Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
nach der Flucht vor diesem haarigen Kerl, der mich mit einer Pistole so groß wie New Mexico verfolgt hatte, nicht zählten.
»Gut, werde ich ausrichten. Bitte bleiben Sie einen Augenblick dran«, erwiderte Ms. Maus.
»Christina!« Seine Stimme klang weich, als er ans Telefon ging.
»Woher wussten Sie, dass ich es bin?«
Er lachte. »Die meisten Frauen, die ich kenne, sind von Kopf bis Fuß sichtbar. Ich hatte gehofft, dass Sie anrufen würden.«
»Wirklich?« Ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen, aber ich hatte während der letzten, na ja, dreißig Jahre oder so nicht besonders viel Glück gehabt.
»Ja, ich …« Er schien nervös zu sein. »Ich habe mich gerade mächtig über mich selbst geärgert, dass ich Sie nicht nach Ihrer Telefonnummer gefragt habe.«
Ich konnte mich gerade noch bremsen, mit »Echt?« in diesem quietschigen Ton zu antworten, den ich noch aus meiner Jugendzeit kannte. »Na ja …« erwiderte ich stattdessen. »Ärgern Sie sich nicht mehr. Ich kann sie Ihnen ja jetzt geben.«
Er lachte. »Vielleicht frage ich Sie besser gleich, ob Sie mit mir ausgehen möchten, wenn ich Sie schon einmal an der Strippe habe!«
»Echt?« Meine Stimme quietschte. Mist!
»Haben Sie Samstagabend schon etwas vor?«
Ich fürchte, bei der Frage klappte mir die Kinnlade runter.
Wenn mich sonst ein Kerl um ein Date bat, dann durfte er sich normalerweise vom Gesetz her nicht weiter als fünfhundert Meter von seinem Wohnwagen entfernen.
»Samstagabend?« Ich widerstand der Versuchung, laut »Ja!« zu schreien und blätterte lautstark durch den Liebesroman, den ich gerade las. Das Schöne an solchen Liebesromanen ist ja, dass das Mädchen am Schluss immer ihren Kerl bekommt. Und was für einen. Er ist attraktiv, intelligent, gepflegt und besitzt nie einen Wohnwagen. »Ich muss kurz einen Blick in meinen Kalender werfen.« Heftiges Geblätter, während ich bis fünfzehn zählte. »Samstag, den neunzehnten?«
»Ja.«
Ich wusste nur allzu gut, dass sich der Samstag wie ein funkelndes Nichts in meinem Kalender hervortat, den ich in meiner Tasche hatte. »Tut mir leid, aber da habe ich schon etwas vor.« Die Erinnerung an einen Kerl namens Keith Hatcher brachte mich dazu zu lügen. Ich war mit Hatcher etwa fünf Monate lang ausgegangen. Er war Grundstücksmakler und Hobbyfotograf. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, ganz gut mit ihm zusammenleben zu können, bis ich eines Tages in seinem Büro Bilder von mir am Schwarzen Brett entdeckt hatte. Ich schlief darauf. Mein Mund stand offen. Meine Haare klebten platt und strähnig an meiner linken Gesichtshälfte. Und ich war nackt. Nackt wie Gott mich geschaffen hatte.
»Den ganzen Tag über?«, fragte Bennet.
Es kann eine Frau ganz schön nervös machen, sich selbst zwischen all den Fotos von Eigentumswohnungen und Häusern mit Grundstück nackt abgelichtet zu sehen.
»Ja, leider sieht es ganz danach aus.«
»Und was ist mit Sonntag?«
»Ähm …« Ich schloss die Augen. Ich hatte das Foto immer noch sehr deutlich vor mir. Meine Oberschenkel hatten fett ausgesehen. Aber das Foto war auch aus einer schlechten Perspektive heraus aufgenommen worden.
»Tut mir leid«, entgegnete ich. Wenn jemand ein Foto von mir machen wollte, würde ich das gerne mindestens ein halbes Jahr im Voraus wissen wollen und Klamotten tragen – Berge von Klamotten.
»Christina, ich weiß, dass wir Computerfritzen oft totale Sonderlinge sind, aber ich bin ein wirklich anständiger Kerl.« Pause. »Ehrlich!«
Mein schlechtes Gewissen meldete sich leise zu Wort. Sicher war es falsch, alle Männer über einen Kamm zu scheren und sie nach den Fehlern einiger weniger zu beurteilen, aber ich war so vollkommen, so unglaublich nackt gewesen. »Es ist nicht so, dass …«
»Ich kürze mir meine Nasenhaare«, erklärte er.
»Es tut mir wirklich …«
»Und ich gucke kaum noch japanische Zeichentrickfilme. « Er hielt inne. »Nur Cardcaptor Sakura. Die ist verdammt heiß!«
Ich konnte nicht anders, ich musste lachen.
»Freitagabend«, bestimmte er. »Und wenn Sie sich nicht amüsieren, dann können Sie mir einen Schlag mit dem Elektroschocker verpassen und mich in East L. A. mit einem Tritt in den Hintern aus dem Wagen werfen.«
Ich versuchte, ihm zu widerstehen, aber er schien so unglaublich … normal zu sein. Ein Freudenschauer lief mir den Rücken hinunter. Ich meine – ich musste Solberg finden, um jeden Preis. Für Elaine. Und Ross, Mr. Bennet, könnte mir vielleicht ein
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