Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
wohl irgendwann einmal gesagt haben. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, wann das gewesen sein sollte.«
Ich unterdrückte ein Seufzen. Ein Mann, der zuhörte und auch noch entsprechend darauf reagierte. Für den Fall, dass sie mit ihm Schluss machen sollte, könnte ich ihn mir vielleicht angeln, um ihn über sie hinwegzutrösten – was machten schon sechzehn Jahre Altersunterschied?
»Er beschenkt mich gerne«, sagte sie.
»Manchmal tun Männer das, wenn sie verliebt sind«, erklärte ich ihr. Nicht, dass ich damit großartige Erfahrungen gehabt hätte. Ich war mal mit einem Typen ausgegangen, der mir bei jeder Gelegenheit Unterhosen geschenkt hatte. In Größe S. Größe S konnte ich mir nicht einmal über den Kopf ziehen.
»Sie glauben also, er liebt mich?«, fragte sie.
Die alte Frage. Ich zuckte mit den Schultern und hoffte, irgendwie mysteriös dabei auszusehen. Aber insgeheim dachte ich, sie könnte mehr erfahren, wenn sie die Blätter eines Gänseblümchens abzupfen würde.
Sie starrte vor sich hin. Ich wartete. Sie hatte einige Wochen gebraucht, um sich mir zu öffnen, aber seitdem waren unsere Gespräche eher ein ununterbrochenes Geschnatter gewesen.
»Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte ich daher.
Sie sah mich an. Sie hatte Augen wie ein Beaglebaby. Sie sah zu Boden und dann wieder zu mir.
»Er will’s nicht mit mir tun«, erklärte sie schließlich.
Aha! Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und gab mich locker-lässig. »Was will er nicht tun?«, fragte ich, aber mir war schon klar, was sie meinte – »es« eben.
»Sie wissen schon. Sex«, fügte sie hinzu und bestätigte meine Vermutung. Dieses Thema ist regelmäßiger Bestandteil der Therapiesitzungen. Und falls nicht, dann sollte es das zumindest sein. Meine ganz persönliche Theorie ist ja, dass Hormone die Welt regieren. Aber wer regiert die Hormone?
»Oh.« Ich nickte und versuchte, so klug wie möglich zu wirken. Aber meiner Erfahrung nach sieht niemand besonders klug aus, wenn es um das Thema Sex geht. Es ist eben eine vollkommen unlogische Sache, die keinen vernünftigen Sinn ergibt. Wenn man versucht, zweckmäßig und mit Logik an die Sache heranzugehen, wird man völlig bekloppt. Sex gibt es schon, seit der erste Mann die Höhle verließ, und trotzdem ist er immer noch ein absoluter Kassenknüller. Der Rubik-Würfel kam und ging, aber es sah ganz so aus, als würde der Sex bleiben. »Warum glaubst du das?«, fragte ich Angie.
»Tja …« Sie kaute weiter auf ihrer Lippe herum. »Er meint, wir sollten besser noch warten.«
Geduldig und tief philosophisch faltete ich die Hände in meinem Schoß. »Vielleicht gibt es da einen Unterschied zwischen nicht wollen und dem Glauben, damit besser noch zu warten«, deutete ich an.
Mit glänzenden Augen sah sie mich an. »Ja?«
»Könnte schon sein.«
»Sie glauben, es ist besser, noch zu warten?«
Ich konnte mich gerade noch bremsen, nicht loszuprusten. Worauf sollte ich verdammt noch mal warten? Allen physischen Anzeichen nach zu urteilen, wurde ich nicht gerade jünger. »Manchmal ist das gar keine so schlechte Idee«, erwiderte ich.
»Warum?«
»Du hast ziemlich viele Dinge um die Ohren. Schule, familiäre Probleme. Und du hoffst doch immer noch, auf die Berkley-Universität zu kommen, oder?«
»Ich werde diese Woche meine Anmeldung ausfüllen.«
»Dann musst du deinen Notendurchschnitt halten.«
»Das meint mein Dad auch.«
Sie und ihr Vater verstanden sich in letzter Zeit besser. Ich bildete mir ein, auch daran nicht ganz unbeteiligt zu sein.
»Und Sex kann einem wirklich den Kopf verdrehen«, fügte ich hinzu.
»Ja.«
»Vielleicht weiß Sean das.«
Sie dachte nach. »Also will er es vielleicht doch tun, denkt aber, dass es im Moment wahrscheinlich keine besonders gute Idee ist?«
Mmmh. »Das ist gut möglich. Es sei denn, er ist homosexuell. «
Sie starrte vor sich hin. »Ich glaube nicht, dass er schwul ist.«
Ich wollte, dass sie von selbst darauf kam.
Nachdenklich verzog sie das Gesicht. »Wenn wir uns küssen, dann kann ich seinen … Sie wissen schon … spüren. «
Ich glaubte schon – wenn mich mein Gedächtnis nicht trog.
»Also glaubst du, er findet dich attraktiv?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Neulich ging Jenny Caron an uns vorbei, während wir miteinander redeten, und er hat sie nicht einmal angesehen.«
»Jenny sieht gut aus?«, vermutete ich.
Sie verdrehte die Augen. »Jenny hat Titten wie Torpedos. Jeder starrt Jenny an. Verdammt,
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