
»Hast du ihm schon die Pracht und Herrlichkeiten der Rap-Musik beigebracht?«
»Ich arbeite noch dran.« Sie grinste wieder. In den letzten drei Wochen hatte ich sie öfter lachen sehen als in den ganzen letzten Monaten zusammen. »Haben Sie schon einmal was von Enya gehört?«
»Ich höre nur Polka, wenn du dich erinnerst.«
»Ach ja«. Sie lachte. »Tja, Enya ist gar nicht mal schlecht.«
»Ich bin mir sicher, dass sie sich über deine Zustimmung riesig freuen würde.«
»Sean hat mir ihre CD geschenkt«, erklärte sie und schwieg dann.
Ich wartete. Sie kaute auf ihrer Lippe herum. »Ein anderes Mal hat er mir im Chemieunterricht ein Usambaraveilchen auf mein Pult gestellt.
»Magst du Veilchen?«
»Ja!« Sie machte einen nachdenklichen Eindruck. »Ich muss es ihm
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